Drei Freunde, Austauschsemester in Mexiko und die Lust, etwas auf die Beine zu stellen, haben Ende 2018 zur Gründung des Startups Chipeño geführt, das die gleichnamige rassige Sauce in drei Varianten verkauft. Sie verbindet das rauchig-scharfe Chipotle-Aroma von Mexiko mit den hiesigen Mayonnaisen. Seit April dieses Jahres ist Chipeño auch in allen Coop-Filialen der Zentralschweiz sowie in elf Filialen im Kanton Zürich erhältlich. Ein grosser Schritt für das Startup. Co-Gründer und CEO Sämi Graf erklärt im Interview, warum er von Beginn weg nie am Erfolg zweifelte.
Sämi, wie habt ihr es in die Coop-Regale geschafft?
Sämi Graf: Einfach erklärt: Der CEO von Coop scheint Fan von uns zu sein. Jedenfalls ist das in einem Testimonial zu lesen (schmunzelt). Aber natürlich ist das nicht der einzige Grund. Vorausgegangen ist viel harte Arbeit; wir haben versucht, viel Lärm zu machen, aufzufallen. Wir wollten in den Medien sein, in möglichst vielen Geschäften, bis ein Grosser auf uns zukommt oder zumindest von uns hört. Offensichtlich hat das geklappt.
Wie war der Anfang? Ihr habt das Startup ja eigentlich aus dem Studium heraus gegründet.
Natürlich war der Anfang hart. Wir wurden teils nicht ernst genommen, erhielten auf Anfragen manchmal keine Antwort. Für mich aber war es nie eine Frage, dass Chipeño nicht funktionieren könnte. Mit einem Produkt, das nicht disruptiv ist, nicht etwas völlig Neues darstellt, muss man eine starke Marke kreieren. Bei uns läuft das über Emotionen und unsere persönliche Story. Wir drei Gründer sind alle in derselben Gemeinde bei Luzern aufgewachsen, waren in Mexiko und stehen mit Leidenschaft für unser Produkt. Jetzt zeigt sich, dass es funktioniert. Inzwischen melden sich Leute bei uns, die uns zuvor ignoriert hatten. Der Wind hat gedreht.
Du warst zwischenzeitlich Coach beim Förderprogramm Smart-up der Hochschule Luzern. Hat die HSLU auch euch unterstützt im Gründungsprozess?
Ja, wir waren gerade zu Beginn etwas kopflos. Wir hatten ja keine Erfahrung in der Entwicklung und Vermarktung von Lebensmitteln. Thamon und Kevin (Mitgründer) kommen aus dem Banking-/Finance-Bereich, ich hatte einen technischen Hintergrund. Smart-up hat uns Stuktur gegeben, auch durch das Netzwerk, das wir nutzen konnten. Wir erhielten Zugang zu einem Pool an Dozenten und Experten, auch von anderen FHs, die zu sehr fairen Konditionen Coachings anbieten. In einem Workshop mit einer Dozentin ist auch unser Name entstanden.
Natürlich war der Anfang hart. Wir wurden teils nicht ernst genommen.
Kannst du inzwischen davon leben?
Ich kann davon leben, bin als CEO aber der einzige Festangestellte. Die anderen Mitgründer sind noch zu hundert Prozent in ihren Jobs. Hie und da ziehen wir Leute bei, etwa für Messen oder für Social-Media-Arbeit, aber mehr auf Freelancer-Basis.
Hättest du auch ein Unternehmen gegründet, wenn du nicht in Mexiko gewesen wärst und auf diese Idee gekommen wärst?
Ich denke schon. Ich bewegte mich schon vorher in einem Umfeld, in dem andere Startups gründeten, und fand das immer sehr cool. Ausserdem habe ich schon früh gerne eigene Ideen umgesetzt und hasste es, wenn mich jemand in meiner Kreativität einschränkte. Schon in der Lehre kam dies zum Vorschein. Irgendein eigenes Ding hätte ich sicher gemacht. Auch mit Chipeño war es eigentlich so, dass erst der Gedanke da war, etwas zu gründen, und dann erst die konkrete Idee mit der Sauce folgte. Für mich muss es einfach etwas Greifbares sein. Eine abstrakte Dienstleistung wäre weniger mein Ding. Unsere Sauce ist ein sehr lebendiges Produkt.
Sämi Graf (31) ist in Ebikon LU aufgewachsen und hat an der Hochschule Luzern den Bachelor in Wirtschaftsinformatik absolviert, dabei mehrere Austauschsemester, unter anderem in Monterrey in Mexiko, eingeschaltet. Derzeit arbeitet er – neben seiner Vollzeitarbeit für Chipeño – am Abschluss seines Masters in Business Engineering, ebenfalls an der HSLU.
Dieses Interview ist als Erstpublikation im INLINE, Ausgabe Mai 2022 erschienen.