Nicht jeder hat die Möglichkeit, sich seine Ausbildung oder Weiterbildung selbständig zu finanzieren. Obwohl oft die Eltern mithelfen, können auch diese nicht immer sämtliche Kosten tragen. Daher ist es sinnvoll, dass es in der Schweiz ein grosses Angebot an staatlicher wie auch privater Finanzierungshilfe gibt. Im letzten Monat berichtete das Bildungsmagazin bereits über Stipendien und darüber, was Interessierte dabei beachten müssen. Daneben gibt es jedoch noch eine weitere Art von Finanzierungshilfe: Darlehen.
Diese unterscheiden sich von Stipendien, da man sie samt Zinsen zurückzahlen muss. Gründe, warum man auf Darlehen zurückgreifen muss oder möchte, gibt es viele: Gemäss Bundesamt für Statistik wird nur jedes zweite Stipendiengesuch bewilligt; wer dann nicht auf die Unterstützung von Eltern oder Arbeitgebern zurückgreifen kann, zieht ein Bildungsdarlehen in Betracht. Häufiger noch ist diese Finanzierungsform der einzige Weg, um eine Zweitausbildung oder Weiterbildung abzuschliessen. Ein Beispiel: Personen, welche eine Grundausbildung, beispielsweise eine Lehre, vorweisen, bereits ausgezogen sind und auf eigenen Beinen stehen, haben wenig Chance auf ein kantonales Stipendium. Denn sie können bereits ein Einkommen erwerben und sind somit nicht auf eine weitere Ausbildung angewiesen. Claude Siegenthaler, Mitglied des Stiftungsrats von EDUCA SWISS, erläutert dies so: „Obwohl die Anforderung des Arbeitsmarktes sich immer rascher verändern und allseits von der Notwendigkeit des lebenslangen Lernens gesprochen wird: Das kantonal geregelte Stipendienwesen trägt diesem Umstand noch nicht angemessen Rechnung.“ Wer also den Beruf wechseln möchte, müsse häufig allein für die Finanzierung aufkommen. Doch welche Art Bildungsdarlehen ist die richtige?
Der klassischen Bildungskredit ist bekannt: Man bezieht ihn auf der Bank, ähnlich wie ein Kredit für das Eigenheim. Dieser Bildungskredit ist in der Schweiz jedoch nicht gang und gäbe. Andere Länder wie die USA geben dazu auch ein eher abschreckendes Beispiel ab. In der Schweiz werden Darlehen von einigen Kantonen gewährt oder aber von Konsumkredit-Unternehmen wie credit now angeboten. Während die Kantone für Stipendien einen Nachweis der Bedürftigkeit verlangen, ist ein regelmässiges Einkommen Voraussetzung für den Konsum- bzw. Bankkredit. Dieser ist bei Zinsen zwischen 4.9 Prozent und 9.9 Prozent ziemlich teuer. Neben den klassischen Anbietern gibt es alternative Anlaufstellen für Dahrlehen: Crowdfunding-Plattformen wie beispielsweise splendit. Hier sind weder Bedürftigkeit noch ein regelmässiges Einkommen Bedingung; die Zinsen bewegen sich zwischen 5 Prozent und 9 Prozent plus Gebühren für den Vermittler.
Daher ist es oft sinnvoller, sich um einen Bildungskredit bei einer Stiftung zu bemühen. Spezialisiert darauf hat sich EDUCA SWISS: Sie baut auf einem seit über zehn Jahren erfolgreichen Ansatz einer begleiteten Vermittlung von Bildungsdarlehen auf. Claude Siegenthaler erklärt: „Wir als gemeinnützige Stiftung betreiben diese Darlehen nicht als Geschäft wie eine Bank. Unser Ziel ist es, gerade Menschen, die im bestehenden Fördersystem benachteiligt werden – weil sie keine Unterstützung von Eltern, Staat oder Arbeitgebern erhalten – eine tragbare Finanzierung zu ermöglichen.“ Das Geld – in der Regel zwischen 5’000 und 40’000 Franken – stellen dabei bildungsengagierte Privatpersonen oder andere Stiftungen zur Verfügung. EDUCA SWISS erhebt kostendeckende Gebühren, die Kandidat und Darlehensgeber bezahlen. Die Zinsen werden individuell verhandelt und bewegen sich zwischen 0 Prozent bis maximal 4 Prozent; im Durchschnitt sind es aktuell 2.7 Prozent – also ein Bruchteil der Zinsen kommerzieller Anbieter.​
Claude Siegenthaler war selbst auf UnterstĂĽtzung fĂĽr seine Ausbildung angewiesen. Seit 2014 engagiert er sich fĂĽr mehr Chancengerechtigkeit durch Bildungsfinanzierung. „Wir bringen Menschen zusammen, die an den Wert von Bildung glauben und ermöglichen so Hilfe zur Selbsthilfe.“ Bei EDUCA SWISS ist Siegenthaler als Teil des Stiftungsrates fĂĽr die GeschäftsfĂĽhrung verantwortlich.Â
Bei EDUCA SWISS findet man jedoch nicht nur Darlehensgeber, sondern zusätzlich auch Coaches. Wichtig ist, dass man einen Schweizer Wohnsitz hat und einen umsetzbaren Finanzplan ausarbeitet. Dies sind die einzigen Voraussetzungen: „Wir sind wirklich für alle da, die durch Lücken des Stipendienwesens fallen“, unterstreicht Siegenthaler. Dies bedeutet, EDUCA SWISS unterstützt alle Arten von Ausbildungen, sei es eine Lehre, eine weitere berufliche Ausbildung oder ein klassisches Studium. Das Coaching ist Voraussetzung, um ein Darlehen über EDUCA SWISS zu erhalten. Zusammen prüft man zusätzlich Einsparpotentiale und optimiert den Finanzplan so, dass der Restbedarf mit Bildungsdarlehen tragbar finanziert werden kann. Damit möchte EDUCA SWISS verhindern, dass sich Antragssteller falsche Hoffnungen machen oder ihr Finanzplan nicht aufgeht. Das Coaching steht im Verlauf des gesamten Bildungsprojekts kostenlos zur Verfügung. Treten Planänderungen auf, sei es, weil die Ausbildung länger dauert oder der Finanzbedarf sich ändert, stehen Coaches und Stiftung mit Rat und Tat zur Seite – bis zum erfolgreichen Abschluss und der Rückzahlung.
Über 90 Prozent aller Kandidaten, die mit EDUCA SWISS einen Plan erarbeiten, können einem oder mehreren Darlehensgebern vermittelt werden. Und überraschend viele finden im Prozess des Coachings heraus, dass sie ihre Ausbildung eben doch selbst finanzieren können – weil sie die Empfehlungen umsetzen oder dank des überzeugenden Plans doch noch im familiären Umfeld Unterstützung erfahren: „Das freut uns – denn als Stiftung geht es uns nicht darum, möglichst viele Kredite zu vermitteln, sondern um den Erfolg unserer Kandidaten.“​
Dieser Beitrag ist als Erstpublikation im Bildungsmagazin der Bildungsplattform eduwo erschienen.Â