Gute Frage. Damals im Jahr 1983 war die Auswahl nach der Sekundarschule nicht so gross wie heute. Und doch stimmte es für mich: Ich war immer fasziniert gewesen von Büros, von Computern, die damals noch am Aufkommen waren. Heute würde man mich einen "Nerd" bezeichnen. Mit meinen ersten drei Monatslöhnen als kaufmännischer Lernender kaufte ich mir einen Commodore VC20, brachte mir selber die Programmiersprache Basic bei und schrieb sogar eine Software, die damals von zahlreichen Generalagenturen meines Lehrbetriebs gekauft wurde, um die vielen Werbeartikel zu managen. In der Lehrzeit hat es mir ausserdem den Ärmel mit dem Thema Versicherungen reingezogen. Die Frage nach dem "Warum" ist für mich heute zweitrangig; denn viel wichtiger ist, was ich in den drei Jahren alles lernte, von dem ich heute noch profitiere: Zum Beispiel eine ausgeprägte Kunden- und Praxisorientierung.
Während der Lehre war es mein Lehrmeister gewesen, der mich besonders geprägt hatte. Der Generalagent unserer Generalagentur glaubte an mich, auch wenn ich am Anfang meine liebe Mühe hatte, in die Bürowelt reinzukommen. Am Schluss beendete ich die Lehre so erfolgreich, dass er mit mir Duzis machte. An sich nichts Besonderes. Und schon gar nicht heute. Speziell wird es deshalb, weil er mit seinem eigenen Bürochef seit 30 Jahren per Sie war. Im Studium zum Betriebsökonom hat mich dann die Praxisorientierung stark geprägt. Wir waren alles Praktikerinnen und Praktiker: egal ob aus Versicherung, Bank, Gewerbe oder KMU. Dieser Mix war etwas ganz Besonderes. Und ganz besonders war auch unsere Klasse: Bis heute treffen wir uns jedes Jahr und gehen in den "Mausacker" in Egnach Stockfischessen. Dieses "Gedöns", das man bei Klassentreffen nach 20 und mehr Jahren hat und wo alle sich gerne aufplustern, das kennen wir nicht. Wir sind alle bodenständig geblieben. Mit unseren Werten. Mit unserem Wissen. Und mit unserer Erfahrung.
Lernen, im Alltag umsetzen, Resultate sehen, einen Beitrag leisten: Das alles und mehr ist das duale Bildungssystem der Schweiz. Eine Einzigartigkeit, um die uns andere beneiden. Eine Chance, die ich genutzt habe, weil der Mix zwischen Theorie und Praxis für mich stimmig war. Das Leben verläuft nicht wie eine Linie. Warum sollte es das auch? Meine Berufslehre, das FH-Studium und spätere Weiterbildungen waren und sind die einzigartige Möglichkeit, mich dem zu stellen, was das Leben gerade bringt.
Die grösste Erkenntnis ist: Es braucht Menschen, die an dich glauben. Und es braucht dich selbst, der du an dich glaubst. Es gibt keinen perfekten Weg. Man fällt um, man steht wieder auf. Das klingt nach Kalenderspruch, aber so ist das Leben. Wenn wir mit jungen Menschen reden, sollten wir darauf achten, was wir sagen und wie wir es sagen. Worte prägen.
Glaubt an euch. Bleibt neugierig. Sucht den Kontakt zu allen Generationen. Lernt voneinander. Das ist übrigens etwas, was ich auch den Älteren unter uns rate: Begegnet jungen Menschen auf Augenhöhe. Wir sollten aufhören mit diesen Schubladisierungen. Generation Z, Generation Boomer, Generation X. Was soll das – ausser dass es für viele ein grosses Geschäft ist? Wir sind Menschen. Der Mensch ist zu komplex, als dass man ihn einfach "schubladisieren" kann.
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