Autorin: Nora Lüthi, Kommunikationsverantwortliche
Prof. Dr. Guido Schuster: Grundsätzlich ist es das Wichtigste, ein Grundverständnis für KI zu erlangen. Im Moment kursieren so viel Hype und Fehlinformation, dass man sich in einem ersten Schritt Zeit nehmen sollte, um zu verstehen, was KI ist und was nicht. KI-Werkzeuge gibt es mittlerweile wie Sand am Meer. Es macht deshalb für Arbeitnehmende keinen Sinn, sich auf ein Tool zu fest zu konzentrieren. Sich zum Beispiel auf das «Prompting» bei ChatGPT, also die Eingabe von Anweisungen oder Befehlen, zu spezialisieren, bringt nichts. Denn mit jedem Update ändert sich das wieder. Viel wichtiger ist es, die Grundlagen zu verstehen, die auch in zehn Jahren noch gültig sind.
Mit KI ist es wie mit der Zauberei. Um eine gute Zauberin oder ein guter Zauberer zu werden, braucht man jahrzehntelange Übung. Wenn du jemandem einen Zaubertrick detailliert erklärst, versteht die Person ihn zwar, aber sie kann trotzdem nicht zaubern. Mit KI ist es genau so. Wenn ich jemandem erkläre, wie KI funktioniert, kann das die Person auch ohne Mathematik- oder Programmierkenntnisse verstehen, aber sie kann es nicht selbst implementieren. Das ist bei fast allen technischen Themen so. Man muss ein Grundverständnis für die Technologie entwickeln.
Prof. Dr. Guido Schuster
Leiter des ICAI Interdisciplinary Center for Artificial Intelligence und des CAS Artificial Intelligence (CAS) an der OST – Ostschweizer Fachhochschule
In der Arbeitswelt entscheiden oft die Unternehmen, welche Tools sie den Mitarbeitenden überhaupt zur Verfügung stellen. Besonders verbreitet ist heute zum Beispiel Microsoft. Microsoft beginnt nun, KI in seine Programme wie Word, Outlook oder Excel zu integrieren. Am Anfang ist der Umgang mit diesem «Microsoft Copilot» sicherlich eine Lernkurve. Der Effizienzgewinn kommt mit der Zeit. Für Arbeitnehmende ist es wichtig, die Möglichkeiten zu nutzen, die ihnen das Unternehmen bietet und aktiv Teil dieses Wandels zu sein. Es ist zwar anspruchsvoll, sich mit den neuen KI-Technologien auseinanderzusetzen, aber es ist auch sehr erfüllend zu sehen, was uns KI plötzlich alles ermöglicht.
Für grössere Unternehmen gibt es unendlich viele Möglichkeiten, Prozesse mithilfe von KI zu optimieren. Das Potenzial ist enorm gross. Problematisch ist nur, dass teilweise auch die Widerstände in Unternehme gross sind, neue Technologien wie KI zu verwenden. Für KMU sehe ich die Chancen vor allem im administrativen Bereich. Im Idealfall kann beispielsweise die Bäckerei das Schreiben von Rechnungen mit KI automatisieren. Die Bäckerin oder der Bäcker hat dann mehr Zeit für das Kerngeschäft und braucht weniger Zeit und Geld für administrative Belange. Wenn Wellen neuer technologischer Entwicklungen kommen, kann es aber auch Verluste geben. In Gefahr sehe ich hier KMU, die Dienstleistungen anbieten, die leicht durch KI ersetzt werden können.
Haben diese Unternehmen auch Angst vor dem Strom? Oder vor dem Internet? Angst oder besser gesagt Respekt ist völlig legitim. Mit KI schaffen wir definitiv eine neue Abhängigkeit. Ich betrachte Künstliche Intelligenz als öffentliche Dienstleistung, ähnlich wie Wasser oder Strom. Genau so müsste der Staat aber auch bei KI eingreifen und sie regulieren. Momentan wird KI rein kapitalistischen Prinzipien überlassen. Wir sind von wenigen US-Firmen abhängig. Das sollte den Unternehmen und der gesamten Gesellschaft viel mehr Sorgen bereiten.
Artificial Intelligence verändert die Welt – der CAS Artificial Intelligence (AI) bietet den Teilnehmenden die Möglichkeit, von Anfang an ganz vorne mit dabei zu sein und ihre Karriere voranzutreiben. Sie können Kompetenzen im Bereich der AI-Technologien erwerben, ohne höhere Mathematik- und Programmierkenntnisse zu haben.