Warum sind wir so zögerlich?

Die Studierenden an Fachhochschulen wissen zunehmend um die Vorteile eines fachbereichs- und geografisch erweiterten Netzwerkes. Dasselbe gilt für uns Absolventinnen und Absolventen von Fachhochschulen für den beruflichen und privaten Alltag. Doch warum nur in aller Welt gehen wir damit so zögerlich um?

Trauen wir uns nicht, mit einem «Ciao, hallo du, ich bin auch FH» zu melden, wenn sich ein interessanter Kontakt und Austausch anbietet? Selbst wenn wir das in anderen Sprachen immer müheloser machen. Oder tippen wir einfach halt viel lieber und zeitlich bedingt rasch unterwegs auf den Button «Vernetzen», als uns mit einem persönlichen Wort zu melden? Ist es also die Vielzahl an möglichen Plattformen und damit ein natürlicher Verdrängungsmechanismus?

Sicher liegt der Grund unseres zögerlichen Verhaltens nicht an der Fachhochschule selbst. Denn mir ist keine solche bekannt, die ihre Absolventinnen und Absolventen (Alumnae/Alumni) in ihren Anstrengungen eines lebenslangen Kontaktes und Austausches nicht unterstützt und sie jederzeit willkommen heisst. Immer häufiger sind ihre Ehemaligen in Gremien vertreten und bieten in der Lehre einer Hochschule den direkten Zugang zur Berufswelt und zur erfolgreichen Umsetzung.

Alumni-Organisationen bieten Vernetzung

Auch liegt der Grund unseres zögerlichen Verhaltens nicht an der Alumni-Organisation der Fachhochschule. Denn sie ist es, die immer wieder, und dies in der Freizeit, alle nur erdenklichen neuen und bewährten Formen von Vernetzung und Austausch sucht und anbietet. Ich könnte also locker mehrmals wöchentlich einer kostenlosen Veranstaltung mit bekannter Kabarettistin, Firmenbesuch oder Afterwork teilnehmen. Und selbst an einer Generalversammlung ist der Zusammenhalt spürbar und ein Austausch auch nach heftigen Diskussionen bereichernd.

Liegt das Zögern im Umgang mit unserem eigenen Netzwerk von Absolventinnen und Absolventen also an uns, dem nationalen Dachverband, weil zu wenig spürbar oder bildungspolitisch zu wenig aggressiv? Diese Beurteilung überlasse ich gerne den Leserinnen und Lesern. Gerne aber lade ich alle ein, hin und wieder auf hier auf fhnews.ch vorbeizuschauen, als Mitglied bei www.fhconnect.ch nach interessanten Kolleginnen und Kollegen zu suchen oder sich eine Meinung zu den bildungspolitischen Fragen zu machen.

Sich einen Ruck geben

Wir «FH» können noch mehr zusammen bewirken, indem wir uns im Umgang mit unserem Netzwerk unter Absolventinnen und Absolventen immer wieder einen Ruck geben, uns daran erinnern und die oder den Kollegen darauf ansprechen, auf andere zugehen und am Austausch mit ihnen interessiert sind. Ich konnte das in den letzten Wochen beispielsweise an zwanzig Generalversammlungen üben, und das sind jeweils ganz besondere Highlights. Auch die Gespräche mit unseren Partnern zeigen uns immer wieder: Wir bieten viel.

Apropos Netzwerk: An den kommenden Swissskills 2022 haben sich 66 Persönlichkeiten zur Verfügung gestellt, jeweils in einem kurzen Rundgang an verschiedenen Berufsständen über ihren persönlichen Bildungsweg zu berichten und so für interessierte Erwachsene, ob Lehrpersonen oder Eltern, inspirierend zu wirken und für Jugendliche mit konkreten Fragen zur Verfügung zu stehen. Gerne lernen wir von ihnen, etwas weniger zögerlich zu sein, wenn es um die Vorteile unseres eigenen Netzwerkes geht.

Diese Kolumne ist als Erstpublikation in der Handelszeitung erschienen.

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