Was ist in zehn oder zwanzig Jahren? Wie sieht dann mein Job aus? So genau kann das ja niemand voraussagen. Sorgen mache ich mir deswegen nicht. Im Gesundheitswesen wachsen die Herausforderungen. Die Ansprüche an Mitarbeitende der Pflege und die Medizin allgemein steigen. Der Mensch wird älter, die Krankheitsbilder komplexer. Unsere Arbeit wird sich weiter verändern. Sicher ist aber: Als Pflegeexpertin braucht es mich auch in Zukunft.
Obwohl der Pflegeberuf beliebt ist bei Schulabgängern, bleibt der Personalbedarf gross. Jobsicherheit war aber nicht der Grund für meine Berufswahl. Die Medizin hat mich immer interessiert. Der Mensch steht hier im Zentrum. Deshalb habe ich die Ausbildung zur Fachangestellten Gesundheit (FaGe) gemacht. Dass es nicht dabei bleiben würde, war bald klar. Mir standen mehrere Möglichkeiten offen, da ich während der Lehre auch die BM gemacht hatte. Nach einem Jahr Praxiserfahrung entschied ich mich für das Pflegestudium an der Fachhochschule. Es war für mich am Schluss der logische Schritt. An der FHS St. Gallen konnte ich ein fachlich anspruchsvolles Studium absolvieren und gleichzeitig nahe an der Praxis bleiben. Die Möglichkeit, mit dem Bachelor einen international anerkannten Abschluss zu erlangen, machte das Studium für mich besonders attraktiv. Danach habe ich während zweier Jahre Berufserfahrung gesammelt. Um mein theoretisches Wissen zu erweitern, entschloss ich mich, das Masterstudium in Angriff zu nehmen. In dieser Zeit habe ich weiterhin 50 Prozent in der Notaufnahme gearbeitet. Somit hatte ich die Möglichkeit, trotz Studium weiterhin praktische Erfahrungen zu sammeln. Beide Tätigkeiten haben sich gegenseitig ergänzt und bereichert.
Das Studium habe ich im vergangenen Winter abgeschlossen. Nun konzentriere ich mich erst einmal auf meine Arbeit als Pflegeexpertin in einer Privatklinik. In der Belegarztklinik bin ich speziell gefordert, denn wir übernehmen hier viel Verantwortung, agieren als Pflegefachpersonen sehr selbstständig. Es ist eine ideale Stelle, um Erfahrung zu sammeln und mich weiterzuentwickeln.
Digitalisierung? Natürlich spüren wir die Auswirkungen. Nur schon bei den elektronischen Patientendossiers. Wenn die nicht mehr von Hand geschrieben sind, kann man sie mit Garantie auch lesen. Das klingt zwar banal, ist aber ein nicht zu unterschätzender Vorteil. Doch das ist ja erst der Anfang. Die Digitalisierung kann in vielerlei Hinsicht zur Patientensicherheit beitragen. Unsere Aufgabe wird es auch sein, digitale Hilfsmittel sinnvoll in unsere Arbeit zu implementieren. Dass wir aber von Robotern ersetzt werden, kann ich mir kaum vorstellen. Der menschliche Faktor ist einfach zu wichtig.
Wo stehe ich in zehn oder zwanzig Jahren? Dazu mache ich mir vorerst nicht zu viele Gedanken. Ich habe ja erst vor Kurzem den Masterabschluss erlangt. Aber vermutlich werde ich mich mit der Zeit spezialisieren. Was ich heute gelernt habe, kann in zehn Jahren schliesslich wieder völlig veraltet sein. Das Rad dreht sich, die Medizin entwickelt sich rasch. Interprofessionelles Arbeiten wird enorm an Wichtigkeit gewinnen – bereits heute geht es stark in diese Richtung. Die Herausforderungen werden zunehmen, doch der Wandel bringt auch neue Chancen. Ich sehe das optimistisch. Wo mein Platz sein wird, wird sich noch weisen. Beim Thema Weiterbildung besteht auf meinem Ausbildungslevel noch Entwicklungspotenzial. Gut möglich, dass sich aus meiner Arbeit der weitere Weg ergibt. Wenn ich jetzt entscheiden müsste, wäre es jedenfalls nicht leicht. Aber ich werde mir sicher die nötige Zeit dafür lassen, noch pressiert es ja nicht.