Im Zusammenhang mit Roland Brack fallen Begriffe wie Technikfreak, Tellerwäscherkarriere oder ehrgeizig –gleichzeitig aber auch Attribute wie zielgerichtet, bodenständig, bescheiden. Der 44-jährige FH-Absolvent hat innert 20 Jahren praktisch aus dem Nichts ein Firmenimperium mit einem Jahresumsatz von mittlerweile 600 Millionen Franken aufgebaut. Sicher braucht es dazu einen guten Riecher hat, eine Strategie, passendes Timing – vielleicht auch das eine oder andere Quäntchen Glück. Ganz sicher aber steckt hinter der nüchternen Fassade von Roland Brack auch eine grosse Portion Leidenschaft und Freude. Warum, erklärt er im Interview.
Ich denke schon. Denn ich mache Dinge entweder richtig, also mit Leidenschaft, oder gar nicht. Das gilt auch fĂĽr meine Hobbys oder Verwaltungsratsmandate. Wenn ich mich engagiere, will ich auch konkret etwas beitragen.
Die Freude, ganz klar. Ich bin im Grundsatz ein Optimist. Ein Optimist, der einen Regenschirm dabei hat. Die Zuversicht überwiegt. Leiden gehören auch dazu, aber die vergesse ich schnell.
Schon sehr früh, eigentlich bereits während der Schulzeit in den 1980er-Jahren. Damals habe ich in einem Computershop ausgeholfen, als die ersten PCs aufkamen. Ich konnte einen alten Computer erwerben und habe mir so ein gewisses Knowhow angeeignet, welches ich in den Support und Service beim Händler einbrachte. Ich habe mich zudem umgeschaut, ob man Teile aus Asien importieren könnte. So ist mein technisches Flair und auch ein Händlergen in mir geweckt worden.
Erst einmal kam die Lehre als Elektromechaniker bei der ABB. Bereits da habe ich PCs zusammengebaut, meist für die Eltern meiner Kollegen. Die Teile habe ich in Taiwan bestellt. In gewissem Sinne war ich schon Unternehmer. Offiziell gemacht habe ich das aber erst während des Studiums 1994 mit einem Handelsregistereintrag . Dieser sollte aber ursprünglich dazu dienen, um Sammelbestellungen für Bücher für die ganze Schule machen zu können. Um Mengenrabatte zu erhalten war der Eintrag nötig aufgrund der Buchpreisbindung.
Ich war einfach Händler, eine Vision hatte ich nicht. Aber mir dämmerte damals, dass mit den PCs Dinge auf uns zukommen werden, die die Welt verändern. Das war auch nicht schwierig zu erkennen. Wohin der Weg führen würde, hätte ich aber nicht abschätzen können. Auch heute ist beim Tempo der Veränderungen schwer absehbar, wo wir in 20 Jahren stehen. Entscheidend ist, dass sich innerhalb solcher Veränderung fast täglich Chancen ergeben. Diese muss man packen, immer aber auch Prioritäten setzen. Als das Internet aufkam, war keine Frage, dass wir es nutzen müssen. Für die Kunden bietet es derart viele Vorteile.
Ja, auf jeden Fall. In diesem schnelllebigen Umfeld muss man zudem rasch sein. Da kann man sich nie zurĂĽcklehnen und sagen: Ich habe es geschafft. Man muss immer am Ball bleiben. Dass man mit Leidenschaft dabei ist, ist eine Bedingung. Sonst kann man langfristig nicht mithalten.
Der technische Hintergrund aus meiner Ausbildung ist für mich sicher ein Vorteil. Das Betriebswirtschaftliche habe ich mir ausschliesslich «on the job» angeeignet. Für mich war das ganz klar der richtige Weg. Und ich bin einer, der gerne selber Hand anlegt. Ich arbeite lieber mal zwei Stunden im Lager mit, als tagelang zu diskutieren.
Heute ist wohl beides bezeichnend. Es braucht einen Unternehmer, der strategisch denkt, aber es braucht auch den Willen, Dinge zu hinterfragen, neue Wege zu suchen und die Offenheit, sie auch auszuprobieren. Das gilt sowohl bei den technischen Anlagen in der Logistik: Da sind wir dauernd am Optimieren und Verändern, nicht alles funktioniert. Und so ist es auch auf unternehmerischer Seite.
Eher das zweite. Mein grosser Komfort ist ja auch, dass ich als selbständiger Unternehmer niemandem verschrieben bin. Da fällt es mir leichter, auch mal nein zu sagen. Bei allen Anforderungen und Möglichkeiten ist es wichtig, mit mir selber im Reinen zu sein und eine vernünftige Work-Life-Balance zu erlangen. Klar kann ich nicht komplett abschalten, aber ich nehme mir durchaus die nötige Zeit, um auch mal Abstand zu gewinnen und die richtige Flughöhe zu erreichen.
Ich glaube, Gedanken muss man sich immer machen. Ich trage ja nicht nur die Verantwortung für meine Familie und mich, sondern auch für über 500 Mitarbeiter. Viele Unternehmer, die verkauften, hatten es aber vielleicht übertrieben und gearbeitet, bis sie keinen Spass mehr daran hatten. Ich achte darauf, dass es bei mir nicht soweit kommt. Ich bin noch immer jeden Tag mit Freude dabei, mein Job hat sich über die Jahre auch stark verändert. Deshalb habe ich nie das Bedürfnis verspürt zu verkaufen. Im Gegenteil. Wir haben ja vor sieben Jahren die Lagerautomatisierung eingeführt – für mich als Technikfan ist das ein Schlaraffenland.
Ich glaube etwas vom wichtigsten ist, dass man sich nicht verzettelt. In einem derart dynamischen Umfeld gibt es hunderte von Chancen, doch das wichtigste ist, sich auf die wesentlichen zu konzentrieren. So muss man sicher vieles versuchen, doch einiges auch wieder sein lassen können. Immer wieder auf die wichtigen Dinge fokussieren. Und man muss an sich glauben.
Dieser Beitrag ist als Erstpublikation im INLINE Mai 2017 erschienen.