Die Balance zwischen Forderung und Überforderung, zwischen Unterstützung und Eigenverantwortung bei jungen Erwerbstätigen zu finden, ist nicht so einfach. Lernende bringen unterschiedliche Stärken, Schwächen und Kompetenzen mit. Die Suche nach Orientierung und Sinngebung sowie das Ausloten eigener Fähigkeiten und Grenzen sind charakteristisch für diese Altersphase. So kann ein "ungeduldiges" oder "gleichgültiges" Verhalten von Lernenden auf deren Wahrnehmung zurückzuführen sein, dass ihnen Entwicklungsmöglichkeiten fehlen. Dies kann dazu führen, dass sie beginnen, den Sinn ihrer täglichen Aktivitäten in Frage zu stellen. Es spielt anfangs eine geringe Rolle, ob dies tatsächlich der Fall ist oder nur in der Vorstellung der Jugendlichen existiert - für sie selbst erscheint die Welt in diesem Augenblick genauso. Dasselbe trifft zu, wenn Lernende monotone und wenig abwechslungsreiche Aufgaben übernehmen müssen oder strenge Vorgaben in ihrer täglichen Arbeit erleben, die ihnen keine Möglichkeit zur persönlichen Entfaltung bieten. Dies kann wiederum das Gefühl hervorrufen, nur ein «unbedeutendes Rädchen» im Erfolg des Betriebs zu sein.
Mit der bewussten Gestaltung von Arbeitsaufträgen können Betriebe solchen Entwicklungen entgegentreten. Es gilt arbeitsbezogene Belastungen wie illegitime, also unnötige oder unzumutbare Aufgaben, sowie unklare und widersprüchliche Anweisungen zu reduzieren sowie Ressourcen wie Handlungsspielraum und Mitbestimmung zu stärken.
Die Möglichkeit, die eigenen Fähigkeiten einzusetzen, und die eigenständige Abwicklung ganzheitlicher Aufgaben sind motivierende Erfahrungen, welche sowohl für die berufliche als auch die persönliche Entwicklung junger Erwerbstätiger sehr wichtig sind. Unternehmen können diese Ressourcen gezielt stärken, indem bei Arbeitsaufträgen die Erwartungen und Zielsetzungen klar formuliert, bei der Umsetzung aber möglichst viele Freiheiten gewährt werden. Dabei ist es zentral, die jungen Erwerbstätigen gemäss ihren Fähigkeiten abzuholen und eine Balance zwischen Unterstützung und Eigenverantwortung zu finden sowie Erwartungen und Vorgaben klar und verbindlich zu kommunizieren.
Ein Beispiel: Erhält eine Organisation einen Grossauftrag, welcher mit einer knappen Lieferfrist einhergeht, müssen alle anpacken und mithelfen – auch Lernende. Dabei kann über einige Tagen oder gar Wochen eine «monotone» Arbeit nötig sein, damit der Auftrag machbar ist. Dabei ist es wichtig, dass durch eine klare Kommunikation die Situation erklärt wird. Die Botschaft sollte stets sein, dass die Lernenden eben auch bei vorübergehender, monotoner Arbeit ein "wichtiges Rädchen" im Betrieb sind.
Zusammengefasst können Berufsbildner*innen darauf achten, dass…
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