Kooperationen beim Doktorat – (Wie) funktioniert das?

Fachhochschulen verleihen keinen Doktorat-Abschluss. Für FH-Absolvent:innen ist daher der Zugang zu einem Doktorat erschwert. Vom Bund unterstützte Kooperationen sollen diese Situation verbessern. Doch was gibt es für Kooperationen und funktionieren diese wie gewünscht?

Ausgangslage

Die Fachhochschulen sind wie die Pädagogischen Hochschulen, die Universitären Hochschulen oder die ETH gleichwertige, aber andersartige Hochschultypen der Schweiz. Die 3. Stufe nach Bologna (Doktorat, PhD) ist den Universitären Hochschulen und der ETH vorbehalten. Fachhochschulabsolvent:innen könnten zwar zum Doktoratsstudium an Universitären Hochschulen zugelassen werden, stehen meist aber trotzdem vor grossen Hürden.

Aktuell gibt es vereinzelte Kooperationsprojekte von Fachhochschulen mit Universitäten, die wenigen FH-Abolvent:innen die Möglichkeit bieten ein Doktorat-Programm in Verbindung mit einer FH zu besuchen. Erstmals wurden 2017 solche Kooperationen vom Bund finanziell unterstützt. Dabei werden zwei Formen unterschieden:

• Kooperationen in der Schweiz
• Kooperationen mit dem Ausland

Kooperationen in der Schweiz

Kooperationsprojekte im Bereich der Doktoratsausbildung in der Schweiz werden über das Teilprojekt «TP2: Kooperation zwischen Schweizer Fachhochschulen/Pädagogischen Hochschulen (FH/PH) und universitären Hochschulen (UH) im Bereich des Doktorats» unterstützt. Die finanzierten Kooperationsprojekte werden von den Partnern zusammen erarbeitet und umgesetzt. Die Verantwortlichen sind gemeinsam an der Betreuung beteiligt. Der Doktortitel wird durch die Schweizer Universität verliehen. Aktuell werden 14 Kooperationsprojekte unterstützt.

Infos Kooperationen Schweiz

Kooperationen mit dem Ausland

Das Teilprojekt «TP3: Kooperation zwischen Fachhochschulen/Pädagogischen Hochschulen (FH/PH) und ausländischen Hochschulen im Bereich des Doktorats» fördert Kooperationsprojekte im Bereich des Doktorats zwischen Schweizer FH oder PH und ausländischen Hochschulen. Es werden Kooperationen in Bereichen und Disziplinen unterstützt, die an den Schweizer Universitäten nicht angeboten werden. Der Doktortitel wird von der ausländischen Partnerhochschule verliehen. Aktuell werden 8 Kooperationsprojekte unterstützt.

Infos Kooperationen Ausland

Fazit Kooperationen von Expertengruppe

2023 veröffentlichte swissuniversities, die Konferenz der Rektorinnen und Rektoren der schweizerischen Hochschulen, eine Bestandesaufnahme einer Expertengruppe. Als positive Entwicklungen der Kooperationen in der Schweiz wurden festgehalten, dass die Zulassung für FH- und PH-Master vereinfacht wurde, es eine Co-Betreuung auf Augenhöhe stattfindet oder auch, dass diese Doktorate ein Beitrag zur Forschung in allen beteiligten Hochschultypen erbringen. Als Herausforderungen wurden beispielsweise genannt, dass die Heterogenität der universitären Zulassung gross ist, es Schwierigkeiten bei der Suche nach Co-Betreuenden gibt oder dass nur 30% der Doktorierenden eine Karriere an der FH oder PH anstreben.
Bezüglich der Kooperationen mit dem Ausland wurde festgehalten, dass unter anderem die Schweizerische Institution durch das Doktoratsprogramm eine Attraktivitätssteigerung erfährt und bestehende Kooperationen intensiviert werden können. Was beispielsweise gemäss Expertengruppe noch verbessert werden könnte ist das Aufnahmeverfahren der Doktorierenden oder die Sichtbarkeit der Doktorierenden an der Schweizer Institution.

Untersuchung swissuniversities

Swissuniversities hat im Rahmen der Bestandsaufnahme einen Bericht verfasst. Insbesondere wurde analysiert, wie die Hochschulen das Doktorats umsetzen und welche Kooperationen zwischen den verschiedenen Hochschultypen bestehen. Der Bericht zeigt auf, dass die Wahrnehmung der Funktionsweise der Kooperationen variiert. Während die Universitäten angeben, kaum Probleme zu haben, berichten die FHs und auch PHs von Schwierigkeiten. Besonders Probleme bereiten die Nennung der eigenen Hochschule und der Co-Leitungen im Diplom, die Hauptaufsicht durch Personen, die bei ihnen angestellt sind (ohne parallele Anstellung an einer Universität), und die Zulassung von Inhaber:innen von Masterdiplomen einer FH. Eine Mehrheit der Hochschulen ist der Ansicht, dass das bestehende System es ihnen nicht ermöglicht, genügend qualitativ hochwertigen Nachwuchs auszubilden.

Nationalrat lässt Kooperationen untersuchen

Auch die Politik befasst sich mit den Kooperationen. Die Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur des Nationalrates (WBK-N) hat Mitte 2023 ein Postulat beschlossen, welches den Bundesrat beauftragt zu untersuchen und zu berichten, wie sich die Zusammenarbeit zwischen den Fachhochschulen und den universitären Hochschulen – insbesondere im Bereich der Doktorate – entwickelt hat. Der zuständige Nationalrat hat im September 2023 das Postulat angenommen. Der entsprechende Bericht des Bundesrates zu den Kooperationen wird im Jahr 2025 erwartet

Haltung FH SCHWEIZ

FH SCHWEIZ unterstützt die Kooperationen, setzt sich aber auch weiterhin für einen eigenständigen 3. Zyklus (Doktorat, PhD, DBA, …) an Fachhochschulen ein. Es können nicht alle Fachbereiche abgedeckt werden (mit und ohne Kooperationen). Nur sehr wenigen FH-Abolvent:innen wird die Möglichkeit geboten, ein Doktorat-Programm zu besuchen. Die Folge davon ist, dass die Fachhochschulen in der Schweiz den eigenen Lehrkörper nur erschwert selber ausbilden können. Das führt zu einer Verwässerung des einzigartigen Profils der Fachhochschulen, welches sich durch praxisorientierte Studiengänge sowie anwendungsorientierte Forschung und Entwicklung auszeichnet. Die Fachhochschulen bilden mit dem Auftrag «Aus der Praxis für die Praxis» aus. Somit sollte gerade auch der Lehrkörper primär aus Absolvent:innen von Fachhochschulen bestehen. Dazu benötigt man mehr FH-Absolvent:innen mit Doktoratsabschluss, welche jedoch aufgrund des fehlenden Rechts der FH's ein Doktorat zu verleihen, nur erschwert von den Fachhochschulen selber ausgebildet werden können.

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