Der Mensch – ein Naturzerstörer

Chelsea Zurflüh
Studentin | Hochschule der Künste Bern
  • 21.09.2020
  • 5 min
Hitzewellen, Dürren, Erdbeben, Tsunamis, Überschwemmungen, Gletscherrückgang, Grossbrände und Plastikabfälle im Meer. Die Menschheit, die die Ehrfurcht gegenüber der Natur verloren hat, kriegt den Zorn dieser immer wieder zu spüren. Die Beziehung zwischen Mensch und Mutter Erde geht zunehmend verloren. Aber was geschieht, wenn wir der Natur alles nehmen und schlussendlich nichts mehr von ihr übrig bleibt?

Ein Geben und Nehmen

Seit jeher bedient sich die Menschheit an der Natur. Die BĂ€ume spenden Sauerstoff, der fruchtsame Boden der Erde lĂ€sst FrĂŒchte, GemĂŒse, Getreide und mehr gedeihen, man baut HĂ€user, Strassen, FlughĂ€fen und es hat viele GewĂ€sser. Geben und Nehmen ist eine alte Redensart. Wir Menschen nehmen jedoch nur viel von der Natur, aber was geben wir ihr zurĂŒck? 

Mehr und immer mehr

Man kann nie genug kriegen und möchte immer grösser, reicher und mĂ€chtiger sein. SchĂ€tzen, was da ist und damit zufrieden sein – diese Denkweise ist bei vielen Menschen leider schon verlorengegangen. Die Natur ist mĂ€chtiger als alles andere und gegen den Willen der Natur kann die Menschheit nichts unternehmen.

Langsam beginnen die Menschen zu erkennen, dass wir nur ein kleiner Teil eines riesigen Ökosystems sind und der Planet, auf dem wir leben, unser einziger Lebensraum ist. Eine Existenz fĂŒr alle ist nur möglich, wenn wir nachhaltig leben und zu unserem Planeten schauen, damit auch unsere Nachfahren die Erde schĂ€tzen können.
Naturschutzgebiete, Recycling, geschĂŒtzte Tierarten, verĂ€nderte Essgewohnheiten, Einsatz von Umweltschutzorganisationen, AufrĂ€umarbeiten von frĂŒherem Handeln – all dies trĂ€gt dazu bei, dass wir die Umwelt schĂŒtzen, bewusster leben und der Natur nicht alles nehmen, was sie uns bietet. Ich möchte ungern die Folgen erleben, wenn wir die Natur durch unsere Verhaltensweise und Lebensart vollends zerstören


Die Zerstörung fand und findet statt, aber es gab schon immer Gegensteuer

Man muss auch sagen, dass unsere Vorfahren bis in die heutige Zeit jeweils nach ihrem Wissensstand gehandelt haben. Es ist daher falsch zu behaupten unsere Vorfahren, Grosseltern und Eltern hĂ€tten die Umwelt bewusst zerstört – diese Aussage stimmt nicht. Warum? Sobald man gemerkt hat, dass eine Handlung zu SchĂ€den fĂŒhrt, hat man begonnen gegenzusteuern. Zum Beispiel:
FrĂŒher hat man jeden Dreck in die GewĂ€sser gelassen. Dann hat man gemerkt, dass das zu starker Verschmutzung fĂŒhrt und begonnen KlĂ€ranlagen zu bauen. FrĂŒher war auch Blei im Benzin, was zu SchĂ€den im Boden fĂŒhrte. Seit Jahren gibt es nur noch bleifreies Benzin. Heizöl enthielt frĂŒher sehr viel Schwefel, was durch sauren Regen zu Waldsterben fĂŒhrte. Man hat das Öl entschwefelt, heute ist saurer Regen kein Thema mehr.
So gÀbe es noch viele weitere Beispiele, wo man gemÀss den Erkenntnissen Anpassungen vorgenommen hat, um SchÀden zu verhindern.

Aus der Sicht von uns hochentwickelten LĂ€ndern ist dies alles selbstverstĂ€ndlich Geld in den Umweltschutz zu investieren. Man vergisst aber vollkommen, dass es LĂ€nder gibt, in denen das Wort Umweltschutz kaum vorkommt und man sich ĂŒberhaupt nicht bewusst ist, was man alles kaputtmacht. Das hĂ€ngt einerseits mit der finanziellen Seite zusammen, aber ebenso auch mit mangelndem Wissen und Bildung.

Das Opernprojekt «Natur & Oper» 

Ein riesiges, ehemaliges Hochregallager, eine 60m x 100m grosse FlĂ€che, zehn SĂ€ngerinnen und SĂ€nger, dreizehn Instrumentalisten und ein Thema – Natur und Oper. Was fĂŒr ein Zusammenhang besteht zwischen diesen beiden Themen, die einerseits zusammen passen und anderseits total gegensĂ€tzlich sind?
Unser Projekt spielt in einer Welt, wo die Natur bereits nicht mehr vorhanden ist. Der Fokus liegt auf der Erinnerung an die Natur. Wie fĂŒhlt es sich an, etwas Bekanntes wieder neu zu entdecken, wenn man es schon einmal gekannt, aber auf Grund rĂŒcksichtsloser Lebensweise verloren hat? Wie blicken wir auf unseren verwĂŒsteten Lebensraum zurĂŒck? Was empfinden wir? Lernen wir aus unseren Fehlern und korrigieren wir diese oder haben wir immer noch das GefĂŒhl die Grössten der Welt zu sein?

Ikarus – der ÜbermĂŒtige

Passend dazu ist die im Projekt vorkommende Arie «Es geht aus seinem Strahlentor der Tag in freud‘ger Kraft hervor» aus Giacomo Meyerbeer’s geistlichem Werk «Gott und die Natur». Im Zentrum der Inszenierung steht die Figur Ikarus aus der griechischen Mythologie.
Er liebt das Fliegen und erinnert sich daran, wie es sich einmal anfĂŒhlte hoch oben im Flugzeug durch die Luft zu fliegen und die Welt dabei zu entdecken. Ikarus ist von sich selbst ĂŒberzeugt und sich sicher, dass er auch ohne Hilfsmittel fliegen kann. Der Zorn der Götter lĂ€sst nicht lange auf sich warten und Ikarus‘ ÜbermĂŒtigkeit wird schon bald bestraft.
Vielleicht sollten auch wir Menschen unseren Übermut zurĂŒckschrauben und der Natur ihren Lauf lassen, bevor es kein ZurĂŒck mehr gibt.

AuffĂŒhrungen «Natur & Oper»

SA, 3. Oktober 2020, 19:00 Uhr | SO, 4. Oktober 2020, 11:00 Uhr
Ostermundigenstrasse 103, 3006 Bern

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