Sie heissen «Edelgläsli», «Tornado Seltzer» oder «Pois’Camole». Sie alle sind innovative Projekte und Produkte, die im Rahmen von Minor-Studiengängen an der BFH-HAFL entstanden sind. So können Studierende schon während des Studiums anfangen, sich berufliche Standbeine aufzubauen. «Es geht dabei vor allem auch darum, für die Studierenden einen Raum schaffen zu können, wo sie lernen mit Unsicherheit umzugehen», sagt Christine Geissbühler, Co-Leiterin des Entrepreneurship Office der BFH. «Sie lernen zudem Risiken einzugehen und im Team innovative Lösungen für aktuelle Problemstellungen zu erarbeiten. Deren Marktfähigkeit können sie sogleich live auf dem realen Markt testen». Ein solch aktuelles Problem ist Food Waste. Ein Lösungsansatz könnte in der Veredelung von Food Loss bestehen, also indem aus «Abfällen» qualitativ einwandfreie Produkte werden.
So ist auch «Edelgläsli» entstanden, ein Minor-Projekt, das eben erst angelaufen ist. «Die Idee, Food Loss-Rohstoffe in Bio-Qualität weiterzuverarbeiten, ist entstanden als wir uns im Studium mit dieser Thematik befasst haben», sagt Anaïs Aeschbacher. Sie bildet gemeinsam mit Selina Tschopp, Julia Zaugg und Fabian Frésard das Projektteam. Befüllt werden die «Edelgläsli» mit leckeren Chutneys, die sich je nach Saison und Food Loss-Anfall ändern. Auf einem Bio-Knospe-Markt konnten die vier vor kurzem ihre Produkte präsentieren. «Wir sind sehr stolz und glücklich darüber, wie das Projekt angelaufen ist», freut sich Anaïs Aeschbacher. 200 Edelgläsli hätten sie bisher bereits verkauft, weitere 300 Gläser, befüllt mit Randen-, Bananen- oder Zwiebel-Chutney, sind aktuell in Produktion. Die Gläsli sind über das Bio Gemüse-Abo in Bibern SO sowie in einigen ausgewählten Bioläden erhältlich.
Bereits einen Schritt weiter ist «Tornado Seltzer», ursprünglich ebenfalls ein Minor-Projekt. «Am Anfang haben wir unser Hard Seltzer noch von Hand in der Technologiehalle der HAFL produziert; abgefüllt wurde das Getränk damals in Glasflaschen», erzählt Linus Imhof. Er ist gemeinsam mit Samuel Liechti, Reto Huwiler und Florian Heiland Gründer des alkoholhaltigen Sprudelwassers mit Holunderblütengeschmack. Bei der Lancierung im Juni 2022 waren sie sogar noch zu sechst. «Tornado Seltzer» verkaufte sich gut und die Rückmeldungen waren durchwegs positiv. Deshalb haben die vier Studierenden anfangs 2023 beschlossen, gemeinsam eine GmbH zu gründen. Nach einem Rebranding wird das Tornado Hard Seltzer nun zusammen mit der Brauerei Thunbier produziert und dort in Dosen abgefüllt. «Seit einigen Wochen sind wir auf dem Markt», sagt Linus Imhof. Vorerst im Grossraum Bern, später wollen die jungen Männer schweizweit expandieren. Zudem sollen neue Geschmacksrichtungen dazukommen.
Die «unternehmerischen» Projekte der Studierenden stammen aus dem Minor-Zertifikatslehrgang «Entrepreneurship», wo Studierende aller Fachrichtungen der BFH-HAFL, der Agronomie, der Forst- oder Lebensmittelwissenschaften zusammenkommen. «Gerade studienübergreifende Projektteams bereichern sich gegenseitig mit Inputs aus ihren jeweiligen Studienrichtungen. So entstehen grossartige und zukunftsfähige Projekte», sagt Pascal Lorenzini, Verantwortlicher des Minors «Entrepreneurship» – egal ob im Edelglas, in der Büchse oder sonstwie.
Studierende werden durch diese Projekte innovative Unternehmerinnen und Unternehmer – was ihnen noch vor Studienabschluss neue Türen öffnet. «Das passt bestens zum erklärten strategischen Ziel der BFH, nachhaltiges unternehmerisches Denken und Handeln zu fördern», sagt Christine Geissbühler. Gemeinsam mit Co-Leiter Lorenz Probst unterstützt sie Studentinnen und Studenten, aber auch Alumni oder Mitarbeitende aus allen acht Departementen der BFH, beim Umsetzen von innovativen Ideen und Gründungen von Startups. Für Forschende bietet die BFH Unterstützung an, wenn es darum geht, aus Forschungsergebnissen marktreife Produkte zu erstellen oder Spin-offs zu gründen.
Christine Geissbühler
Co-Leiterin Entrepreneurship Office BFH
Christine.geissbuehler@bfh.ch