Die heutige Jugend

Anina Karrer
Studentin Bsc Betriebsökonomie an der FHNW Basel
«Die heutige Jugend» oder knapp «Gen-Z», will nicht arbeiten, sie ist faul, weil verwöhnt. Eine Generation, die sich auf den Erfolgen der vorhergehenden Generationen ausruht. Und wie prächtig diese Erfolge waren! Internet, Computer, Telefon, Mondlandung, Atombombe und andere knallartige Inventionen, die unser Leben auf so vielfältige Weise bereichert haben. Die Babyboomer haben uns den Weg geebnet. Und im Gegenzug erwarten sie doch nicht viel, oder?


Anforderungen an die neuen Generationen

Stellenausschreibungen geben ein Indiz für die simplen Anforderungen an die Arbeitskräfte von morgen. Einen obligatorischen Bachelortitel, ein einfaches Masterstudium und nur 10 Jahre Berufserfahrung. Also recht simpel. Und weil man als Unternehmen doch etwas auf die neuen Generationen angewiesen ist, wird mit flexiblen Arbeitszeiten geworben. Schliesslich ist man ja modern. Und auch frischgebackene Mütter und Väter müssen bald nach der Geburt der nächsten Generation wieder arbeiten gehen. Denn zu Hause bleiben ist altmodisch oder teuer und nur zum Arbeiten, braucht man sowieso keine Kinder. Man versucht also, zwei Vollzeit-Jobs in Teilzeit zu meistern. Die Babyboomer belächeln diese Entscheidung abschätzig, denn früher war man schliesslich für seine Kinder da und zwar nicht nur Teilzeit. Ja, mag sein. Aber früher bezahlte der Job nach der Lehre auch genug, um eine ganze Familie zu ernähren und man konnte sich sogar ein Haus vom eigenen Ersparten leisten. Ein Traum, der für die meisten der nachfolgenden Generationen in unerreichbare Ferne gerückt ist. Man muss also studieren, um die von der Schule garantierten Jobaussichten mit guter Zukunftsperspektive zu erreichen. Gleichzeitig muss man aber auch rechtzeitig flügge werden. Also muss man arbeiten, um die Wohnung und das Studium zu finanzieren, und studieren, um einen besseren Job zu finden, der besser bezahlt, damit man weiter studieren kann und eine bessere Wohnung findet. Ein schier endloser Kreislauf.

Ausbruch aus dem Regelkreis

Und was tun, wenn man sich gefangen fühlt?

Ausbrechen.

Dieser Ausbruch aus dem «Normal» zeigt sich auf ganz unterschiedliche Weise. Die Ansprüche der älteren Generationen üben einen so gewaltigen Druck auf die Psyche der «Jungen» aus, dass diese schier implodieren. Das Ergebnis - vergleichbar mit einer Supernova. Es entstehen jedoch nicht etwa neue Galaxien, sondern abstruse Hobbys. Hobby Horsing - sprich auf dem Steckenpferd über Hürden springen, da die Hürden des Alltags unüberwindbar scheinen. Balkongärten spriessen aus dem Betonboden, denn wenn schon kein eigenes Haus, dann trotzdem etwas Grün. Aber auch Zimmerpflanzen schmücken Wohnungen - einem Dschungel gleichend. Man will etwas Schönheit im tristen Alltag finden. Und wen die Realität trotzdem einholt, der versucht sich in der digitalen Welt zu verstecken. Denn in den sozialen Medien kann man sein, wer man will und Freunde finde man garantiert viele.

Appell an die Babyboomer

Also, liebe Boomer, wir geben euch Recht! Früher war alles besser! Nur leider durften wir nicht in den Genuss dieses besseren Früher kommen. Also habt Verständnis. Versucht unsere Ausbrüche als einen Akt der schieren Überforderung zu verstehen, denn während ihr euch zurücklehnt und eurer garantierten Rente entgegenfiebert, blicken wir in eine ungewisse Zukunft. Eine Zukunft, die weniger Ressourcen aufweist als eure Vergangenheit. Eine Zukunft voller Ängste und Sorgen. Verzeiht uns also, wenn wir weniger Gedanken an das Hier und Jetzt verschwenden. Vergebt uns, wenn wir vor der Realität flüchten, und verzeiht uns unsere Ausbrüche aus der, von euch definierten, Norm. Lasst uns das Beste aus unserer gemeinsamen Zukunft machen. Habt Verständnis.

SCHREIBWETTBEWERB UNTER FH-STUDIERENDEN

Dieser Artikel wurde von Anina Karrer, Studentin Bsc Betriebsökonomie an der FHNW Basel verfasst und am Schreibwettbewerb von FH SCHWEIZ eingereicht.

Dem Gewinner bzw. der Gewinnerin winken 1000 Franken. Noch bis Ende November kann für die Texte mittels Likebutton gevoted werden. Zeitgleich vergibt eine Jury zwischen 1-10 Punkte. Die Gewichtung des Öffentlichkeits-Voting und jener der Jury ist 1:1. Im Dezember wird der oder die Gewinner:in kommuniziert.

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