
Sie misst den menschlichen Gang, die Aktivität von Muskeln oder die Kräfte, die auf ein Gelenk wirken: Die Bewegungsanalyse, bei der Daten zu Abläufen, aber auch Störungen des menschlichen Bewegungsapparats erhoben werden. Sie kommt in verschiedenen Bereichen zum Einsatz, etwa bei der Entwicklung neuer Produkte wie zum Beispiel von Schuhen, in der Rehabilitation oder für die klinische Entscheidungsfindung. Die Erhebung von Bewegungsdaten ist dabei meistens aufwendig und ressourcenintensiv. So müssen passende Probandinnen und Probanden rekrutiert, deren Bewegungen in speziellen Laboren mithilfe von High-End-Kameras und Markern erfasst und mit leistungsfähigen Computern aufbereitet und analysiert werden – eine Datenerhebung also, die mit viel Vor- und Nachbereitung verbunden ist und einiges an Ressourcen benötigt.
Angesichts dieses Aufwands wäre es sinnvoll, wenn Bewegungsdaten aus einzelnen Forschungs- und Entwicklungsprojekten öffentlich zugänglich wären und so mehrfach wiederverwendet werden könnten – von anderen Wissenschaftlerinnen, von Therapeuten oder Produktentwicklerinnen. Bloss: Solche Open Research Data (ORD) sind in der Bewegungsanalyse rar gesät. «Der Anteil an öffentlich zugänglichen Daten aus Bewegungslaboren ist klein», sagt Michelle Haas. Die Bewegungswissenschaftlerin am Departement Gesundheit gehört zum Team von «MoveD – Open Research Data in Swiss Movement Laboratories». Das von swissuniversities finanzierte Forschungsprojekt des Instituts fĂĽr Physiotherapie möchte die Veröffentlichung von ORD aus den Schweizer Bewegungslaboren fördern. DafĂĽr haben die Forschenden Guidelines erarbeitet, mit denen die Bereitstellung von Daten vereinfacht und unterstĂĽtzt werden soll. Â
Forschende werden an Publikationen gemessen – Datenpublikationen gehören aber noch nicht dazu.
Michelle Haas, Bewegungswissenschaftlerin am Departement Gesundheit
Â
Erschwerend kommt laut der Forscherin hinzu, dass ethische und rechtliche Vorgaben häufig einen Interpretationsspielraum haben. «Das fĂĽhrt dazu, dass sich ihre konkrete Auslegung von Fall zu Fall unterscheidet», sagt Michelle Haas und illustriert diese Herausforderung an einem Beispiel: Ob ein Datensatz ausreichend anonymisiert sei, hänge laut Gesetzgebung auch vom Aufwand ab, den es benötige, um trotzdem RĂĽckschlĂĽsse auf die Person machen zu können. «Das Gesetz sieht die Anonymisierung als gegeben an, wenn dieser Aufwand unverhältnismässig hoch ist – doch was heisst das im konkreten Fall?» Die im MoveD-Projekt erarbeiteten Guidelines unterstĂĽtzen Bewegungswissenschaftlerinnen bei der Beurteilung rechtlicher und ethischer Fragen. Und sie vermitteln das Wissen, das es braucht, um Bewegungsdaten ausreichend zu anonymisieren oder zu verschlĂĽsseln.Â
Das Spital der Zukunft nutzt digitale Technologien und moderne Organisationsformen, vernetzt Abläufe und Daten – und steigert so Qualität und Effizienz. Von der Vision eines Spitals als eines durchdigitalisierten und intelligenten Systems ist das Schweizer Gesundheitswesen noch weit entfernt. RĂĽckenwind erhält es nun von «Smart Hospital – Integrated Framework, Tools & Solutions (SHIFT)», einem Flagship-Projekt von Innosuisse. Geleitet wird dieses von der ZHAW, die mit dem Universitätsspital und der Universität Basel, der Universität ZĂĽrich, der Fachhochschule Nordwestschweiz sowie zahlreichen Spitälern und Industriepartnern bis 2025 an einer Blaupause der Digitalisierung arbeitet. Kern des Projekts ist eine Wissensdatenbank, die Spitälern als Quelle und Inspiration fĂĽr den digitalen Wandel dienen soll. Die Datenbank wird laufend um Ergebnisse und Erkenntnisse aus den elf Subprojekten ergänzt. Diese demonstrieren, wie neue Technologien im klinischen Betrieb, aber auch beim Spitalmanagement konkret eingesetzt werden können. Das SHIFT-Team wurde 2023 mit dem Prix d’Excellence von santeneXt ausgezeichnet – die Organisation ehrt damit Spitzenleistungen im Bereich Gesundheitsinnovation und digitale Transformation.Â
Die Ergotherapie in der Schweiz ist weiblich, regional ungleich verteilt und liegt bei der Versorgungsdichte im europäischen Mittelfeld. Solche und weitere Fakten zur Schweizer Ergotherapie-Landschaft wurden erstmals in einer gemeinsamen Studie der ZHAW, der Fachhochschule Westschweiz HES-SO, der Fachhochschule der italienischen Schweiz SUPSI, der Stiftung fĂĽr Ergotherapie und des Ergotherapie-Verbands Schweiz erhoben. Die zwischen 2023 und 2024 veröffentlichten und nun als Open Data zugänglichen Resultate zeigen unter anderem: 4000 bis 4500 Personen arbeiten in der Schweiz in dem Beruf, rund 90 Prozent davon sind Frauen. Auf 10’000 Einwohnerinnen und Einwohner kommen gut vier Therapeutinnen, regional schwankt dieser Wert jedoch erheblich. So ist die ergotherapeutische Versorgung in der Innerschweiz schwächer als etwa in der Westschweiz. Die Daten aus einer schweizweiten Online-Befragung von Betrieben und selbstständigen Therapeutinnen liefern ein detailliertes Bild des Berufsstands – und schaffen damit die Basis, um diesen weiterzuentwickeln. Sie erlauben es zum Beispiel, VersorgungslĂĽcken in Regionen oder spezifischen Arbeitsbereichen zu identifizieren und daraus berufspolitische Massnahmen abzuleiten, etwa gegen den Fachkräftemangel. Die Ergebnisse stehen auf der Open-Data-Plattform SWISSUbase zur VerfĂĽgung – fĂĽr weitere Forschung, politische Entscheidungsfindung oder Medienberichte. Â
Dieser Artikel wurde als Erstpublikation im ZHAW Impact veröffentlicht.