Ein Lösungskonzept, um dem städtischen Güterverkehr entgegenzuwirken, bieten sogenannte Microhubs oder eben Paketstationen. Eine grundlegende Herausforderung besteht in der Findung von günstig gelegenen Standorten, welche den Besuch an einer Paketstation mit dem Langsamverkehr fördern und gleichzeitig einer Abholung mit dem motorisierten Individualverkehr entgegenwirkt. Calvin Barmettler und Boris Stankovic haben sich der Problemstellung in ihrer Bachelorarbeit angenommen und eine Methode zur optimierten Standortevaluation von Microhubs im Perimeter Zürich Nord entwickelt.
Die Standortevaluation ist auf quantitativen und qualitativen Grössen abgestützt. So sind die ausgelieferten Paketmengen von den Paketdienstleistern; Geoinformationen mit Aussagen über Wohnorte, Wohnungsdichte oder Haltestellen des öffentlichen Verkehrs; Meinungen von Fachexperten wie auch eine Stakeholder-Analyse entscheidend. Für die Standortwahlbestimmung von Paketstationen muss ein Facility Location Problem gelöst werden, wobei die oben genannten Faktoren in dieses miteinfliessen. Das Optimierungsproblem beinhaltet zum einen die Transportkosten zu den Paketstationen und der nachgefragten Paketmenge und zum anderen sind die Betriebskosten der Paketstationen von Bedeutung. Es wird eine Minimierung der Gehdistanzen von den Wohnorten zu den Paketstationen und schliesslich der Gesamtkosten angestrebt. Mit Hilfe der Software QGIS und R/RStudio werden die benötigten Inputdaten generiert und mit dem Gurobi-Solver löst man das Facility Location Problem.
Calvin Barmettler und Boris Stankovic konnten in ihrer Bachelorarbeit eine Methode zur optimierten Standortwahl von Microhubs im Untersuchungsperimeter Zürich Nord entwickeln. Dabei werden die Gesamtkosten minimiert und die optimalen Paketstationen-Standorte unter allen potenziellen aufgezeigt. Wegweisend für eine Abholung durch den Langsamverkehr sind die kurzen Distanzen zwischen Wohnort und Paketstation. Bei rund 80 % der Paketstationen-Nutzer wird so eine Gehdistanz von unter 250 m vom Wohnort zum Microhub erreicht. Bis zu dieser Distanz geht man davon aus, dass die Paketstation ausschliesslich zu Fuss besucht wird. Zudem bietet es sich an, Microhubs in der Nähe von Haltestellen des öffentlichen Verkehrs zu stationieren und diese anbieterneutral zu betreiben. Dadurch wird eine Abholung durch den Langsamverkehr noch einmal gefördert. Ob die evaluierten Standorte so umsetzbar sind, bleibt weiterhin eine Herausforderung und muss individuell geklärt werden. Abhängig ist dies jeweils von den örtlichen Gegebenheiten und baurechtlichen Rahmenbedingungen. Die entwickelte Methodik ist adaptiv und kann mit den entsprechenden Daten auf andere Perimeter angewendet werden. Im Hinblick auf eine zukunftsorientierte, nachhaltige und stadtverträgliche Logistik und um die Einwohner vom Verkehr zu entlasten und die Städte wieder lebenswerter zu machen, ist diese Arbeit ein kleines aber dennoch wichtiges Puzzleteil in diesem Bestreben.