50'000 Bierdeckel werben für mentale Gesundheit

Michelle Meyer
Studentin BFH
  • 23.05.2024
  • 4 min
Mehr als 20 Berner Bars, Cafés und Restaurants machen sich im Monat Mai stark fürs Thema «mentale Gesundheit». Dahinter steckt die Kampagne «Und bi dir so?» von fünf Masterstudierenden der Berner Fachhochschule. 50'000 Bierdeckel sollen für Gesprächsstoff sorgen. Mit «Und bi dir so?» wird der Wert von echten Gesprächen für die psychische und physische Gesundheit unterstrichen.

Die ersten Tage und Wochen des Studiengangs «Multimedia Communication & Publishing» der Berner Fachhochschule waren eine besondere Überraschung. Anders als sonst im beruflichen Kontext üblich, waren wir angehalten, uns zunächst persönlich kennen zu lernen. Dieser Fokus auf den Menschen, auf die Persönlichkeit, führte dazu, dass wir als Team in kürzester Zeit eine gemeinsame Vertrauensbasis aufbauten. "Wir" sind fünf Studierende, welche gemeinsam die Vertiefungsrichtung "politische Kommunikation" in eben genanntem Masterstudiengang belegen. Begleitet wurden wir dabei von drei Dozierenden.

Mit dieser wertvollen Grundlage waren wir angehalten, über die nächsten zwei Semester hinweg eine Kampagne mit gesellschaftlicher Relevanz von A-Z auf die Beine zu stellen. Im Reflexionsprozess der Ideenfindung wurde uns die Bedeutung eines offenen und ehrlichen Austausches erst richtig bewusst. Wir entschieden uns für diese transformative Kraft als Thema unserer Kampagne, unterstützt durch umfangreiche Forschung, die dies als grundlegenden Baustein für psychische Gesundheit bestätigt.

Mental Health wichtiger denn je

Aktuell steht es schlecht um die psychische Gesundheit von Schweizerinnen und Schweizern. Insbesondere jüngere Menschen zwischen 15 und 34 Jahren sind vermehrt von psychischen Problemen betroffen. Sie fühlen sich des Öfteren einsam und «disconnected», was durch die Digitalisierung und den zunehmenden Leistungsdruck akzentuiert wird. Auch der Bundesrat hat die Problematik erkannt und für die Legislatur 2023-2027 «nationalen und generationengerechten Zusammenhalt» als eine von vier Leitlinien festgelegt.

Daher ist es umso wichtiger, einen sicheren Raum zu schaffen, in dem Menschen die Bedeutung offener Gespräche für ihre psychische Gesundheit erkennen können, um positive Auswirkungen in unserer Gesellschaft zu fördern. Studien zeigen, dass gute Beziehungen und offener Austausch für das menschliche Wohlbefinden von entscheidender Bedeutung sind. 

Was wir bewirken wollen

Die Kampagne «Und bi dir so?» strebt eine Gesellschaft an, in der das Teilen von Gefühlen und Gedanken zur Normalität wird. Wir möchten Barrieren abbauen, damit Menschen offen über ihre Emotionen sprechen können – eine Welt, in der es üblich ist, sich mit anderen auszutauschen, ohne Angst vor Stigmatisierung zu haben. Mit «Und bi dir so?» wird der Wert von echten Gesprächen für die psychische und physische Gesundheit unterstrichen. 

So funktioniert «Und bi dir so?»

Vier Wochen lang werden über 20 Berner Gastronomiebetriebe als natürliche Begegnungsorte mit kreativ gestalteten Bierdeckeln, Plakaten und Postkarten ausgestattet. Die Gastronomiebetriebe sind über ganz Bern verteilt und reichen vom Brunch-Spot zur Quartier-Beiz, vom Café zur Tapas-Bar. Auf der Webseite gibt es eine «Und bi dir so?»-Map, auf der alle Betriebe markiert sind. Gastronomiebetriebe sind ideal für unsere Kampagne, da sie im täglichen Leben verankert sind - sei es beim Mittagessen, beim Kaffee, zum Feierabend-Bier oder als Treffpunkt für Verabredungen. Essen ist per se schon ein sozialer Akt, der den Zusammenhalt stärkt und eine Plattform für Gespräche bietet.

Mit den Bierdeckeln, Plakaten und Postkarten werden drei unterschiedliche, physisch fassbare Produkte vor Ort präsentiert. Dies erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Menschen die Botschaft wahrnehmen und es sie zum Nachdenken anregt. Postkarten und Bierdeckel können zudem mitgenommen und/oder verschenkt werden. Die physischen Massnahmen werden begleitet von einer Webseite, zu welcher QR-Codes auf den drei Druckprodukten verlinken, Medienarbeit und ein Instagram-Account. Dadurch soll die Reichweite erhöht und weiterführende Informationen verbreitet werden.

Wie geht’s weiter?

Ob es mit der Kampagne weitergeht, steht aktuell noch offen. Unser Projekt ist offiziell Ende Mai fertig, das Modul wird im Juni 2024 abgeschlossen. Wir sind jedoch offen für Zusammenarbeit, wenn eine Projektpartnerin oder ein Projektpartner Interesse zeigt, die Kampagne weiterzuführen oder sogar auf andere Schweizer Städte auszuweiten.

Michelle Meyer, Kevin Blanc, Silja Elsener, Anton Forter, Elena Ringgenberg

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