Lässig sitzt er auf seinem Stuhl, sein Blick ist gelassen und wach. Als er von seiner Schiedsrichterarbeit zu erzählen beginnt, spürt man, dass es für ihn mehr als nur irgendein Nebenjob ist: Er nimmt ihn ernst und kann sich gleichzeitig dafür begeistern.
«Du musst einfach geschmeidig sein», erklärt er. Damit ist die Haltung als Schiedsrichter gemeint. Und es scheint, als ob er das auch ist. Das war aber nicht immer so. Denn bereits mit 16 Jahren hat Dominic als Schiedsrichter im Unihockey angefangen. Und auch wenn man es heute dem gesprächigen Studenten nicht mehr anmerkt, sei er früher eher ruhig und introvertiert gewesen. Damals war es noch eindeutig schwieriger, sich gegen die fast gleichaltrigen Spieler durchzusetzen. Doch das lernt man mit der Zeit.
Schiedsrichter zu sein hat auch viel mit Kommunikation zu tun. In seinem Nebenjob müsse er eine entspannte und souveräne Ausstrahlung haben. So sei es einfacher, auf Spieler zuzugehen und mit ihnen zu reden. Auch im Kommunikationsstudium sowie im zukünftigen Berufsleben wird Auftreten immer wieder ein Thema sein. Ob der 24-Jährige in seinem Nebenjob mehr vom Studium profitiert oder umgekehrt, darüber ist er sich nicht sicher. Nach kurzem Überlegen stellt er fest, dass er als Schiedsrichter viel Grundsätzliches gelernt habe. In Situationen, in denen man sicher auftreten muss, herrsche natürlich immer Nervosität. Aber sobald man begonnen hat, verschwinde sie. Dominic meint, es sei wie auf dem Sprungbrett: Hat man den Sprung erst einmal gewagt, geht alles von alleine.
Am besten gefällt Dominic an seinem Nebenjob als Schiedsrichter, dass man nie weiss, wie das Spiel verläuft. Inzwischen kennt er die Liga zwar so gut, dass er allein anhand der Spieler und Trainer ein Stück weit abschätzen kann, welche Richtung der Match nehmen könnte. Trotzdem wird es nie langweilig. «Es ist etwas Spezielles, Schiedsrichter zu sein», sagt Dominic, «es wird einiges von dir gefordert.» Die Trainer würden erwarten, dass man als Schiedsrichter «gewisse Linien» habe, also klare Grenzen zieht. Ausserdem müssen sie jährlich einen Kurs absolvieren, in dem die Regeln repetiert und abgefragt werden. «Den Test habe ich noch nie fehlerfrei geschafft», gibt er zu und lacht dabei kopfschüttelnd. Während des Kurses kamen auch schon Psychologen, Mentaltrainer und Fitness-Coaches vorbei, um Inputs und Tipps zu geben. Auch einen Sporttest müssen die Schiedsrichter absolvieren.
Als besonders reizvoll empfindet Dominic, dass man Verantwortung übernehmen kann, unter anderem dafür, ein gutes Spiel zu ermöglichen. Zusätzlich besteht die Chance, aufzusteigen. Die Nationalliga A sei ein Ziel für ihn. Auch die Stimmung im Publikum mache einiges aus. Er lächelt und erzählt, wie an einem Aufstiegsspiel die Tribüne rappelvoll war, die Fans hatten Glocken dabeigehabt und die Stimmung brannte. «Das muss ein bisschen so sein, damit es fägt», fügt er grinsend hinzu. Trotzdem fokussiert er sich voll und ganz auf das Spiel, das Publikum muss er ein Stück weit ausblenden.
Während des Spiels wird es vor allem dann schwierig, wenn er urteilen muss, obwohl er eine Situation nicht genau gesehen hat. Sein Co-Schiedsrichter, mit dem er über ein Headset verbunden ist, hilft ihm dabei. Trotzdem ist es nicht immer ganz einfach; die Entscheidungen muss man intuitiv treffen. In der Pause oder nach dem Spiel sprechen die Schiedsrichter oft mit dem Trainer und den Spielern. «Das ist gut, so kriegen wir ein Feedback», stellt Dominic klar, «aber man muss sich emotional abgrenzen können.» Das hat er in seinen acht Jahren als Schiedsrichter auf jeden Fall gelernt.
Auch wenn Dominic noch nicht genau weiss, wie es nach dem Studium weitergeht, ist seine «Schiedsrichterkarriere» bestimmt noch nicht abgehakt. Er lässt alles auf sich zu kommen. Schliesslich ist seine erste Regel: Immer schön geschmeidig bleiben.
Dieser Beitrag ist als Erstpublikation beim Brainstorm erschienen.