Sagt unsere Gestik und Mimik weltweit dasselbe aus?

Naomi Rohn
Studierende | HSLU Hochschule Luzern
  • 22.12.2021
  • 4 min
Einhundert Millisekunden: So lange brauchen wir, um uns einen ersten Eindruck von einem Gesicht zu verschaffen. Aber dürfen wir unsere Gestik und Mimik wirklich in der gesamten Welt gleich einsetzten, ohne in ein Fettnäpfchen zu treten? In folgendem Beitrag finden Sie die Antwort!

Egal, aus welchem Land eine Person stammt, welchen familiären Hintergrund sie hat oder ob sie beeinträchtigt ist – die oben dargestellten Gesichtsausdrücke sind bei allen Menschen gleich. Wir erkennen sie sofort – innert 100 Millisekunden. Eine unglaubliche Leistung unseres Gehirns! Wir sprechen von den Emotionen Wut, Furcht, Ekel, Überraschung, Freude und Trauer.

 

Die Erklärung für die rasche Auffassungsgabe von Emotionen ist, dass alle Menschen sie von Geburt an gleich ausdrücken können. Bestätigt wurde dies durch Forschungen mit blinden Kindern und isolierten Völkern. Wir können festhalten: Unsere grundlegenden Gesichtsausdrücke sind kulturübergreifend und weltweit verständlich. 

 

Für diese angeborene Fähigkeiten sind wohl viele Geschäftsleute, die interkulturell arbeiten, äusserst dankbar. Es wäre eine grosse Herausforderung, persönliche Beratungsgespräche zu führen, wenn die Menschen in den verschiedenen Kulturen alle dasselbe meinen, aber dabei einen anderen Gesichtsausdruck zeigen. Wie sollte man so noch wissen, was es bedeutet, wenn jemand die Mundwinkel nach oben zieht? Davon werden wir glücklicherweise verschont.

 

GESTIK, DIE SPRACHE UNSERES KÖRPERS

Aber Achtung! Es wäre zu gewagt, die Theorie der Gesichtsausdrücke auf unsere Gestik anzuwenden. Die Körperbewegungen sind nicht nur kulturell bedingt, sondern auch länderabhängig. Passen Sie also auf, welche Hand- oder Kopfbewegungen Sie im Ausland wagen.

 

Ein interessantes Beispiel ist das Kopfnicken – eine für uns alltägliche Bewegung, die «Ja» bedeutet. Nicken Sie mit dem Kopf beispielsweise in Indien oder in Teilen Afrikas, erzielen Sie damit das Gegenteil. Ein Kopfnicken bedeutet «Nein» und ein Kopfschütteln ist ein frohes «Ja». Die Verwirrung ist aber noch nicht komplett, denn Kopfschütteln bedeutet in Korea «ich weiss es nicht». Diesen Ausdruck signalisieren wir Schweizerinnen und Schweizer mit einem einfachen Schulterzucken. In diesem Beitrag finden Sie weitere landesspezifische Gestiken.

 

KOPFSCHÜTTELN BEDEUTET IN KOREA «ICH WEISS ES NICHT».

Nun, merken Sie sich: Gesichtsemojis von unseren sechs grundlegenden Emotionen dürfen Sie mit gutem Gewissen in die gesamte Welt verschicken, ohne dass Missverständnisse entstehen. Sowohl die brasilianische, wie auch die koreanische Kultur wird ihr glückliches Smiley problemlos verstehen und korrekt interpretieren können. Bei Videoanrufen, welche zu aktuellen Corona-Zeiten immer beliebter werden, müssen Sie bereits etwas vorsichtiger sein. Sie wollen ja nicht, dass Ihr indischer Freund oder Ihre afrikanische Freundin Ihr Kopfnicken ständig als «Nein» wahrnimmt.

 

Die Kommunikation durch Gestik und Mimik begleitet uns Menschen, seit wir diesen Planeten betreten haben. Sie half uns schon immer unser Gegenüber richtig einzuschätzen. Wie sonst hätten die Urmenschen in der notwendigen Geschwindigkeit eine Person als Freund oder Feind einstufen können?

 

Die non-verbale Kommunikation gibt sehr viel über unser Verhalten und Denken preis. Manchmal sogar mehr als der Inhalt des Gespräches selbst. Durch sichtbare Gestiken und Emotionen konnten bereits viele Missverständnisse vermieden werden. Deshalb wird ein Gespräch über WhatsApp niemals dieselbe Qualität bieten, wie ein persönliches und eine E-Mail wird zu keiner Zeit ein Meeting zwischen der Führungsperson und den Mitarbeitenden aufwiegen.

 

UNSER VERHALTEN UND ERLEBEN IM WIRTSCHAFTLICHEN KONTEXT

Die non-verbale Kommunikation ist eines der vielen spannenden Themen, die an der Hochschule Luzern im Studiengang Wirtschaftspsychologie erlernt werden. Das Studium ist praxisnah aufgebaut und vermittelt uns das Wissen, welches sowohl im beruflichen Kontext als auch in Alltagssituationen immer wieder beobachtet und eingesetzt werden kann.

 

Dieser Beitrag ist als Erstpublikation auf dem Business Psychology Blog der Hochschule Luzern erschienen.

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