Ich wohne mittlerweile in England und bin selbstständig im Pferdesport. Ich stehe auf, gehe in den Stall. Dort reite ich täglich 7-8 Pferde, das sind ungefähr 8-9 Reitstunden pro Tag. Abends lerne ich, arbeite noch weiter an meinem Business oder mache Fitness und dann ist der Tag auch schon vorbei.
Vielseitigkeitsreiten ist die Kombination von Dressurreiten, Springreiten und Geländeritt. Im Dressurreiten geht es darum, ein Programm zu zeigen, im Springreiten geht es darum, die Hindernisse möglichst ohne Fehler und in der Zeit zu überqueren und Geländeritt ist die Disziplin, wo Baumstämme und Wasser überquert werden.
Mein Ziel sind die Olympischen Spiele 2024. Schon von klein auf habe ich gesagt, irgendwann gehe ich an die Olympiade. 2020 stand ich auf der «Longlist for Olympia», aber da war das Pferd verletzt. Aber ich habe immer gesagt, Olympia ist das grosse Ziel. In der Schweiz ist Vielseitigkeitsreiten nicht so bekannt, aber hier in England ist der Sport richtig gross und ich kann mich ideal entwickeln.
Ich hatte den klassischen Wendy-Traum. Erstmals bin ich an meinem 6. Geburtstag geritten. Ich war von Anfang an mutig und ehrgeizig und meine Reitlehrerin hat meinen Eltern empfohlen, dies zu fördern. Irgendwann habe ich ein Pony bekommen und bin so noch mehr in den Reitsport reingerutscht. Meine Eltern unterstützten mich, hatten aber nichts mit dem Sport zu tun. Irgendwann kam ich in die Nachwuchsförderung, die Pferde und die Turniere wurden grösser. Daneben bin ich in die Kunst & Sportschule in Zürich und habe danach das Sport-KV gemacht.
Meinen Eltern war es wichtig, dass ich eine Lehre mache und nach einem Zwischenjahr habe ich gemerkt, ich brauche diesen geistigen Ausgleich. Ausserdem weiss ich, Leistungssport ist nicht nur gesund und Reiten ist auch nicht ungefährlich, es kann immer etwas passieren. Ich habe ein Studium gesucht, das mir zusagt und das ich neben dem Reiten absolvieren kann. Nach einem Gespräch mit Matthias Nast (Anm. d. Red. Stv. Studiengangsleiter Bachelor Business Communications) war ich vom Aufbau und vom Inhalt des Studiums überzeugt. Und es war die richtige Entscheidung. Ich merke beispielsweise in den Semesterferien, wenn ich nur im Stall bin, vermisse ich den Austausch mit den Mitstudierenden. Auch wenn das Lernen intensiv ist, sobald du eine gute Note bekommst, freust du dich und siehst, es lohnt sich.
Ich habe ein Modell gesucht, bei dem ich das Studium mit dem Sport verbinden kann. Das funktioniert an der HWZ wunderbar. Der Sport ist mein Job. Das konnte ich als Antrag eingeben und wurde problemlos anerkannt. Das funktioniert wie bei der Selbstständigkeit, ich muss wie alle Studierenden ein Handout einreichen über meine Tätigkeit. Die HWZ ist mir immer entgegengekommen und hat mich unterstützt.
Ja, dieses Semester war hart. Aber im Austausch mit der Klasse merkte ich, es geht allen so. Es war ein hartes Semester, aber wir haben es geschafft. Klar, manchmal kommt das Privatleben zu kurz, insbesondere wenn Prüfungen mit wichtigen Turnieren zusammenfallen.
Ich verdiene mit meinem Reitsport Geld wie ein Immobilienmakler. Ich bekomme die Pferde von Besitzern, die diese verkaufen möchten oder die sie geritten und trainiert haben wollen. Aktuell mache ich die Website und den Social-Media-Auftritt für dieses Business. Das ganze Handwerk dafür habe ich aus dem Studium. Ausserdem muss ich mich als Sportlerin vermarkten, bei den Sponsoren beispielsweise. Das habe ich alles im Studium gelernt.
2023 nach dem Abschluss kann ich mich perfekt auf die Olympischen Spiele vorbereiten. Jetzt arbeite ich auf diese zwei Ziele hin, danach werde ich sicher noch mehr Zeit in die Vermarktung meines Start-ups investieren und das Business ausbauen. Aber nach Olympia gibt es sicherlich eine Standortbestimmung. Vielleicht mache ich ja auch noch einen Master…
Dieser Artikel ist bereits im Newsletter der Alumni HWZ erschienen.