Die Fachhochschulen (FH) haben bis anhin kein Promotionsrecht. Seit 2017 werden erste Kooperationsmodelle von der BFI-Botschaft finanziell unterstützt: Es wurden zwölf Kooperationsprojekte für Doktoratsprogramme von FH/PH in Zusammenarbeit mit Schweizer Universitäten und sechs Kooperationsprojekte für Doktoratsprogramme von FH/PH in Zusammenarbeit mit ausländischen Hochschulen genehmigt. Weitere sind in der Zwischenzeit dazugekommen. Erste Personen haben das Doktorat im Kooperationsmodell heute abgeschlossen. FH SCHWEIZ hat eine Umfrage durchgeführt, um zu evaluieren, wie die Situation aktuell von den verschiedenen Interessensgruppen* wahrgenommen wird.
Gemäss der Umfrage von FH SCHWEIZ wünschen sich 88% der Interessierten *(1), dass FH den 3. Zyklus (Doktorat, PhD, etc.) selber verleihen dürfen. Das meistgewählte Argument ist, «damit die Hochschullandschaft auch wirklich gleichwertig aber andersartig ist». Bei den Studierenden und Absolventen (2) sind es 57%, welche ein Doktorat an Fachhochschulen sinnvoll finden. Als häufigster Grund wird angegeben, «um den 3. Zyklus mit einem anwendungsorientierten/praxisverbundenen Programm zu ergänzen». Bei den Betreuerinnen und Betreuern befürworten die Forderung 60% der Teilnehmenden der Umfrage und bei den Fachhochschulen sind es 64%.
Die Gründe, welche für ein Doktorat an FH angegeben wurden, decken sich mit der Argumentation des Dachverbandes der Fachhochschul-Absolventinnen und -Absolventen: Das andersartige Profil der FH erfordert, dieses auch auf die dritte Bologna-Stufe zu übertragen. Der Schweizer Hochschulraum besteht nach dem Hochschulförderungs- und -koordinationsgesetz aus «gleichwertigen aber andersartigen Hochschultypen» mit Forschungsauftrag. Ein eigenständiges Doktorat an der Fachhochschule lässt sich aus diesem Gesetz ableiten. Der 3. Zyklus kann durch die Beteiligung der FH mit einem anwendungsorientierten/praxisverbundenen Programm ergänzt werden. Damit wird das FH-Profil gestärkt, der Forschungstransfer in die Praxis sichergestellt und der Nachwuchs an den Fachhochschulen gefördert. Die FH hätten die Möglichkeit, ihren eigenen Lehrkörper einfacher selber auszubilden. «Neu, andersartig, praxisnah, aber doch wissenschaftlich fundiert: Darin liegt die grosse Chance eines 3. Zyklus an der Fachhochschule», fasst Andri Silberschmidt, Nationalrat und Präsident von FH SCHWEIZ, die Argumente zusammen.
Als Grund für ein Doktorat wird bei den Interessierten am häufigsten «Ich möchte mein Studium mit dem Doktorat vervollständigen» genannt. Bei den Studierenden/Absolventen spielt die Planung einer Karriere an einer Fachhochschule (Dozentin etc.) eine wichtige Rolle.
Bei den Interessierten, die bereits nach einem Doktorat suchen (50%), dauert die Suche im Schnitt zwei Jahre. Bei denjenigen, die ein Doktorat antreten konnten (Studierende/Absolventen), dauerte die Suche weniger als ein Jahr. Interessierte haben im Schnitt drei Absagen erhalten.
Gemäss 50% der befragten Studierenden/Absolventen, funktionieren die Kooperation zwischen der Fachhochschule und der universitären Hochschulen. 34% geben keine eindeutige Antwort. 16% sind unzufrieden mit der Kooperation. Genannte Gründe sind unter anderem, dass die Kooperation in keiner Weise institutionalisiert und die Durchlässigkeit ungenügend sei. Die Fachhochschulen finden, dass die die Kooperationen funktionieren (73%). Bei den Betreuenden sind es 65% die angeben, dass die Kooperationen funktionieren
Die bestehenden Möglichkeiten für FH-Absolventinnen und -Absolventen ein Doktorat zu machen, sollten weiter ausgebaut werden. Das Kooperationsmodell zwischen Fachhochschulen und Universitäten, mit dem man gute Erfahrungen gesammelt hat, dient dabei als Basis. Es sollte bei weiteren Fachhochschulen und Fachbereichen aufgegleist werden, damit interessierten FH-Absolventinnen und -Absolventen der Zugang zum 3. Zyklus ermöglicht wird.
*FH SCHWEIZ führte die Umfrage zum 3. Zyklus an Fachhochschulen bei folgenden Zielgruppen in Deutsch, Französisch und Italienisch durch:
Weitere Informationen: https://www.fhschweiz.ch/umfrage-2021_2022