Das Leben ist eines der Leichtesten

Marion Nyffenegger
Absolventin Hochschule Luzern – Design & Kunst
  • 10.10.2019
  • 4 min
Mein Name ist Marion Nyffenegger und ich habe im Juli mein Animationsfilm Studium an der HSLU abgeschlossen. Ich möchte etwas über mein Abschlussjahr erzählen, das mit viel Arbeit und kreativer Verwirklichung einherging, und doch viel zu schnell vorbei war.

Mein Abschussjahr in Luzern 

Nach meinem Auslandsemester in Edinburgh startete ich im September 2018 mein letztes Bachelor Jahr an der HSLU. Schnell kristallisierte sich heraus, dass ich an meinem Abschlussfilm dokumentarisch arbeite. 

Seit 2016 werden wir intensiv von Flüchlingsgeschichten in den Medien konfrontiert. Mein Austauschsemester machte mir noch bewusster, wie verwurzelt und geprägt ich von meinem Zuhause auf dem Bauernhof in der sicheren Schweiz bin. Zu hören, wie sich Menschen fühlen, die ihre Heimat verloren haben, nie mehr zurückkehren können oder sich bewusst für Auswanderung entschieden, war ein starker Antrieb für meinen Film. Ich wollte wissen, wie sie das geprägt hat, was sie bewegt hat. Dazu führte ich in der Recherchephase Stundenlange Gespräche mit Menschen in verschiedensten Lebenssituationen. 

Das Audiomaterial begann ich in den Folgemonaten zu bearbeiten. Ich formte Geschichten aus den verschiedenen Statements. Mit Testscreenings konnte ich die Publikumsreaktionen evaluieren. So ging meine Arbeit von Bild zu Ton zum Feedback und wieder zurück. Mit der Zeit wurde das Bild stärker, und Statements konnten wegzulassen werden.

Früh im Prozess begann die Zusammenarbeit mit dem Musiker und Sounddesigner. Damit Bild und Ton miteinander verwuchs, hatten wir regelmässige Konzeptbesprechungen. Das skizzenhafte Arbeiten war mir dabei sehr wichtig. Wie die Geschichten der Menschen sollte Ton- und Bildebene nicht vollkommen ausgearbeitet sein.

Der Film soll beim Betrachten permanent Assoziationen auslösen, manchmal ausformuliert, manchmal nur angedeutet, manchmal greifbar, manchmal förmlich aufgelöst. 

Die Animationstechnik, Kohle auf Papier, unterstützte meine Persönlichkeit gut. Ich bin eher ungeduldig, möchte meine Gedanken und Gefühle schnell in Bewegbild umwandeln - eigentlich ein Widerspruch. Doch mit dieser analogen Animationstechnik habe ich ein gutes Medium für mich gefunden. Ist die Zeichnung einmal abfotografiert und ausradiert kann nichts mehr daran geändert werden. Das Unveränderliche, aber Flüchtige fasziniert mich sehr und hilft mir, im Prozess weiterzuschreiten. 

Mit dieser Abschlussarbeit Das Leben ist eines der Leichtesten habe ich ein Arbeitsprozess gefunden, der mir sehr entspricht. Ich kann mich ausdrücken und werde verstanden. Das ist sehr befriedigend. Ich kann die Welt um mich erkunden und versuchen zu verstehen. Die tolle Unterstützung von Dozenten und Fachleuten, wie auch Freunden und Familie halfen sehr. Das Gewinnen des Solothurner Filmförderpreises und die Nomination am Locarno Film Festival bestätige mich nur umso mehr, diesen Weg weiter zu gehen. Weiter geht meine Zukunft mit der Co-Leitung des Gässli Film Festival in Basel und der Entwicklung meines nächsten Filmprojektes: Extremen des Menschseins. Ich blicke hungrig in die Zukunft! Es gibt noch viel zu entdecken, nicht nur in der Filmwelt.

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