Der Job-Stress-Indes, der seit 2014 regelmässig von Gesundheitsförderung Schweiz in Zusammenarbeit mit der Universität Bern und der ZHAW ermittelt wird, zeigt 2022 eindrücklich: Die Stressbelastung ist hoch. Bei fast einem Drittel sind die arbeitsbezogenen Belastungen und vorhandenen Ressourcen nicht ausgeglichen. Hinzu kommt, dass der Anteil der Erwerbstätigen, die sich emotional erschöpft fühlt, erstmals seit dem Beginn der Erhebungen im Jahr 2014 auf über 30 Prozent angestiegen ist. Besonders Jugendliche und junge Erwachsene sind verstärkt von psychischen Belastungen betroffen. Bereits 2020 hatten über 40 Prozent der 16- bis 24-Jährigen zu wenig Ressourcen, um Belastungen am Arbeitsplatz zu meistern. Erhöhte Krankheitsabsenzen und Produktivitätsverluste von durchschnittlich 14,9 Prozent der Arbeitszeit sind heute die Folgen. Würde man mithilfe von BGM-Massnahmen für alle Erwerbstätigen in der Schweiz ein zumindest ausgeglichenes Verhältnis von Belastungen und Ressourcen erreichen, könnte die Schweizer Wirtschaft das ökonomische Potential von rund 6.5 Mrd. CHF ausschöpfen, 1.5 Mrd. CHF durch Absentismus und 5 Mrd. CHF durch Präsentismus.
Bei jungen Erwerbstätigen sind dabei, neben der Familie, auch jene Betriebe betroffen, die ausbilden. Was aber kann ein Lehrlingsbetrieb konkret tun, um die Motivation und Gesundheit seiner Lernenden zu fördern?
Die richtige Führung und Begleitung während der Ausbildung sind zentral für die Förderung der psychischen Gesundheit von jungen Erwerbstätigen. Die Beziehung zwischen Lernenden und Berufsbildenden spielt dabei eine entscheidende Rolle. Die Lernenden sollen dabei ihre Bedürfnisse, Wünsche und auch privaten Herausforderungen einbringen können. Zu Beginn ihres beruflichen Werdegangs müssen junge Erwerbstätige Fach- und Methodenwissen erwerben, Erfahrungen sammeln und sich in der Welt der „Erwachsenen“ zurechtfinden. Für viele ist der Wechsel von der Schulbank in eine Lehre nicht nur mental eine Herausforderung, sondern auch physisch. Voraussetzung für eine intakte Beziehung zwischen Berufsbildenden und Lernenden ist auch die Gesundheit und Resilienz ersterer. Ist man selbst erschöpft und ausgelaugt, kann man nur bedingt andere unterstützen und Gesundheitsrisiken bei Lernenden wahrnehmen, diese einschätzen und ihnen helfen mit der eigenen Gesundheit besser umzugehen. Die Beziehung Berufsbildenden zu Lernenden unterliegt einem ständigen Prozess und muss laufend gepflegt werden. Führung gelingt dann, wenn ihr eine vertrauensvolle Beziehung zugrunde liegt. Die Lernenden gewinnen dadurch an Selbstvertrauen und Sicherheit.
Gesundheitsförderung Schweiz