Im August 2018 bin ich nach Amerika gezogen, um zwei Semester an der Grand Valley State University (GVSU) in Michigan zu absolvieren. Es war sehr beängstigend, ohne jemanden zu kennen, in ein fremdes Land für ein Jahr zu ziehen.Als jedoch die Orientation Week anfing, habe ich schnell neue Freundschaften mit anderen internationalen Studierenden geknüpft, die im selben Boot waren wie ich. So wurde mir bewusst, ich bin nicht allein.Das erste, was mich aus den Socken gehauen hat, war die Grösse des Campuses. Im Vergleich zur Schweiz, war der Campus wie eine kleine Stadt in sich. Viele von uns benutzen Google Maps, um uns in den ersten Wochen, zurecht zu finden. Zusätzlich bot der Campus viele Möglichkeiten an: Von gratis Nachhilfe, einem Raum mit Bastelzeug, sowie unzähligen Zimmern mit Klavierausstattung bis hin zur Kletterwand.
Erst nach der Honeymoon-Phase habe ich langsam begriffen wie das Leben und die Kultur in der USA funktionieren. Komischerweise war es schwieriger mit den amerikanischen Klassenkameraden Freundschaften zu knüpfen, da man von einer Klasse zur nächsten ging und keine Pausen dazwischen hatte, in der man mit seinen Banknachbaren reden könnte. Dafür wurde man täglich von jeglichen Studenten angesprochen. Diesen direkten Kontakt und die Offenheit habe ich sehr geschätzt, da ich beispielsweise im Bus eine richtig gute Konversation mit einer wildfremden Person halten konnte.
Unter dem Semester gab es an der amerikanischen Uni viel mehr zu tun, als es in der Schweiz der Fall war. Hier hat man während dem Semester nur Vorlesungen und kaum Hausaufgaben und am Ende des Semesters dann alle Prüfungen am Stück. In Amerika hingegen, hatte wir ca. drei Prüfungen während dem Semester, nebst benoteten Arbeiten und Hausaufgaben. Dafür hatte man für die Finals keinen Druck, da diese meist nur 30% der Gesamtnote ausmachten.
Das Highlight vom Jahr waren definitiv die Freundschaften, die ich knüpfen konnte. Menschen, aus verschiedenen Ländern und mit ganz anderen Denkweisen zu treffen, war sehr lehrreich. Obwohl wir nun zurück in unseren Ländern sind und meilenweit voneinander entfernt sind, bin ich mir sicher, dass diese Freundschaften für immer halten werden, und dass ich alle bald wiedersehen werde.
Die wichtigste Lehre, die ich im Auslandsjahr gelernt habe, ist die Unabhängigkeit. Wenn man auf sich selbst gestellt ist, und alles allein machen muss – vom Eröffnen eines Bankkontos bis hin zum Entsorgen seines Mülls – macht dies einem sehr unabhängig. Auch wenn man nicht gerne auf andere Menschen zugeht, ist man dazu gezwungen. Dies gibt auch ein Gefühl der Freiheit und des Selbstbewusstseins.
Da ich nun ein Jahr weg von zu Hause gelebt habe, kann ich sagen, dass ich jetzt irgendwo auf der Welt leben könnte und gut zurechtkommen würde. Im Austausch verlässt man seine Komfortzone und das ist wahrscheinlich das Wichtigste. Sich zu wagen, ins Ungewisse zu stürzen. Darum kann ich es jedem wärmstens empfehlen, ein Austauschsemester oder -jahr zu machen. Man lernt so viele Dinge, die man sonst nirgends lernen kann.