Schulpsychologie - Einfluss des Hundes auf die Konzentration

Julia Oesch
Psychologin MSc
  • 01.02.2021
  • 3 min
Konzentration und Aufmerksamkeit gelten als Grundlage des Lernens. Vielen Primarschulkindern fällt Konzentration im Schulalltag schwer. Während mit immer neuen didaktischen Hilfsmitteln versucht wird, den Unterricht passender zu gestalten, wird gleichzeitig an der Wirksamkeit von tiergestützten Therapien geforscht. Gemäss neuesten Erkenntnissen haben Hunde positive Effekte auf die Aufmerksamkeit. Neu an der Forschungsfrage dieser Masterarbeit ist die Kombination aus einmaligem Hundekontakt und dass dieser im Gruppensetting stattfand.

Das Drei-Faktoren-Modell der positiven Wirkung von Schulhunden von Beetz fasst die wichtigsten wissenschaftlich überprüften Erkenntnisse zusammen. Somit fördert ein Hund im pädagogischen Setting die Stressreduktion, sowie die positiven, sozialen Beziehungen und trägt zu einer positiven Lernatmosphäre bei (Beetz, 2012). Diese Befunde sprechen dafür, dass ein Hund einen positiven Effekt auf die Konzentration und die Aufmerksamkeit von Schulkindern haben sollte. Allerdings basieren diese Erkenntnisse auf Längsschnittstudien oder Situationen im Einzelsetting. Für die hier vorgestellte Masterarbeit wurde anhand eines multimethodologischen empirischen Vorgehens überprüft, inwiefern eine einmalige 15-minütige Interaktion in der Gruppe mit einem Therapiebegleithund einen Effekt auf Konzentration und Aufmerksamkeit von Primarschulkindern hat.

 

Methodik

Zur Untersuchung der Forschungsfrage bearbeiteten Primarschulkinder der fünften Klasse in Hombrechtikon (N=66) zweimal im Abstand von sechs Wochen den Konzentrations-Leistungstest (KLT-R, 2001) und das Frankfurter Aufmerksamkeitsinventar (FAIR-2, 2011). Dabei wurden die Lehrpersonen zu ihrer subjektiven Einschätzung befragt und die jeweiligen Lektionen gefilmt.

 

Beim zweiten Messzeitpunkt war eine ausgebildete Therapiebegleithündin anwesend, und die Halbklasse durfte mit ihr interagieren. Die Interaktion bestand aus dem gemeinsamen Bewältigen eines menschlichen Parcours, dem kontrollierten Spiel zwischen den Kindern und dem Hund, dem freiwilligen Körperkontakt und dem Erteilen von Befehlen und Füttern des Hundes. Die Kontrollgruppe absolvierte während dieser Zeit ebenfalls einen Hindernisparcours. Somit hatten beide Gruppen Bewegung an der frischen Luft, und der Spassfaktor war gemäss den subjektiven Rückmeldungen der Kinder identisch. 

 

Anschliessend wurden die quantitativen Daten auf Unterschiede zwischen den beiden Messzeitpunkten, der Halbklassen und der drei Leistungskategorien untersucht. Die subjektive Einschätzung der Lehrpersonen und die qualitative Analyse der Filmaufnahmen wurden anhand des Beobachtungsrasters von Imhof und Meyerhöfer (1995) ausgewertet. 

 

Ergebnisse

Die quantitative Auswertung anhand der Varianzanalyse mit Messwiederholung zeigte signifikante Unterschiede der Gesamtleistung des KLT-R sowie des Leistungs-, Qualitäts- und Kontinuitätswertes des FAIR-2 vom ersten zum zweiten Termin. Signifikante Gruppenunterschiede wurden keine entdeckt. Die subjektive Einschätzung der Lehrpersonen und die qualitative Analyse der Filmaufnahmen zeigten, dass der Hund zu einer ruhigeren Arbeitsatmosphäre und zu einer subjektiv höheren Konzentrationsfähigkeit der Kinder geführt hatte.

 

Implikationen für die Praxis

 Da die Forschungsfrage aufgrund der Unterschiede der qualitativen und quantitativen Ergebnisse nicht abschliessend beantwortet werden konnte, wurde in der Arbeit insbesondere das methodische Vorgehen kritisch betrachtet und diverse Ideen für zukünftige ähnliche Forschungsfragen generiert. Festzuhalten ist jedoch, dass der Hund weder auf qualitativer noch auf quantitativer Ebene eine negative Auswirkung auf das Konzentrationsverhalten der Kinder zeigte.

 

Diese Beitrag ist als Erstpublikation im Punktum. erschienen.

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