Wenn Com­pu­ter Men­schen «ver­ste­hen»

Werden in Zukunft Programmierkenntnisse überflüssig? Die FH Graubünden hat im Rahmen eines innosuisse-Projekts ein KI-System entwickelt, das die natürliche Sprache interpretiert und in Programmiersprache übersetzt. So können auch Arbeitnehmende Prozesse mittels Programmierung optimieren, ohne überhaupt über Programmierkenntnisse zu verfügen.

Effizienz ohne Programmierkenntnisse steigern

Automatisierung eröffnet die Möglichkeiten, die Effizienz und Produktivität von Organisationen zu erhöhen. Im Bereich der Informatik erfolgt Automatisierung meist durch Softwarelösungen, welche repetitive Abläufe abbilden oder Prozesse – wie zum Beispiel die Informationssuche – unterstützen. Allerdings verfügen nur wenige Arbeitnehmende über das notwendige technische Know-how, um Prozesse mittels Programmierung zu optimieren. In Folge wird nur ein kleiner Teil des vorhandenen Potenzials für Effizienzsteigerungen realisiert. Im Rahmen der von Innosuisse geförderten Projekte AI*ISM und CRM-Copilot entwickeln Expert:innen der Fachhochschule Graubünden digitale Assistenten, die natürlichsprachige Fragestellungen direkt in Computersprache übersetzen. Für den betrieblichen Einsatz solcher Systeme müssen zwei Barrieren überwunden werden. Zum einen müssen KI-Systeme in die Lage versetzt werden, Anfragen ihrer Anwender:innen zu interpretieren und zum anderen muss es möglich werden, KI-Technologien zu nutzen, ohne dass vertrauliche Daten das Unternehmen verlassen.

Natürliche Sprache – ein Alptraum für Computer

Computer arbeiten in der Regel mit formalen Sprachen, welche über ein Vokabular mit fest definierter Bedeutung verfügen. Im Gegensatz dazu sind natürliche Sprachen weniger präzise. So ist zum Beispiel die Bedeutung von Wörtern oft von deren Kontext abhängig, es existieren Worte mit ähnlicher oder identischer Bedeutung und es gibt unzählige Möglichkeiten, einen Sachverhalt oder eine Frage auszudrücken. Im Projekt wurde dieses Problem durch KI-Systeme gelöst, die speziell auf die Interpretation von natürlicher Sprache und deren Übersetzung in eine Programmiersprache optimiert wurden. So können zum Beispiel Fragen der Anwender:innen automatisch in Programmcode umgewandelt werden, welcher für diese Recherchen durchführt oder komplexe Auswertungen in Softwareanwendungen erstellt. Dies erlaubt eine umfassende Automatisierung von Arbeitsabläufen und die effiziente Unterstützung repetitiver Aufgaben durch maschinelle Systeme.

Schutz von Privatsphäre und Firmengeheimnisse gewährleisten

Bestehende KI-Lösungen leiten Anfragen oft an externe Systeme weiter, was zu erheblichen Herausforderungen in den Bereichen Datenschutz, Sicherheit und Compliance führt. Die FH Graubünden setzt daher auf KI-Modelle, die lokal auf FHGR-Systemen oder direkt beim Industriepartner betrieben werden können. Dadurch verlassen sensible Daten nicht das Unternehmen und Modelle können vor Ort optimiert und an Problemstellungen angepasst werden.

Potenzial und Umsetzung

Zurzeit arbeiten die Spezialist:innen der FH Graubünden mit Industriepartner:innen an der Integration ihrer Technologien in bestehende Softwareprodukte sowie an der Umsetzung von neuen Produkten. Diese ermöglichen eine innovative Benutzerführung und machen Abfragen, die bisher Spezialist:innen mit Programmierkenntnissen vorbehalten waren, für Laien zugänglich. Dieser Ansatz ist von hohem Interesse, da Fachleute in Gebieten wie zum Beispiel Finance, Medizin und Recht selten über umfassende Programmierkenntnisse verfügen, während Programmierer:innen in der Regel das Expertenwissen in den Anwendungsdomänen fehlt. In Folge stellen Automatisierungslösungen, die keine Programmierkenntnisse erfordern, eine wichtige Grundlage für signifikante Effizienzgewinne in Organisationen dar.

Passendes Studium an der FH Graubünden

im Bachelorstudium Artificial Intelligence in Software Engineering und im Masterstudium Data Visualization beschäftigt man sich intensiv mit solchen und ähnlichen Themenbereichen.

Prof. Dr. Albert Weichselbraun ist Dozent am Schweizerischen Institut für Informationswissenschaft an der FH Graubünden. Alle vier Wochen diskutiert die einzige Fachhochschule im Kanton an dieser Stelle aktuelle Themen aus Lehre und Forschung.

Dieser Artikel wurde als Erstpublikation im Blog der Fachhochschule Graubünden veröffentlicht.


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