Von komplizierten Codes zu einfachen Klicks

Lucas Renfer
CEO / Co-Founder Auto-Mate Robotics
  • 03.05.2024
  • 5 min
Das BFH-Spin-off Auto-Mate Robotics entwickelt ein System, das herstellerunabhängig die Programmierung von Robotern schnell und unkompliziert macht. Dieses System vereinfacht die Implementierung von Automatisierungstechnologien in kleinen und mittleren Unternehmen erheblich.

In modernen Montagehallen der Automobilindustrie sind kaum noch Menschen zu finden, denn Roboter haben deren Aufgaben übernommen und führen diese rund um die Uhr mit Präzision und Geschwindigkeit aus – eine Leistung, die Menschen nicht erreichen können. Menschen werden nun hauptsächlich dafür benötigt, diese Roboter zu programmieren, was allerdings viel Fachwissen und Zeit erfordert. Die damit verbundenen Kosten sind jedoch tragbar, da die Roboter anschliessend lange Zeit ohne Unterbrechung arbeiten können. Auch kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) würden gerne häufiger Roboter einsetzen, um monotone Arbeiten effizient zu erledigen, sodass die Mitarbeiter anspruchsvollere Tätigkeiten übernehmen können. Allerdings ist das Kosten-Nutzen-Verhältnis der Automatisierung in einem KMU oft weniger vorteilhaft, besonders wenn nur kleine Serien produziert oder bearbeitet werden und die Produkte ständig an die Wünsche der Kunden angepasst werden müssen. Ein Hersteller von Uhrenarmbändern beispielsweise verarbeitet zwar im Laufe eines Jahres eine grosse Anzahl von Armbandgliedern, diese unterscheiden sich jedoch in Form, Grösse, Material und Farbe je nach Armbandmodell. Wenn das Unternehmen Kleinserien von ständig modifizierten Teilen verarbeitet, muss der Roboter in kurzen Abständen immer wieder neu programmiert werden, um die Teile erkennen, greifen und korrekt verpacken zu können. Dieser Aufwand lohnt sich oft nicht.

Flexibel und Simpel

Kürzere Produktzyklen, kleinere Serien und der Bedarf an hoher Flexibilität in den Produktions- und Verarbeitungsprozessen stellen also Hindernisse dar, die Unternehmen auf dem Weg zur Automatisierung bremsen. Ein Ausweg aus diesem Dilemma sind Roboter, die sich mit geringem Aufwand für häufig wechselnde Aufgaben programmieren lassen. Ein solches System bringt das BFH-Spin-off Auto-Mate Robotics auf den Markt. Im Fokus der Entwicklungsarbeit steht das Interface, also die Software, die als Schnittstelle zwischen Mensch, Roboter und allen damit verbundenen Peripheriegeräten wie Kameras und Sensoren dient. Dieses Interface unterscheidet sich von bereits verfügbaren Produkten dadurch, dass es mit Robotersystemen und Peripheriegeräten verschiedener Hersteller kommunizieren und diese problemlos einbinden kann. Die Person, die den Roboter programmiert, muss sich somit nicht mit verschiedenen Standards und Kommunikationsprotokollen auseinandersetzen, sondern gibt die Befehle über eine immer gleiche Benutzeroberfläche ein. Diese Benutzeroberfläche ermöglicht es, ohne tiefgreifendes Fachwissen dem Roboter klare Anweisungen zu erteilen. Die Kommunikation erfolgt mit sogenannten Blocks – einzelnen Programmeinheiten, die sich modulartig zusammenfügen lassen. Mit der richtigen Kombination dieser Blocks können auch komplexe Befehle erteilt werden, wie "Ergreife Objekt", "Platziere Objekt in Palette", "Wiederhole Vorgang, bis Palette voll ist". Die Parameter – wie die Abmessungen des Objekts oder seine Oberflächenbeschaffenheit – können jederzeit angepasst werden, sodass sich das System schnell für wechselnde Aufgaben programmieren lässt. Entscheidend ist, dass für das Programmieren der Aufgabe keine schwer erlernbare Programmiersprache nötig ist, sondern dass man die vertraute Sprache nutzen und auch intuitiv anwendbare Hilfsmittel wie Kameras verwenden kann.

Die ersten Systeme sind bereits in Betrieb

Geplant ist auch die Entwicklung eines „digitalen Zwillings“ der Roboterzelle, mit dem sich die Aufgaben des Roboters virtuell simulieren und testen lassen. Alle Betriebsparameter können so optimal eingestellt werden, bevor der reale Roboter zum Einsatz kommt. Fehlfunktionen verursachen bei diesem virtuellen Vorlauf ebenfalls nur virtuelle Schäden. Die Anlage ist auf die Bedürfnisse von Unternehmen aus der Präzisionsindustrie zugeschnitten, die die Entwicklung eines flexiblen Automatisierungssystems an der Berner Fachhochschule BFH unterstützen. Die ersten Systeme sind bereits bei Unternehmen im Einsatz. Rückmeldungen aus dem Produktionsalltag zeigen, dass die Mitarbeiter der Industriepartner das Programmieren des Roboters über das Interface von Auto-Mate Robotics gut meistern und dass das System die Effizienz steigert. Mit der Integration weiterer Systeme verschiedener Hersteller nimmt täglich die Zahl der Anwendungsmöglichkeiten für das System von Auto-Mate Robotics zu. Gleichzeitig dienen die Rückmeldungen der Industriepartner dem Spin-off dazu, ihr Produkt weiter zu verbessern und so ihren Kunden den grösstmöglichen Nutzen zu bieten.

 

Kontakt:

Lucas Renfer
CEO / Co-Founder

+41 32 321 63 94
lucas.renfer@auto-mate-robotics.ch

www.auto-mate-robotics.ch

Förderprogramm für unternehmerische Fachhochschul-Studierende

 Die Gebert Rüf Stiftung - First Ventures unterstützt das Projekt Auto-Mate Robotics – smart and flexible automation mit einem Förderbeitrag von CHF 150'000.

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