Autorin: Ursula Ammann
Ein Kind sitzt des Öfteren unkonzentriert in der Schulbank, stört den Unterricht und fühlt sich unwohl. Wer kann hier weiterhelfen? Die Schulsozialarbeiterin? Der Schulsozialpädagoge? Oder beide? Um Kinder und Jugendliche mit herausfordernden Verhaltensweisen aufzufangen, werden an immer mehr Volksschulen neben den Schulsozialarbeitenden, vermehrt auch Sozialpädagoginnen und -pädagogen eingestellt. Denn die intensive Begleitung von meist Einzelnen oder Kleingruppen im schulischen Alltag kann die Schulsozialarbeit in der Regel nicht allein leisten.
Doch wie sieht eine gelungene Zusammenarbeit zwischen den beiden Disziplinen aus? «Diese Frage brennt vielen unter den Nägeln», sagt Martina Good, Leiterin des CAS Schulsozialarbeit an der OST – Ostschweizer Fachhochschule. Sie hat ihre Masterthesis zum Thema Schulsozialpädagogik & Schulsozialarbeit geschrieben und publiziert. Im Rahmen dieser Arbeit untersuchte sie die jeweiligen Aufgaben und Zielsetzungen, das methodische Handeln und die konkreten Arbeitsweisen sowie die Grundprinzipien von Schulsozialpädagogik und Schulsozialarbeit. Daneben begleitet sie mehrere Fachpersonen und Institutionen in diesen Fragestellungen und beobachtet die Entwicklungen intensiv.
Bei den Zielsetzungen gebe es viel Übereinstimmung, so Martina Good. «Beide Arbeitsfelder verfolgen das Ziel, die Schülerinnen und Schüler in ihrem Wohlbefinden und im gelingenden Aufwachsen zu unterstützen.» Jedoch begleiten Fachpersonen der Schulsozialpädagogik teilweise Klassen im Regelunterricht oder übernehmen sogar lehrplanorientierte Unterrichtseinheiten. Derweil liegt die Aufgabe der Schulsozialarbeit eher darin, Workshops zu spezifischen Themen zu gestalten und Präventionsprogramme und -angebote in Schule und Freizeit anzubieten.
Was das methodische Vorgehen und die konkrete Arbeitsweise betrifft, nimmt die Schulsozialarbeit eine coachende Funktion ein. Ziel ist es, den Kindern und Jugendlichen eigenständige Erkenntnisprozesse zu ermöglichen. Die Schulsozialpädagogik zielt hingegen darauf ab, vorab definierte Verhaltensänderungen zu bewirken.
Die grössten Unterschiede liegen nach Erkenntnis von Martina Good im Bereich der Grundprinzipien und der Haltung. «Die Schulsozialarbeit betont die Freiwilligkeit ihres Angebotes, wohingegen die Schulsozialpädagogik als eher hochschwellige, verbindliche Massnahme für die Schülerinnen und Schüler verstanden werden kann.»
An einigen Schulen hat sich das Tandem zwischen Schulsozialarbeit und Schulsozialpädagogik bereits etabliert, an anderen beginnt der Findungsprozess. Klar ist: Die Zusammenarbeit beider Arbeitsfelder ermöglicht Synergien und bietet neue Potenziale. Es bedarf aber auch einer Klärung, wer welche Aufgaben übernimmt. «Für die Kinder und Jugendlichen spielt es grundsätzliche keine Rolle, ob sie Unterstützung von Schulsozialpädagoginnen und -pädagogen oder Schulsozialarbeitenden erhalten», sagt Martina Good. «Wichtig ist, dass sie nicht durch die Maschen fallen». Durch die Kooperation beider Berufsgruppen sei es viel besser möglich, belastete Schülerinnen und Schüler aufzufangen und Chancen in deren Sinne zu schaffen.
Dieser Blogbeitrag basiert auf einem Community-Anlass Schulsozialarbeit, der zum Thema «Schulsozialpädagogik und Schulsozialarbeit im Tandem: Gelebte Praxis» stattfand.
Weiterbildung in Schulsozialarbeit
Die Schulsozialarbeit bietet eine niederschwellige und beziehungsorientierte Anlaufstelle im schulischen Alltag. Eine Tätigkeit in diesem komplexen Handlungsfeld der Sozialen Arbeit setzt spezifisches Wissen und Können voraus. Der CAS Schulsozialarbeit an der OST – Ostschweizer Fachhochschule vermittelt entlang der Kinderrechtskonvention professionelle Kompetenzen und fördert die Kooperation zwischen Berufseinsteigenden und schulischen, schulnahen sowie familienergänzenden Fachstellen. Neu ist auch ein CAS Schulsozialpädagogik in Planung.