Der FH-Master als Karriere-Kick

Drei Führungskräfte, drei verschiedene Branchen, drei Karrieren, eine Gemeinsamkeit: Sandra Lienhart, Bernhard Stalder und Barbara Ingold haben alle ein Weiterbildungs-Masterstudium an einer FH absolviert. Ob für Führungsaufgaben oder beim Blick auf Mitarbeitende: Weiterbildung ist für sie ein zentrales Thema.

Sandra Lienhart (53), Bank Cler, EMBA

Dass ich mich für den EMBA an der HWZ entschieden habe, hat mehrere Gründe. Ein grosser Pluspunkt war, dass ich das Studium gut mit meinem Beruf verbinden konnte. Ich war pro Monat drei Tage am Stück für das Studium abwesend. Eine ganze Woche wäre mit meiner damaligen Position als Leiterin Vertrieb nicht möglich gewesen. Zusätzlich war ich während dieser Zeit auch noch ein dreiviertel Jahr CEO ad interim. Im Vergleich mit anderen Hochschulen hatte ich den Eindruck, dass bei der HWZ dem Thema Leadership besonders viel Platz eingeräumt wird.
Ich schätzte beim Executive MBA das Verständnis der Schulleitung dafür, dass die Teilnehmenden alle im Berufsleben stehen. Dies wird dadurch berücksichtigt, dass Theorie und Praxis an der FH in einem guten Verhältnis stehen.


Bei der Bank Cler stellen wir Mitarbeitende grundsätzlich nicht aufgrund bestimmter Aus- oder Weiterbildungen ein. Eine absolvierte Weiterbildung ist aber ein Zeichen, dass jemand etwas für seine Marktfähigkeit tut, Zusatzaufwand nicht scheut sowie eine gewisse Belastbarkeit aufweist. Bei Weiterbildungen unserer Mitarbeitenden geht es uns über den Wissenserwerb hinaus darum, dass sie ein Netzwerk aufbauen können. Interessant ist auch das Cross Industry Potential, also der Blick über die eigene Branche hinaus. Dadurch lernt man andere Denk- und Herangehensweisen kennen – eine ideale Gelegenheit, die Komfortzone zu verlassen.
Aus- und Weiterbildung haben aber eine Halbwertszeit. Deshalb sind für uns bei der Mitarbeiterrekrutierung auch die menschlichen Faktoren wie Sozialkompetenz und Empathie sowie grundsätzliche Charaktereigenschaften sehr wichtig.

Bernhard Stalder (42), Ricola, MAS

Während des MAS habe ich immer wieder gedacht: Was bringt mir das? Man erhält Einblick in viele Themen, ohne im Einzelnen in die Tiefe zu gehen. Dabei muss man sich selber herausnehmen, was man für sich als wichtig erachtet. Durch die Gesamtübersicht aber begann ich, gewisse Aspekte neu zu verstehen und anders zu denken. Das Mindset hat sich verändert und ich habe durch die Abschlussarbeit auch gelernt, wissenschaftlich zu arbeiten. Ausserdem ist das Netzwerk sowie der Austausch unter HR-Leuten aus anderen Branchen wertvoll und bereichernd.
Beim Rekrutieren von Mitarbeitenden ist für mich entscheidend, dass allfällige Weiterbildungen für die Tätigkeit relevant sind und unser Unternehmen weiterbringen. Und ich achte darauf, ob sie berufsbegleitend absolviert wurden. Dies beweist, dass man zwei Dinge unter einen Hut bringen kann. Wichtig ist mir zudem, dass die Weiterbildungen anerkannt sind. Titelsammler imponieren mir nur bedingt. Nicht die Menge macht es aus, sondern die Nachvollziehbarkeit der Wahl einer Weiterbildung im Gesamtkontext.


Für mich selber war die FH der Türöffner zum HR-Bereich. Bereits beim Bachelor konnte ich die Vertiefungsrichtung Personal wählen, was mir den direkten Einstieg ins HR von Coop ermöglichte. Auch beim MAS habe ich mich für die FH entschieden, weil ich sie einerseits bereits kannte und auch weil mein damaliger Chef mir das empfahl. Die Rankings und Vergleiche der Master-Angebote interessieren mich nicht, ich weiss auch nicht, ob sie überhaupt von Bedeutung sind. Entscheidend ist für mich der Inhalt. Und der hat mir für meine heutige Tätigkeit sehr viel gebracht. Dank des MAS bin ich heute überhaupt in dieser Position bei Ricola.

Barbara Ingold (55), Suva, MAS

Mein Grundstudium damals an der Fachhochschule für Soziale Arbeit ist bis heute eine ideale Grundlage. Ich habe mich im Anschluss daran im Bereich Sozialversicherung spezialisiert, da ich in meiner damaligen beruflichen Funktion Menschen begleitete, die wegen Krankheiten oder Unfällen nicht mehr voll arbeitsfähig waren. Die Aufgaben bei der Suva haben es mir von Beginn weg ermöglicht, Elemente der Sozialen Arbeit einzubauen und meine Sozialversicherungskenntnisse anzuwenden.
Bald konnte ich Führungsfunktionen wahrnehmen. Weil mir dies zusagte und ich weiterhin in der Führung tätig sein wollte, bis dahin aber nicht die entsprechende Ausbildung hatte, habe ich den MAS in Management von Non-Profit-Organisationen absolviert. Er bildete sozusagen die Grundlage für meine heutige Stelle sowie die neue, die ich bald antreten werde. Ich konnte so vieles davon mitnehmen. Die Bücher aus dem Studium hole ich jetzt noch regelmässig hervor. Beispielsweise wenn es um Organisationstheorie, strategische Führung, Projekt- und Prozessmanagement oder Finanz- und Rechnungswesen geht. Das Gelernte kann ich im Unternehmen direkt anwenden. Sehr wertvoll waren auch die Erfahrungen aus meiner Masterarbeit zum Thema «Berufliche Integration – Prozess, Organisation und Netzwerk», die ich im Auftrag der Suva geschrieben habe. Und ganz wichtig: Kontakte, die ich vor mehr als neun Jahren knüpfen konnte, bestehen bis heute.


Auch für meine Führungsaufgaben schätze ich die gute Basis, welche mir das Studium der Sozialen Arbeit mitgab. Vieles dreht sich um den Umgang mit Menschen, gute Kommunikation, Empathie. Zudem musste ich mich im Studium stark mit mir selber auseinandersetzen, was für Führungsaufgaben ebenfalls essenziell ist.
Ich habe zu gewissen Zeiten etwas bereut, dass ich nicht die Matura gemacht und den akademischen Weg gewählt hatte. Doch heute blicke ich zurück und muss sagen: Die Verbindung von Praxis und Theorie bereits in der Ausbildung ist einfach toll. Ich würde diesen Weg auf jeden Fall wieder wählen.

Eine Übersicht über die FH-Master-Studiengänge findet ihr hier.

Sandra Lienhart (53), Bank Cler, EMBA

Nach einer KV-Lehre absolvierte sie die Führungsschule beim KV Zürich, später ein Nachdiplomstudium «Ressourcenorientiertes Coaching» an der FH in Olten. Bei ihrer früheren Arbeitgeberin CS wurde zudem sehr viel betriebsintern weitergebildet. 2015 folgte der EMBA General Management an der HWZ. Seit 2004 ist Sandra Lienhart bei der Bank Cler, seit 2017 in der Position der CEO.

Bernhard Stalder (42), Ricola, MAS

Aus dem Bankenwesen herkommend, hat Bernhard Stalder den Bachelor in Betriebsökonomie an der FHNW erworben und ist im HR-Bereich bei Coop eingestiegen. Später hat er sein Wissen mit dem MAS in Human Resource Management an der FHNW vertieft. Heute ist er Head of Competence Center Attraction & Recruiting bei Ricola.

Barbara Ingold (55), Suva, MAS

In Solothurn hat sie die Ausbildung zur Sozialversicherungsfachfrau mit eidg. Fachausweis absolviert (heute Bachelor). Nach einer weiteren Spezialisierung folgte 2010 der MAS in Management von Non-Profit-Organisationen an der FHNW. Sie ist bei der Suva seit 2013 Bereichsleiterin Prämien und Kundenberatung sowie stellvertretende Agenturleiterin in Bern. Ab 1. September leitet Barbara Ingold die Agentur Zentralschweiz.

Dieser Beitrag ist als Erstpublikation im Magazin INLINE vom August 2019 erschienen. 

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