Macht Verzicht glücklich?

  • 19.08.2022
  • 7 min
Balance finden, um ausgeglichen durch das Leben zu gehen, das ist das Gebot unserer Zeit. Denn die Welt gerät an ihre Grenzen. Und die menschliche Psyche tut es auch. Die Ehemaligen-Organisation alumniOST der OST – Ostschweizer Fachhochschule nimmt das Thema am diesjährigen, öffentlichen Networking-Tag Anfang September auf und fragt: «Deal or No Deal – Macht Verzicht glücklich?»

Wieviel brauche ich wirklich, um glücklich zu sein? Diese Frage stellen sich immer mehr Menschen – und entdecken dabei den Minimalismus. Entrümpeln und Ordnung schaffen gehört hier definitiv dazu. Aber auch ein bewusster Konsum und Verzicht auf Unwesentliches machen einen minimalistischen Lebensstil aus – Minimalismus als Gegenkonzept zu Konsumwahn und Materialismus, wer danach lebt, soll sein Glück finden. Heisst es zumindest. Doch was steckt hinter dem Weniger-ist-Mehr? Was zählt wirklich im Leben? Und wieviel Konsum ist nötig, um glücklich zu sein? Diesen Fragen geht der Networking-Tag der Ehemaligen-Organisation alumniOST der OST – Ostschweizer Fachhochschule am Freitag, 9. September, nach.

«Der Preis ist verdammt hoch»

Expertin für Themen rund um die Balance zwischen Karriere, Wertschöpfung, Konsum, Erholung und Freizeit ist Marieke Born, «‹Dieses eine Projekt noch… Dann komme ich zur Ruhe, dann konsumiere ich weniger, dann gelange ich zurück zur Balance.› Das ewige Dilemma begleitet erfolgreiche Menschen seit Jahren», sagt Born, die als Psychologin Führungskräfte und Teams berät. «Neu ist die Vehemenz, mit der die Gesellschaft das ‹Mehr› in Frage stellt und fragt: Wofür das alles? Für wen das alles?».

Am Networking-Tag zeigt die Psychologin, wie man den Ausstieg findet aus dem sich immer schneller drehenden Hamsterrad. «Es ist möglich, es ist nur verdammt hart», sagt Marieke Born. «Der Grund, warum wir bisher selten eine Wahlmöglichkeit erleben, liegt darin, dass die Gegen-Option einen erheblichen Preis kostet: no deal, no money, no success, no reward. Und das will wirklich keiner! Was wir aber vergessen: Der Preis so weiterzumachen, wie bisher, kann auch verdammt hoch sein: eingeschränkte Lebenslust, psychische Erschöpfung, ökologische Katastrophen und moralische Gewissensbisse.»

Neuer Luxus ist gefragt

Mit dem Thema «Luxus» beschäftigt sich die Zukunftsforscherin Martina Kühne. «Was als Luxus gilt, war schon immer abhängig vom Zeitgeist und davon, wie rar ein Gut ist. Doch die Pandemie hat nicht nur die Weltwirtschaft, sondern auch unsere Vorstellung von ‹echtem› Luxus auf den Kopf gestellt. Jetzt werden die Massnahmen gelockert, und es stellt sich die entscheidende Frage, was von den neuen Luxusgütern wie ‹Zeit›, ‹Entschleunigung› und ‹Müssiggang› bleibt.»

An diese beiden Inputreferate werde zwei weitere Redner anknüpfen, und die Teilnehmenden haben die Qual der Wahl: Matthias Geissbühler, Chief Investment Officer bei Raiffeisen Schweiz, gibt einen Einblick, wie man Geld investiert und wie man erfolgreich auf den weltweiten Aktienkursen surft, während Selim Tolga, der bekannteste Schweizer Aufräum- und Minimalismus-Experte, für «Minimalismus als Werkzeug für mehr Zeit, Ordnung und Freiheit» plädiert: «Nicht Verzicht, sondern bewusste Wahl», sei die Devise, so der Aufräumcoach.

Smarte digitale Diät

Aufräumen will auch Anitra Eggler. Die 49-Jährige bezeichnet sich selbst als Web-Veteranin und Digital-Detox-Pionierin: «Smartphones sind wie Fett. E-Mails sind wie Zucker. Social Media wirkt wie Schokolade. Berufstätige Menschen verbringen täglich mindestens zehn Stunden vor Bildschirmen. Wer 62 Prozent seiner Wachzeit Bildschirme konsumiert, muss sich fragen: Wie gesund ist die digitale Ernährung? Macht sie fit oder fett?» Eggler plädiert für eine smarte digitale Diät, für eine Screen-Life-Balance.

Auf den Strich gebracht

Mit der simplen Frage «Warum ist es so schwierig, gute Entscheidungen zu treffen» begannen der Finne Mikael Krogerus und der Schweizer Roman Tschäppeler ihre Forschungsreise in die Untiefen des decision makings. Herausgekommen ist der internationale Bestseller «50 Erfolgsmodelle – kleines Handbuch für strategische Entscheidungen», der mit kurzen Texten und klugen Zeichnungen durch die Theorien und Methodik der Wahlmöglichkeiten führt. Es folgten zahlreiche weitere Bücher, die sich in 25 Sprachen millionenfach verkauften. Mit wenigen Strichen auf einer Kreidetafel erklären Krogerus und Tschäppeler neue Erkenntnisse aus der Entscheidungsforschung verständlich und lebensnah. Dabei untersuchen sie die Fallgruben des modernen Arbeitslebens, in die wir immer wieder treten. «‹Wie kriegt man sein Leben in den Griff?› ist natürlich eine blöde Frage. Denn vielleicht besteht die wirkliche Kunst ja darin, das Leben eben nicht in den Griff zu bekommen. Vielleicht geht es darum, sich in einem widersprüchlichen Leben irgendwie einzurichten und damit anzufreunden, dass Leben eben bedeutet: in Bewegung sein», schreiben Krogerus und Tschäppeler in einer ihrer Kolumnen in «Das Magazin». Wie das aussehen könnte, werden die beiden Bestseller-Buchautoren zum Abschluss des Networking-Tages skizzieren.


Der Betriebsökonom Michael Federer ist Geschäftsführer des Vereins alumniOST und mitverantwortlich für das Programm des Networking-Tags. Dieses Jahr nimmt er eine spezielle Rolle ein. Im Power-Duo moderiert er zusammen mit Nina Fischer den Anlass. Es sind zwei Alumni-Mitglieder mit Sonderfunktion bei der alumniOST: Sie ist Co-Präsidentin und ebenfalls Alumni der damaligen FHS St.Gallen, er leitet die Geschäftsstelle des Vereins und ebenfalls Alumnus der Vorvorgängerinstitution HWV.
Zusätzlich dürfen wir Andri Silberschmidt, Präsident der FH SCHWEIZ und FDP-Nationalrat herzlich im Publikums-Talk begrüssen! Wir freuen uns sehr, ihn als Gast mit dabei zu haben.

Das gesamte Programm mit Anmeldung unter www.networkingtag.ch

DER EVENT – NETWORKING-TAG

Die Alumni Organisation der OST – Ostschweizer Fachhochschule, alumniOST, führt einmal pro Jahr, seit 2005, unter dem Label «Networking-Tag» eine öffentliche Non-Profit-Grossveranstaltung durch. Der Networking-Tag ist innerhalb der Ostschweiz mit rund 700 Gästen, einem themenorientierten Programm sowie einer Networking-Party etabliert und erfreut sich einem Publikum aus verschiedenen Branchen. www.networkingtag.ch

Die Organisation – alumniOST

Organisiert wird der Anlass von der Ehemaligen-Organisation alumniOST der OST – Ostschweizer Fachhochschule. Das ist der Zusammenschluss der drei Alumni-Organisationen FHS Alumni, Alumni HSR und Club Alumni NTB. Mehr Infos unter www.alumniost.ch

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