Kurz nach dem im März 2020 das "Distance Learning" ein geläufiger Begriff in der Bildungsbranche wurde, ĂĽberlag sich Tobias Schär, ob nun wirklich alle in der Lage sind, dieses auch so einfach umzusetzen. Schnell denkt man, dass dies beispielsweise in den Volksschulen ja kein Problem sein sollte; denn jede Schule verfĂĽgt ja ĂĽber entsprechende Infrastruktur - richtig?Â
In der Schweiz sind viele Schulkreise föderalistisch aufgebaut. In der Corona-Krise wurde klar, dass dies auch viele Unterschiede erzeugt.
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Diese einfachen Erkenntnisse reichten Schär bereits aus, um direkt loszulegen - und so entstand "Wir lernen weiter" (kurz wLw), am 1. April 2020 - und das war kein Aprilscherz.Â
Im Zuge der ersten Monaten wurde dem GrĂĽnder aber bewusst, dass es weit mehr Personen gibt, die auf Hilfe angewiesen sind. So erfolgen viele Dinge heute zunehmend ausschliesslich online, wie beispielsweise die Stellensuche.
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Die Idee hinter dem Projekt ist einfach:
Geräte, die durch das Projektteam gesammelt werden, werden auch nur in der Schweiz wiederverwendet. Schär ist der Meinung, dass es auch in der Schweiz viel Armut gibt, die "Wir sind ein reiches Land und vergessen schnell, wie gut wir es haben".
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Privatpersonen, wie auch Unternehmen und Schulen können sich beim Verein melden. So konnten innert weniger Monate viele Laptops zusammengetragen werden.
Speziell lohnenswert ist es auch für alle, die im eigenen Betrieb über begrenzte IT-Ressourcen verfügen. wLw sorgt auch für eine saubere Datenvernichtung und spart somit Zeit und Geld. "Wir sind froh, wenn wir funktionierende Hardware erhalten", mit denen wir wiederum Sinnvolles anstellen können".
Alle, die entsprechend Laptops spenden möchten, füllen auf dem Service Desk eine Anfrage aus. Der Verein prüft danach, ob das Gerät grundsätzlich für eine Aufbereitung geeignet ist - denn irgendwann ist auch bei Computern Schluss mit lustig. Sollte aber alles passen, werden weitere Informationen zum Ablauf mitgeteilt.
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Die Geräte kommen danach nach Merenschwand. Hier werden sie inventarisiert, geputzt und danach aufgerĂĽstet. Hierbei wird geschaut, welcher Festplattentyp verbaut ist. "Uns ist wichtig, dass wir Freude und nicht Frust verbreiten" - so Schär. Sollte es somit Verbesserungspotenzial geben, wird das Speichermedium ausgetauscht. Bei dieser Gelegenheit, bei der der Laptop oftmals aufgeschraubt werden muss, wird dann auch gleich der Arbeitsspeicher (RAM) erweitert.Â
Die entsprechenden Komponenten kommen von defekten Geräten oder werden eingekauft. Für neue Festplatten zahlt der Verein beispielsweise CHF 20.- pro Stück. Das ist gut investiertes Geld.
Nach der Installation des Betriebssystems und der wichtigsten Programmen wird danach noch eine Endkontrolle durchgeführt und eine Anleitung zum Gerät gelegt. Entsprechende Kategorisierungen und Erfassung im Inventar erfolgen automatisch durch ein ausgeklügeltes Schnittstellennetzwerk.
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Alles fängt mit einer Anfrage an, welche über die Webseite erfasst werden kann. Hierbei werden einige Informationen eingeholt, wie beispielsweise die eigenen finanzielle Situation, sowie auch eine Begründung, wieso ein Laptop gebraucht wird. Danach findet durch das wLw-Team eine Triage statt, je nach dem, in welcher Lage sich jemand befindet:
Was man unter Armut und "Working Poors" versteht, findet Ihr in diesem Artikel der Caritas raus.
Nachdem eine Bestellung aufgegeben wurde, findet der Versand alle zwei Wochen statt - immer in den ungeraden Kalenderwochen. Falls ein Gerät beim Transport beschädigt werden sollte, wird kostenlos ein Ersatz versendet.
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Bereits heute zählt der Verein ĂĽber 250 Partnergemeinden und Organisationen - und es konnten auch bereits ĂĽber 1'500 Laptops verteilt werden. Die Partnerorganisationen zahlen pro Gerät einen Unkostenbeitrag von CHF 150.-, den meist die Organisationen meist tragen. Eine Weiterverrechnung ist möglich, aber wird zumeist nicht verlangt.Â
Mit der Einstellung der ersten 80 Stellenprozent erfolgte nun nach einem Jahr ein wichtiger Meilenstein. "Wir möchten nicht von Spendengeldern leben, sondern einen nachhaltigen Service Public bieten. Schlussendlich profitieren von unserer Arbeit Betroffene, Gemeinden und schlussendlich auch die Steuerzahler. Wenn jemand schneller wieder Arbeiten, sich weiterbilden kann oder schnell integriert wird, fallen automatisch weniger Kosten an."Â
Zum Schluss meint Schär: "Digitalisierung soll kein einkommensabhängiges Privileg sein, sondern alle unserer Gesellschaft neue Chancen ermöglichen".
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