Text: Christine Zwygart
Sich für die Menschen Zeit nehmen, ihnen zuhören und sie in schwierigen Situationen begleiten: Im oft hektischen Alltag eines Spitals ist es für die Mitarbeitenden manchmal schwierig, eine gute Balance zu finden zwischen der Arbeit am Spitalbett und den administrativen Aufgaben. «Die Digitalisierung kann uns dabei helfen», sagt Sharon Scicchitano. Sie arbeitet als Applikationsanalystin in der IT des Luzerner Kantonsspitals (LUKS).
Schon als Teenager lag es für Sharon Scicchitano auf der Hand, dass sie in ihrem Berufsleben etwas Soziales und Sinnstiftendes machen möchte. 2014 startete sie mit der Lehre als Fachfrau Gesundheit am LUKS. «Ich bin gerne für die Patientinnen und Patienten da, das erfüllt mich sehr», sagt sie. Zu ihren Aufgaben gehörten neben der Pflege auch medizinaltechnische Verrichtungen wie beispielsweise Blutentnahmen oder Messungen der Vitalparameter. Das technische Element habe ihr schon immer sehr gefallen, sagt sie.
Dieses Flair für das Technische gepaart mit dem Dienstleistungsgedanken für erkrankte Menschen gab schliesslich den Ausschlag, dass Sharon Scicchitano eine zweite Ausbildung zur biomedizinischen Analytikerin HF absolvierte. Anschliessend arbeitete sie gut drei Jahre in der Histologie des Luzerner Kantonsspitals. «Wir untersuchten im Labor Gewebeproben zur Krankheitszuordnung und Vorsorge», erzählt sie. Dafür nutzte sie verschiedene technische Geräte und automatisierte Prozesse. Und gerade als sich die heute 26-Jährige damit beschäftigte, wie ihr beruflicher Weg weitergehen soll, berichtete eine Bekannte begeistert vom CAS Digital Healthcare an der Hochschule Luzern.
Sharon Scicchitano erinnert sich: «In der Weiterbildung hat mich manchmal überrascht, wie simpel gewisse Aufgaben von aussen wirken, doch wie komplex die digitalen Abläufe dahinter sind.» Sie erhielt spannende Einblicke in Bereiche wie das Verschlüsseln von heiklen Daten oder lernte die Funktionsweise von Netzwerken kennen.
Die Alumna versteht nun, welche Player im Gesundheitswesen welche Entscheide treffen und wie diese zusammenhängen. Das Wichtigste dabei sei eine gute Kommunikation, sagt sie: «Wenn Mitarbeitende aus der Pflege, der Medizin, der Administration und dem Technischen Dienst an einem Tisch sitzen, braucht es eine gemeinsame Sprache, die alle verstehen. Nur so gelingt es, Verbesserungen in den Spitalalltag zu integrieren.»
Die Arbeit in der Applikationsanalyse erfordert vernetztes Denken, das Verständnis für Abläufe in einem Spital und die Zusammenarbeit mit vielen verschiedenen Bereichen und Fachrichtungen. Sharon Scicchitano bringt dafür eine ideale Mischung mit: Sie kennt die Arbeitsweise in der Pflege und im Spital bestens, hat sich im Labor bereits intensiv mit Technik und digitalen Prozessen befasst und sich das notwendige IT-Wissen im CAS Digital Healthcare angeeignet.
Und insbesondere dank der Weiterbildung an der HSLU hat Sharon Scicchitano die Stelle in der IT-Abteilung des LUKS erhalten. Gemeinsam mit ihrem IT-Team optimiert sie laufend die spitaleigenen Prozesse – vom einfachen Erfassen neuer Mitarbeitenden im System über das Anpassen von Formularen und Masken im Sekretariat bis hin zum Troubleshooting bei spezifischen Problemen und der Wartung des ganzen Systems. «Vieles, was wir automatisieren, verringert den administrativen Aufwand in allen Bereichen», erklärt die Fachfrau. In der IT-Abteilung gibt es um die 75 Mitarbeitende, die sich täglich für die kontinuierliche Optimierung und Wartung des Klinikinformationssystems des Luzerner Kantonsspitals kümmern.
Vieles, was wir automatisieren, verringert den administrativen Aufwand in allen Bereichen.
Sharon Scicchitano, Absolventin CAS Digital Healthcare und Applikationsanalystin am Luzerner Kantonsspital
Als Beispiel nennt sie das einfachere Buchen von Terminen im Spital: Das Sekretariat kann die Termine für Untersuchungen, für das anschliessende Röntgen und die nötigen Nachkontrollen alle auf einmal und in den richtigen Abständen vereinbaren. «Möglich macht dies eine Automatisierung im Hintergrund, die alles Nötige mit den einzelnen Bereichen koordiniert.» Die Zusammenarbeit mit den Mitarbeitenden, die patientennah arbeiten, erleichtert die kontinuierliche Optimierung und somit auch Digitalisierung von Prozessen.
Die Digitalisierung erfasst das Gesundheitswesen immer mehr. Ein Augenmerk liegt dabei auf der vom Bund geplanten Einführung des elektronischen Patientendossiers. Dies zieht einerseits unzählige Änderungen und Neuerungen in der IT eines Spitals mit sich. Andererseits ist es bereits heute für Patienten des Luzerner Kantonsspitals in der App «MeinLUKS» möglich, die persönlichen Dokumente mit Informationen rund um die Gesundheit selbst einzusehen und für ausgewählte Fachpersonen zugänglich zu machen.
Sharon Scicchitano ist von der Idee überzeugt: «So können Patientinnen und Patienten ihre Akten anschauen und bei sich haben – was bei einem Notfall im Ausland wichtig ist oder wenn sich jemand eine Zweitmeinung einholen möchte.» So könne die Digitalisierung auf beiden Seiten für Vorteile sorgen: bei erkrankten Menschen und bei den Mitarbeitenden.
Zur Person
Sharon Scicchitano ist in Italien und in Zug aufgewachsen. Schon während der Lehre als Fachfrau Gesundheit am Luzerner Kantonsspital (LUKS) hat sie immer wieder Informationsveranstaltungen besucht und machte sich Gedanken über eine Spezialisierung. Schnell entdeckte Sharon Scicchitano dabei ein für sie spannendes Fachgebiet und liess sich zur biomedizinischen Analytikerin HF weiterbilden. Anschliessend arbeitete sie im Histologielabor des LUKS und lebte ihr Flair für das Technische aus. Heute ist die 26-jährige Applikationsanalystin in der IT des Kantonsspitals tätig.
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