Ein betĂ€ubender Druck lastet auf meinem Herzen und zwingt mich zu Boden. Mit benebelten Sinnen taste ich vorsichtig meine Umgebung ab. Eine Mischung aus Schlamm und Kieselsteinen spĂŒre ich durch meine zitternden HĂ€nde. Der Boden unter mir fĂŒhlt sich kalt und leblos an, und ich sinke leicht hinein. Dieser Ort verschlingt jegliches Licht und hĂŒllt mich in einer kalten Finsternis.
Durch den zĂ€hen Schlamm wird jede Bewegung erschöpfender. Mein Ăberlebensinstinkt setzt ein und versetzt meine Arme und Beine hektisch in alle Richtungen. Das WĂ€lzen schĂŒrft mein Fleisch auf und hinterlĂ€sst blutige Wunden, dennoch suche ich entschlossen weiter nach einer Chance. In einem kurzen Augenblick streifen meine Fingerspitzen etwas Langes und Festes. Mit meinen letzten KrĂ€ften ergreife ich diese Chance und ziehe mich nĂ€her an die hohe, rindenartige Silhouette heran.
âEs ist ein Baumâ, sage ich mir, als ich den etwas festeren Boden erreiche und den Stamm fest umklammere. Ich ziehe meine Arme höher am Stamm entlang, um mich aufzurichten. Beim Aufstehen merke ich, dass die Rinde des Baumes trocken ist. Endlich stehe ich aufrecht, doch der Druck auf meiner Brust wandert rĂŒcksichtslos zu meinem Kopf. Meine Augen offen zu halten, wird zu einer enormen Last. Meine Sehkraft nimmt immens ab, als wĂŒrde ich durch ein SchlĂŒsselloch blicken. Trotz der unerbittlichen Schmerzen höre ich allgegenwĂ€rtige, dumpfe Stimmen.
Mit Schlamm bedeckt, schaue ich mich um. Zahlreiche BĂ€ume stehen dicht gedrĂ€ngt um mich herum. Ein kalter Windstoss trifft mich von der rechten Seite, doch kein BlĂ€tterrauschen ist zu hören, sondern nur das Knacken der trockenen Ăste durchbricht die Stille. Erschöpft greife ich nach einem herumliegenden Ast und nutze ihn als StĂŒtze, um durch diese trĂŒgerische Landschaft voranzukommen. Ich bewege mich in die Richtung, in der die Stimmen lauter werden. In der Ferne erkenne ich mit angestrengtem Blick die Umrisse eines Bauernhauses. Neben dem Haus stehen zwei menschenĂ€hnliche Gestalten, die sich offenbar unterhalten. Ausgehungert nĂ€here ich mich diesem Ort, obwohl mit jedem Schritt der Druck auf meinem Körper zunimmt. Ich beisse die ZĂ€hne zusammen, um den Schmerz lĂ€nger auszuhalten. Dann höre ich aus den dumpfen Stimmen ein einziges Wort: âHilfeâŠâ Der kalte Wind um mich herum wird stĂ€rker, und ich sehe hilflos, wie eine der Gestalten leblos zu Boden sackt.
Schweissperlen und TrĂ€nen laufen meinem Gesicht herunter. Die Kreatur starrt mich nun mit glĂŒhend roten Augen in dieser farblosen Umgebung an. Ich erkenne, dass sie etwas Langes in der Hand hĂ€lt. Die Panik ergreift mich und hektisch suche ich nach einem Fluchtweg. Als ich links neben mir blicke, spĂŒre ich einen kurzen Nachlass meiner Schmerzen. Hinkend bewege ich mich in diese Richtung, um den Schmerzen und der Panik zu entkommen. Mit jedem Schritt schwinden die Schmerzen, aber dafĂŒr trĂŒbt sich mein Blick weiter, als ob die Dunkelheit um mich herum immer dichter wird. Ausser Atem stĂŒtze ich mich stark auf den Ast und blicke kurz zu Boden, um tief Luft zu holen. Ich richte mich auf und höre nur einen klaren Satz: âDeine Gier nach Macht hat dich hierhergebracht. âDanach bricht ein furchtbares GelĂ€chter um mich herum aus. Meine Knie werden weich, und ich kann mich nicht mehr aufrecht halten. Verzweifelt schreie ich um Hilfe.
Ich spĂŒre, wie der Ast in meiner rechten Hand schwerer und lĂ€nger wird. Die rindenartige OberflĂ€che des Astes verwandelt sich zu einer glatten OberflĂ€che. Ich weiss nicht, was passiert, aber Schritte kommen nĂ€her auf mich zu. In Todesangst hebe ich den Ast hoch, um mich zu verteidigen. Die Schritte nĂ€hern sich unerbittlich, wĂ€hrend der Boden unter meinen FĂŒssen immer heftiger bebt. Panisch steche ich mit meiner verbleibenden Kraft in Richtung der Quelle.
Es wird still, unheimlich still. Die Schmerzen schwinden, und meine Sehkraft kehrt langsam zurĂŒck. Mit einem entsetzten Blick betrachte ich den Ast in meiner Hand. Nein, es ist kein Ast mehr. Ein pechschwarzer Speer, kalt und schwer, liegt in meiner Faust. Am Ende des Speers hĂ€ngt eine ausgehungerte Gestalt, die in ihrem Todeskampf erstarrt ist. Ein Schrei bleibt mir in der Kehle stecken.
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Bild-Hinweis: Es wurde mit KI/Dall-E erstellt
Prompt: Eine komplett dunkle und unheilvolle Waldszene bei Nacht im 16:9-Format. Die Hauptfigur ist kaum sichtbar in der pechschwarzen Umgebung, bedeckt mit Schlamm und hĂ€lt einen realistischen Speer, der einst ein Ast war. Der Wald ist voller toter, blattloser BĂ€ume, und der Boden ist matschig und tĂŒckisch. Die gesamte Szene ist in völlige Dunkelheit gehĂŒllt, ohne jegliche sichtbare Lichtquelleâkeine Kerze, kein Feuer, keine Lampe. Die AtmosphĂ€re ist ĂŒberwĂ€ltigend dunkel und bedrohlich, mit nur einem schwachen Umriss der bedrohlichen Kreatur mit leuchtend roten Augen, die kaum im Schatten zu erkennen ist. Die Szene ist dunkler und farbloser gestaltet, um die unheilvolle und bedrohliche Stimmung zu verstĂ€rken.
Dieser Artikel wurde von Alexander Spiridonow, Student der Fachhochschule Nordwestschweiz verfasst und am Schreibwettbewerb von FH SCHWEIZ eingereicht.
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