Die Studierenden haben je nach Lage der Hütten unterschiedliche Zukunftsbilder entworfen. Dabei gingen sie auch bewusst über die Grenzen konventioneller Vorstellungen hinaus. Für die Lämmerenhütte entwickelte eine Studentin die Idee, dass als Folge der steigenden Vegetationsgrenze zur Selbstversorgung Schafe gehalten, eine Käserei betrieben und in einem Gewächshaus Agrarprodukte angebaut werden könnten.
Die Schreckhornhütte oberhalb von Grindelwald würde ein Student einer «Schrumpfkur» unterziehen. Sein Szenario sieht vor, die Hütte zu verkleinern und in eine Art festes, unbetreutes Grossbiwak umzuwandeln. Um dem Gedanken der Nachhaltigkeit zu entsprechen, hat er vorgeschlagen, das durch die Reduktion des Hüttenvolumens übrigbleibende Material wiederzuverwenden für Trennwände, Fassadenverkleidung oder auch Mobiliar.
Es brauchte einiges Vorstellungsvermögen, um die Dynamik in der Landschaft vollumfänglich erfassen und daraus ein Bild formen zu können, wie sich ein Gebiet in 25 Jahren präsentieren wird. Diese Perspektive auf die konkrete Gestaltung einer SAC-Hütte herunterzubrechen, bedingte reichlich Fantasie. Es war zwar eine Herausforderung für sie, gleichzeitig empfanden die Studierenden die Aufgabe als motivierend und äusserst lehrreich.
Die Ideen der Studierenden liefern einen Denkanstoß für einen angepassten und nachhaltigen Umgang mit baulichen Ressourcen.
Welchen Nutzen hat das Forschungsprojekt für die Gesellschaft?
Die von den Studierenden entworfenen Bilder sind einerseits eine gute Grundlage für die Diskussion, wie die Zukunft der SAC-Hütten im sich verändernden Alpenraum aussehen soll. Anderseits bieten sie Ansätze, um die Frage zu beantworten, welche Auswirkungen die Klimaveränderung auf Bauten in unseren Siedlungsgebieten haben könnte. Und nicht zuletzt liefern die Ideen der Studierenden einen Denkanstoss für einen angepassten und nachhaltigen Umgang mit baulichen Ressourcen.
Wie geht es weiter mit den Ideen für die SAC-Hütten der Zukunft?
Der Schweizer Alpen-Club (SAC) ist daran, eine Strategie für die Zukunft der rund 150 Hütten in der Schweiz zu entwickeln. Erkenntnisse aus den Gestaltungsentwürfen der Studierenden werden da hineinfliessen. Anschliessend sind Gespräche mit den SAC-Sektionen vorgesehen, denen die Hütten gehören, mit dem Ziel, langfristige Perspektiven und konkrete Projekte für Umbauten oder Umnutzungen auszuarbeiten.
In einem weiteren Forschungsprojekt will die BFH untersuchen, welche Lehren sich aus der Situation der SAC-Hütten für die Entwicklung der Siedlungsgebiete in unserem Land ziehen liessen. Darin einbezogen werden Aspekte wie Raumnutzung, Wasser- und Energieversorgung sowie nachhaltiges, ressourcenschonendes Bauen.
Das Studienprojekt «Perspektiven SAC-Hütten 2050» hat die BFH gemeinsam mit dem Schweizer Alpen-Club (SAC) und der ETH Zürich durchgeführt.
Die Projektleitung hatte Hanspeter Bürgi inne. Er ist Partner eines Architekturbüros in Bern und Professor für Architektur im Departement Architektur, Holz und Bau der BFH. Seine Schwerpunkte in der Forschung liegen bei den Themen nachhaltiges Bauen, Bauen in den Alpen und im Himalaya, Wohnungsbau, Energie und Raumplanung.
Bürgi ist Präsident der Hüttenkommission des SAC. 2025 wird er eine Publikation zum Thema «Klima, Alpen, Architektur» veröffentlichen.
Dieser Artikel erschien zuerst im Anzeiger Region Bern. Er ist Teil einer Serie, in der Forschungsprojekte der Berner Hochschulen vorgestellt werden.