Ein Problem, das viele nur von den Ferien kennen, hat bei mir schon in der Kindheit angefangen. Während meine Mitschülerinnen mit ihren klein gepackten Täschchen zum Schwimmunterricht kamen, schleppte ich mühsam dieses Monstrum von Tasche mit, dass allein vom Duschgel, Shampoo und den Wechsel-Kleider aufgebläht war wie ein Ballon an einem Kindergeburtstag. Das grosse Badetuch, welches die Tasche beinahe aus den Nähten springen liess, musste ich immer mit aller Kraft in die Tasche stossen. Schon da war es mir ein Rätsel, warum ich die einzige war mit einer «Packbehinderung» und warum es meinen Mitschülerinnen doch jedes Mal gelang ihr Badetuch auf die Grösse eines Taschenbuches zu falten. Obwohl, heute bezeichnet man «Packungsbehinderung» wohl eher als «Handicap beim Befüllen von Begleit-Transport-Verstauungs-Objekten», wir wollen ja politisch korrekt sein.
Es hat zwar in Kindheitstagen angefangen, doch genau wie ich, ist das Problem immer grösser geworden. Ganz eskaliert ist es, als ich angefangen habe zu studieren und dann neben Stifte, Notizpapier und Büchern auch noch den Laptop dabeihaben musste. So viel wie ich den dabeihatte, hätte er auch bald sein eigenes Bachelordiplom verdient.
Und obwohl mir immer schon bewusst war, dass Packen nicht meine Stärke ist, laufe ich noch immer bepackt wie ein Maulesel durch den ganzen Tag. Sporttasche, Rucksack und Laptoptasche sind alle irgendwie so an mir verteilt, dass ich möglichst wenige Menschen anremple, sollte ich versuchen mich durch den engen Zug-Gang zu einem freien Abteil durchzukämpfen. Und trotzdem lässt es sich manchmal nicht vermeiden, irgendeine fremde Person mit einer meiner Gepäcksstücke zu berühren, die dann mit bösen funkelnden Blicken reagieren. Dann würde ich nur zu gern rufen «Ich kann nichts dafür. Ich habe ein Problem!».
Am allerschlimmsten ist es aber am Morgen, bevor ich das Haus verlasse. Denn dann muss ich in kürzester Zeit irgendeine Tasche oder Rucksack befüllen und dies ohne den Zug zu verpassen. In solchen Momenten würde ich dann doch einfach allzu gerne «Ich pack das nicht» schreien.
Seit neustem aber hat sich mein Pack-Problem nicht nur auf Koffer, Rucksack und co. begrenzt. Nein auch Kleider sind nicht mehr verschont. Vor allem Kapuzenpullover mit diesen kleinen Bauchtaschen, die einem das Gefühl geben, ein menschliches Känguru zu sein, haben es mir angetan. Da weiss man nie was man findet, wenn man da reinfasst. Ein benutztes Taschentuch? Ein Samsung-Ladekabel? Verknotete Kopfhörer? Ein gratis BigMac? Die Kronjuwelen der Queen? Die Möglichkeiten sind endlos! Obwohl das war ja jetzt schon übertrieben. Denn woher sollte ich als iPhone Besitzerin ein Samsung-Ladekabel haben?
Mein Einpack-Dilemma wird langsam aber sicher zur Belastung. Ich fühle mich tagein-tagaus unverstanden. Nur am Flughafen, wenn wieder jemand vor mir in der Schlage an der Gepäckaufgabe seinen Koffer von der Waage nehmen muss, verzweifelt und total gestresst diverse Gegenstände in sein doch schon übervolles Handgepäck stopft, dann ja dann geht es mir besser.
Nach all dem Jammer muss ich aber auch zugeben, dass mein Pack-Problem auch eine gute Seite hat. Wann immer ihr einen Kaugummi, Taschentuch, Locher, Bostich, Post-it, Boomerrang, Pantoffeln, Snacks, Schraubenzieher, Pflaster oder sonst irgendein Kram braucht, ich werde es sicherlich in meiner Tasche dabeihaben.