Eine Gefahr für die Durchlässigkeit

Zu den zentralen Aufgaben von Weiterbildungen an Hochschulen gehört es, durch Wissenstransfer aus der Forschung in die Praxis zu lebenslangem Lernen beizutragen sowie die Durchlässigkeit und Komplementarität des Bildungssystems zu wahren und zu fördern. Zugang zu Weiterbildungen an Fachhochschulen sollen deshalb – neben Hochschulabsolvierenden – insbesondere auch Personen mit einem Abschluss der Höheren Berufsbildung (Tertiär B) und ausreichend Berufserfahrung in einem für die Weiterbildung relevanten Berufsfeld haben.

Gerade dieser Punkt gerät derzeit durch Forderungen in Gefahr, den Zugang zu verschärfen. Er soll grundsätzlich nur noch Hochschulabsolvierenden vorbehalten sein und mit einer Quote geregelt werden. Wenn – wie vereinzelt gefordert – «mehr als die Hälfte» der Teilnehmenden über einen Hochschulabschluss verfügen muss, wäre die Traverse von der Höheren Berufsbildung in inhaltlich anschlussfähige Hochschulweiterbildungen nicht mehr von adäquaten Kompetenzen und dem Qualifizierungsbedarf aus der Praxis abhängig, sondern von der Frage, wie viele Teilnehmende über einen Hochschulabschluss verfügen. Für Absolvierende der Höheren Berufsbildung würde der Weg eingeschränkt, ihre fachpraktischen Kompetenzen um eine wissenschaftliche Fundierung auf dem aktuellsten Stand zu ergänzen. Zudem könnten in Feldern, die vergleichsweise spät tertiarisiert wurden (z. B. Gesundheitsberufe), wichtige Angebote nicht mehr durchgeführt werden, weil die Zahl von Teilnehmenden mit Hochschulabschluss insgesamt zu gering ist. Und nicht zuletzt ergäbe sich ein Wettbewerbsnachteil, da im dynamischen Schweizer Weiterbildungsmarkt aktive ausländische Hochschulen keiner Quotenregelung unterliegen.

Eine Verschärfung beim Zugang in diesem Sinne wäre daher nicht nur für die Fachhochschulen, sondern für den gesamten Bildungsstandort Schweiz nicht zielführend.

Prof. Dr. Crispino Bergamaschi

Dieser Kommentar ist als Erstpublikation im Magazin INLINE, November 2020 erschienen.