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Damit Tinnitus weniger Leiden verursacht

Tinnitus ist ein verbreitetes Phänomen. Bis heute fehlt eine wirksame Behandlungsmethode gegen die Pfeifftöne oder Geräusche, die keine reale Quelle haben. Das wollen BFH-Forschende mit Neurofeedback ändern.

Warum führt die BFH ein Forschungsprojekt zur Behandlung von Tinnitus mit Neurofeedback durch?

Neurofeedback hat sich in den letzten Jahren als Methode zur Behandlung von verschiedenen psychosomatischen oder kognitiven Beschwerden und Krankheiten wie Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS), Epilepsie, Schlafstörungen, Demenz oder Depression etabliert.

Ein Phänomen, für das es bis heute keine wirksame Behandlungsmethode gibt, ist Tinnitus. Tinnitus beschreibt die für viele Menschen belastende Wahrnehmung von Pfeifftönen oder Geräuschen, ohne dass diese eine erkennbare Quelle haben. Bis zu einem Fünftel der Menschen in unserer Gesellschaft sind davon betroffen. Forschende der BFH wollen in Zusammenarbeit mit Neuropsycholog*innen der Universität Zürich sowie Designer*innen des EPFL+ECAL Lab in Lausanne prüfen, wie sich Neurofeedback als mögliche Therapieform bei Tinnitus verbessern lässt.

Ein ansprechendes Design wirkt sich positiv auf die Therapiebereitschaft, die Motivation und das Engagement der Patient*innen aus.

Wie funktioniert Neurofeedback?

Neurofeedback ist eine Methode zur bewussten Kontrolle von Gehirn-Aktivitäten. Das Gehirn erhält mithilfe von Computern kontinuierlich Rückmeldungen über seinen aktuellen Aktivitätszustand. Diese Informationen können Anwender*innen nutzen, um mentale Strategien einzusetzen (z.B. Achtsamkeitsmeditation), die dann wiederum die Gehirnaktivität beeinflussen. Menschen können so lernen, Verhaltensmuster zu verändern.

Beim Tinnitus-Projekt wollen die Forschenden insbesondere herausfinden, welche Auswirkungen das visuelle und akustische Design des Neurofeedback-Trainings auf die Patient*innen hat. Dazu testen die Forschenden der BFH bei betroffenen Personen verschiedene Designformen der Rückmeldungen.

Liegen bereits Resultate aus der Studie vor?

Erste Ergebnisse zeigen, dass ein ansprechendes Design des Neurofeedbacks sich positiv auf die Therapiebereitschaft, die Motivation und das Engagement der Patient*innen auswirkt. Betroffene wiederholen die Stimulationsübungen gerne, wenn ihnen die Darstellung der Rückmeldung ihrer Gehirnaktivitäten gefällt.

Welches ist die grösste Herausforderung, die es im Projekt zu überwinden gilt?

Obwohl eine beträchtliche Zahl von Menschen an Tinnitus leidet, ist es für die Forschenden nicht einfach, Proband*innen zu finden. Sie sind deshalb an weiteren Betroffenen interessiert, die bereit wären, an Studien mitzumachen. Zudem ist die richtige Auswahl der Testpersonen eine Herausforderung. Denn Tinnitus hat viele verschiedene Ausprägungen und er ist ein schwer fassbares Symptom. Er ist nicht messbar und jede Person nimmt das Phantom-Geräusch anders wahr.

Das langfristige Ziel der Forschenden ist es, ein System anbieten zu können, mit dem Tinnitus-Betroffene ihre Therapie zu Hause durchführen können.

Welchen Nutzen hat das Forschungsprojekt für die Gesellschaft?

Sofern sich Neurofeedback als wirksame Methode gegen Tinnitus erweist, lassen sich damit zahlreiche Menschen entlasten, die teilweise stark unter dem Phänomen leiden und deren Lebensqualität beeinträchtigt ist. Auch in anderen Bereichen kann Neurofeedback belasteten Personen helfen.

Unter anderem läuft an der BFH ein Forschungsprojekt zur Reduktion von Stress durch gezielte Stimulationen mit Neurofeedback in Kombination mit Achtsamkeit. Diese Anwendungen fördern die Gesundheit und das Wohlergehen der Menschen und sind ein Element einer sorgenden Gesellschaft (Caring Society).

Bis wann könnte Neurofeedback als Methode zur Behandlung von Tinnitus zur Verfügung stehen?

Die Forschenden rechnen damit, bis in einem Jahr ein erfolgversprechendes Design für die Rückmeldungen der Gehirnaktivitäten erstellt zu haben. Mit diesem werden sie anschliessend eine klinische Studie durchführen. Deren Erkenntnisse werden dazu dienen, die Methode zu verfeinern und zu optimieren. Langfristiges Ziel der Forschenden ist es, ein System anbieten zu können, mit dem Tinnitus-Betroffene ihre Therapie zu Hause durchführen können.

Mehr über das Projekt und den BFH-Experten dahinter

Das Forschungsprojekt zu Neurofeedback bei Tinnitus ist eine Kooperation der BFH mit der Universität Zürich und dem EPFL+ECAL Lab in Lausanne.

An der BFH leitet Andreas Sonderegger das Projekt. Er ist Professor am Institut New Work im Departement Wirtschaft. Seine Schwerpunkte liegen bei den Themen Digitalisierung und Automatisierung von Arbeit, Technikgestaltung, Nutzererleben, Design sowie algorithmische Führung.

Neben Andreas Sonderegger arbeiten von der BFH auch Adrian Naas und Renée Favre am Neurofeedback-Projekt mit.

Dieser Artikel erschien zuerst im Anzeiger Region Bern. Er ist Teil einer Serie, in der Forschungsprojekte der Berner Hochschulen vorgestellt werden.

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