Partnerartikel

Mentaltraining: Auch ein Thema für Berufsmusiker*innen

Die Querflötistin Vera Fischer hat im Tageskurs «Mentales Training für den musikalischen Berufsalltag» vielseitige Techniken kennengelernt, die nicht nur hilfreich für den Bühnauftritt sind, sondern die Beschäftigung mit Musik im Allgemeinen positiv beeinflussen und zu einem entspannteren Umgang mit herausfordernden Situationen führen.

Was hat Sie motiviert, den Kurs «Mentales Training für den musikalischen Berufsalltag» zu besuchen?

Das Thema Mentaltraining hat mich schon seit meinen Studienjahren immer interessiert. Ich bin damals über meine Auseinandersetzung mit Lampenfieber und Bühnenkompetenz damit in Berührung gekommen und hatte - wie ich seit dem Kurs weiss - nur wenig Ahnung, auf welch vielseitige Art und Weise mentale Techniken angewendet werden können. Das Weiterbildungsstudium «Musikphysiologie», das ich seit 2022 an der ZHdK absolviere, hat mich veranlasst, diesen Kurs zum jetzigen Zeitpunkt zu besuchen.

Warum ist mentales Training für Musiker:innen wichtig?

Der Musiker*innenberuf ist dem des Spitzensports in Bezug auf die dafür notwendige Belastbarkeit von Geist und Körper sehr ähnlich. Im Unterschied zum Sport, wo Mentaltraining meines Wissens aus Ausbildung und Alltag nicht wegzudenken ist, war dieses zu meiner Studienzeit nur ein Randgebiet, mit dem sich einige Interessierte beschäftigten. So lernte ich zum Beispiel einige mentale Techniken kennen, als ich mich mit dem Thema Lampenfieber beschäftigte. Mentales Training kann darüber hinaus aber bei vielen anderen Aspekten des Musizierens hilfreich sein – so zum Beispiel bei der Organisation und Koordination von Bewegungsabläufen beim Spielen, beim Erlernen motorischer Kompetenzen, beim gezielten Aufbau mentaler Stärke und nicht zuletzt auch zur Entspannung.

Welche praktischen Übungen sind für Sie besonders hilfreich?

Da fällt mir als Erstes das bewusste Setzen von «Ankern» ein. Das können bestimmte Töne sein oder «Anker-Finger», auf die ich mich bei einer Passage fokussiere. Oder auch bewusst eingesetzte Atmungen, die zu kleinen «Oasen», sicheren Orten, werden. Ich notiere mir gerne Symbole für solche Anker, die dann während des Spielens meinen Geist beschäftigt halten und mir die Gewissheit geben, «einen Plan zu haben». So mutieren schwierige Takte plötzlich zu Momenten, auf die ich mich ausgesprochen freue. Auch das multisensorische Imaginieren eines Optimalzustands für eine konkrete Auftrittssituation finde ich sehr hilfreich und habe ich seither immer wieder angewendet.

Der Beruf von Musiker*innen ist dem des Spitzensports sehr ähnlich. Im Unterscheid zum Sport, wo Mentaltraining aus Ausbildung und Alltag nicht wegzudenken ist, ist Mentaltraining für Musiker*innen aber erst seit kurzem ein Thema.

Inwiefern hat diese Weiterbildung Ihren Alltag beeinflusst?

Ich hatte einige Wochen nach dem Kurs ein Konzert, vor dem ich sehr grossen Respekt hatte. Ich hatte das Stück zwar während der Pandemie auf CD aufgenommen, es aber noch nie im Konzert gespielt. Es schien mir nur aus einer Aneinanderreihung kaum zu bewältigender Passagen zu bestehen. Bei meiner Vorbereitung konnte ich einige der im Kurs vermittelten mentalen Techniken anwenden, was die Auseinandersetzung mit dem Werk vertiefte und meinen Zugang stark veränderte. Am Ende empfang ich dann sogar Vorfreude, das Stück nun endlich auch live spielen zu können.

Können Sie das Gelernte an Ihre Schüler:innen weitergeben?

Ja, auf jeden Fall. Mindestens so wichtig wie die Arbeit an Instrumentaltechnik und Stücken ist meiner Meinung nach das Weitergeben von sinnvollen Übestrategien. Für Musikstudierende ist es normal, mehrere Stunden pro Tag am Instrument zu verbringen und viele gehen dabei regelmässig über die eigenen (körperlichen und mentalen) Grenzen. Da scheint mir die Erfahrung wichtig, dass kluges und reflektiertes Üben – zum Beispiel das Organisieren von Bewegungsabläufen oder bewusst eingesetztes Variieren von schwierigen Passagen – subjektiv mehr Spass macht und objektiv zu besseren Leistungen führt. Es ist sehr erlösend, wenn Üben mehr ist als sich zu vergewissern, «dass man es noch kann». Die Erfahrung zeigt ausserdem, dass die Tatsache Alternativen zu haben, hilft, Stress beim Spielen zu minimieren.

Mentales Training leistet also einen wichtigen Beitrag zu körperlichem und geistigem Wohlbefinden. Diesen Anspruch, sich gut zu fühlen beim Spielen, möchte ich meinen Student:innen unbedingt vermitteln.

Tageskurs: Mentales Training für den musikalischen Berufsalltag

Hochschule für Musik Basel FHNW

Leitung: Horst Hildebrandt, Prof. Dr. med., MA Violine, Mentaltrainer HIM, Schweizerisches Hochschulzentrum für Musikphysiologie & Judith Buchmann, DAS Musikphysiologie, MA Oboe, Mentaltrainerin SPA / Tageskurs 20.01.2024

Weitere Informationen

Kommentare