«Hast du meine Angel gesehen?» fragt Fischer Hermann. Vreni hat keine Ahnung, sucht aber dringend Feuer fĂĽr ihre Zigarette. Sie wird gefilmt von George, der mit seiner Kamera das Geschehen festhält. Eine Kämpferin des Lichts erhält eine Handlesung von einer Wahrsagerin während ein Drogendealer Geschäfte macht. Diese Szene spielt sich beim WillkommensapĂ©ro ab – es treffen 21 fiktive Personen aufeinander. Die Studierenden hatten die Aufgabe, eine Rolle vorzubereiten. Sie sollten eine Biografie und ein KostĂĽm mitbringen. Als Leitfaden fĂĽr ihre Person erhielten sie Repertoire aus Oper und Lied, ansonsten waren sie in der Umsetzung frei. Regina Heer lässt den Studierenden viel Freiraum, ĂĽbergibt ihnen aber gleichzeitig viel Verantwortung. Die Form eines Pasticcio, also einer Zusammenstellung von Szenen aus verschiedenen Werken, hat sie auch schon in frĂĽheren Jahren gewählt, jedoch schrieb sie meistens vorderhand ein Drehbuch. Bei diesem Projekt war Eigeninitiative gefragt.Â
Während einer Woche in Le Mas du Sillot konnten die Sänger*innen ihr Figurenverständnis vertiefen und Rollenverbindungen entstehen lassen. Zwischen den Proben und den täglichen Gesangsstunden wird das ein oder andere Tichu-Turnier ausgefochten, Noten werden beim Sonnenbaden am Pool einstudiert und ab und an trifft man sich zu spontanen Ukulele-Singkreisen. Die täglichen gemeinsamen Abendessen und der Austausch zwischen Studierenden und Dozierenden gehören sicherlich zu den bleibenden Erinnerungen der Zeit in Frankreich. Am Ende der Woche präsentieren die Mitwirkenden das bisher erarbeitete Programm den Dozierenden und der KĂĽchencrew. Somit sind die Szenen am Ende der Woche skizziert – die Probewoche im Neubad kann fĂĽr die Feinarbeit genutzt werden.Â
Im Neubad gilt es, in sechs Tagen ein bühnenreifes Stück auf die Beine zu stellen. Die Gruppe trifft sich neben dem normalen Studienalltag jeden Abend zum Proben. Das Hallenbad wird auf allen denkbaren Ebenen bespielt. Während dem Stück gibt es an allen Ecken etwas zu sehen: Die Putzfrau wischt den Boden, das Bistro-Team bedient und die Figuren begegnen sich rund um den Pool – während die Hauptszene ganz wo anders spielt. Die verschiedenen Charaktere schaffen im Zusammenspiel eine skurrile Oper: Vreni und Stini aus Mani Matter’s «Dialog im Strandbad» reden quer durchs Hallenbad aneinander vorbei. Fischer Hermann steht auf dem Sprungbrett und angelt. Das Becken wird zum Pissoir umfunktioniert. Männer werden von Wassernymphen angelockt und schlussendlich erschlagen. Die Wahrsagerin wird vom Drogendealer verschleppt. Dabei funktioniert «Les Adieux» ohne Primadonnen: Das Stück beginnt und endet mit einem grossen Tutti – es gibt keine Hauptrollen.
Am 3. November 2019 schliessen sie «Les Adieux» mit zwei Vorstellungen ab. Danach heisst es Abschied nehmen – jedoch nur bis zum nächsten Mal.
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