Hochschule Luzern hebt Richtung Luft- und Raumfahrt ab

Die Schweiz und Lichtenstein bringen sich mit dem neuen Center for Space and Aviation Switzerland in Stellung, um im Bereich der Luft- und Raumfahrt vorne mitspielen zu können. Bei dem Center handelt es sich um eine Kooperation verschiedener Schweizer Player und von Starlab Space. Mit dabei: die Hochschule Luzern.

Am 9. Dezember 2024 wurde im Innovationspark Zürich das Center for Space and Aviation Switzerland and Liechtenstein gegründet. An der neuen Kooperation in der Luft- und Raumfahrt beteiligt sind vier Hochschulen, darunter die Hochschule Luzern (HSLU), die mit mehr als 50 internationalen Expertenteams, der Schweizer Luftwaffe, der zivilen Forschungsflugeinrichtung Swiss SkyLab und dem Fürstentum Liechtenstein zusammenarbeiten. Das Center vereint Forschungs- und Entwicklungserfahrung im Wert von rund einer Milliarde Franken ermöglicht wissenschaftlichen Zugang zu hochmodernen Infrastrukturen – darunter ein Flugprogramm und ein Flugplatz. Ziel des Centers ist es, Pionierarbeit zu leisten für die kommerzielle Nutzung des Weltraums, der sogenannten New Space Economy.

Darüber hinaus siedelt sich Starlab Space am Innovationspark an. Mit dem Ende der internationalen Raumstation ISS, aktuell für das Jahr 2030 geplant, soll Starlab als private, industriegetriebene Raumstation nicht nur eine nahtlose Fortsetzung von deren Forschungs- und Wissenschaftsaktivitäten gewährleisten, sondern auch den erdnahen Orbit für private Unternehmen erschliessen. So sollen langfristig Produkte und Anwendungen entwickelt und umgesetzt werden können, die in den einzigartigen Bedingungen der Schwerelosigkeit in höherer Qualität hergestellt werden können. Dazu gehören beispielsweise Halbleiter, Glasfaser und Produkte der Biomedizin wie Medikamente, menschliche Gewebe aus Stammzellen für Transplantationen oder Tumor-Organoide für die Präzisionsmedizin.


HSLU fokussiert auf Gesundheitsthemen

Die Weltraumbiologie-Gruppe der Hochschule Luzern (National Center for Biomededical Research in Space) am Institut für Medizintechnik, die seit 1977 regelmässig biologische Experimente im Weltraum durchführt, bringt langjährige Erfahrung in die Kooperation mit ein. Zurzeit steht bei ihr die Erforschung degenerativen Prozesse der Bandscheibe im Vordergrund. Sie untersucht dabei einerseits Astronautinnen und Astronauten, die aus dem Weltraum zurückkommen, deren Bandscheibe somit während Wochen keiner Einwirkung der Schwerkraft unterworfen war.


Andererseits sind auch Militärpilotinnen und -piloten der Schwerkraft in besonderer Weise ausgesetzt. Bei ihnen entstehen grössere Kräfte in den oberen Wirbeln und Bandscheiben, speziell durch Kurvenbeschleunigungen mit den Helmen auf den Köpfen – was auf die Dauer ebenfalls zu Problemen mit dem Nacken und dem Rücken führen kann. Bei ihnen ermöglicht die Messung der Belastung anschliessend Simulationen, die der Forschung weiterhelfen können. Die Resultate dieser Forschung werden grundlegende Informationen zu Ursache und möglichen Therapien von bandscheibenbedingten Rückenschmerzen liefern, die hauptsächlich Patientinnen und Patienten auf der Erde zugutekommt. Darüber hinaus befindet sich am Institut für Medizintechnik der einzige Kontrollraum der Schweiz, der direkten Kontakt zur ISS hat – Erfahrung, die auch für Starlab Space wichtig sein wird.

Durch die Kooperation wird das Forschungsnetzwerk der HSLU erweitert und der Zugang zu Infrastruktur wie beispielsweise dem Militärflughafen Dübendorf etabliert. Andererseits können andere Institutionen von der Erfahrung der HSLU im Gesundheitsbereich und von den medizintechnischen Laboren in Nidwalden profitieren.

Strategische Allianz

Das Center for Space and Aviation Switzerland and Liechtenstein arbeitet als eine eidgenössische Stiftung und basiert auf etablierten Kompetenzen und der jahrzehntelangen Erfahrung seiner Partner im Bereich Luft- und Raumfahrt. Strategisch orientiert es sich am Beschluss des Zürcher Regierungsrats zur Förderung von Space-Initiativen (RRB-2024-372) sowie am Synthesebericht zur Gebietsentwicklung des Flugplatzes Dübendorf.

Die Ziele des Centers sind ambitioniert: Der Aufbau einer «Civil Research Flight Facility» in Dübendorf bildet den Kern der ersten Entwicklungsphase. Geplant sind Forschungsflüge in der Schwerlosigkeit, Flüge im Zusammenhang mit Erd- und Atmosphärenbeobachtung, Green Aviation und Missionen zur menschlichen Leistungsfähigkeit in der Aviatik.

Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf interdisziplinären Weiterbildungsangeboten. Neue CAS/MASWeiterbildungen sollen Fachkräfte auf den Gebieten Space and Aviation für die New Space Economy qualifizieren. In Zusammenarbeit mit dem Fliegerärztlichen Institut und dem Bundesamt für Zivilluftfahrt werden Fortbildungen für Fliegerärzte entwickelt, um den Bedarf für die Zivilluftfahrt auch zukünftig zu decken. Im Bereich Forschung liegt der Fokus auf Anwendungen mit hohem gesellschaftlichem Nutzen, insbesondere Biotechnologie, Medizin, Umweltforschung, Testung von Raumfahrtkomponenten.

Das Institut für Medizintechnik

Das Institut für Medizintechnik bietet eine praxisorientierte Ausbildung und Forschungsprojekte im Bereich der biomedizinischen Forschung. Der Fokus liegt hierbei auf der regenerativen und Reproduktionsmedizin. Das Forschungsteam entwickelt innovative Technologien, die zum Teil im Weltraum getestet werden. Die erfahrenen Expertinnen und Experten arbeiten interdisziplinär – von Biologie und Medizin über Maschinenbau und Elektrotechnik bis hin zu Informatik –, um medizinische Herausforderungen von morgen anzugehen.

Am Institut wird der Studiengang Medizintechnik | Life Sciences angeboten. Aktuelle Trends wie die Miniaturisierung von Geräten, die Personalisierung von Diagnosen und Therapien oder der Einsatz von künstlicher Intelligenz in der Medizin verlangen nach entsprechend ausgebildeten Fachkräften. Das ist wichtig, denn die Medizintechnik erlebt derzeit einen Fortschritt im Schnellzugstempo und interdisziplinäre Ansätze gewinnen in der Gesundheitsversorgung zunehmend an Bedeutung. Das heisst auch, dass die Nachfrage nach Fachkräften mit entsprechendem Know-how steigt. Die HSLU hat deshalb den bisherigen Studiengang Medizintechnik stark weiterentwickelt und fachlich breiter aufgestellt. Neu heisst er Medizintechnik | Life Sciences und umfasst die drei Studienrichtungen Medizinproduktentwicklung, Life Sciences sowie Medizininformatik & Data Science.

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Hochschule Luzern

Marcel Egli

Leiter Institut für Medizintechnik

T +41 41 349 36 18

E-Mail: marcel.egli@hslu.ch

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