Endlich nicht mehr auf eine WG angewiesen sein, sich eine Wohnung leisten können. Endlich unabhängig von den Eltern. Der erste Lohn ist immer etwas Spezielles. NatĂĽrlich gibts diesen fĂĽr die meisten FH-Absolvent:innen nicht erst nach dem Studium. Bezahlte Arbeit kennt man in der Regel schon. Doch nach dem Bachelor winkt meist erstmals eine ordentliche LohntĂĽte, die sich sehen lassen kann.Â
Das bestätigt auch die FH-Lohnstudie 2021. 72 875 Franken beträgt demnach der Medianlohn ohne Leistungslohn wie Boni, Gewinnbeteiligung oder sonstige Goodies. Dies gilt für die befragte Teilgruppe, in der alle 21 bis 25 Jahre jung sind, ein Bachelorstudium 2020 abgeschlossen haben und höchstens in einer unteren Kaderfunktion angestellt sind. Siehe dazu weitere Zahlen in der Tabelle – dargestellt sind Beispiele von Berufsgruppen und Fachbereichen mit repräsentativem Datenmaterial.
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Schaut man sich die Branchen oder Fachrichtungen genauer an, zeigt sich wenig erstaunlich: Besonders gut verdienen Absolventen der Fächer Wirtschafts- und Versicherungswesen und Berufseinsteiger in diesen Branchen, wie auch Pharma und Consulting. Gemäss FH-Lohnstudie sind es in diesen Branchen bei den Einsteigern im Median 78 000 Franken. Bei den Absolvent:innen aus den Bereichen Wirtschaft- und Dienstleistungen (die nicht zwingend in diesen Branchen arbeiten) nur unwesentlich weniger. Das bestätigt auch Serge Gachoud, Vergütungsexperte bei Klingler Consultants und Studiengangleiter des CAS Compensation and Benefits Management an der HEG Fribourg. «In diesen Branchen sind der Einstiegslohn sowie auch die Entwicklungs- und Einsatzmöglichkeiten gut, sofern der Einsatz und die Bereitschaft ausserordentlich sind.» Er nennt als übliche Spanne für Einstiegslöhne 72 000 bis 82 000 Franken, natürlich mit Ausnahmen. Wobei alles ab 65 000 Franken ok sei. «Mit 24 Jahren lebt man von 70 000 Franken schon sehr gut!» Noch besser verdienen gemäss Lohnstudie nur noch Absolventen der Fachrichtung Technik und Informationstechnologie, nämlich 78 850 Franken im Median.
Natürlich ist die nackte Zahl nicht das alles Entscheidende, gerade am Anfang. «Wichtiger erscheint mir der sogenannte Total Reward», so Gachoud. Sich im Beruf weiterentwickeln, wichtige Fähigkeiten erlernen, Erfahrung sammeln, hineinwachsen. «Berufserfahrung vor Gehalt ist eine nachhaltige Strategie», konstatiert der Vergütungsspezialist.
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Zum Thema Zusatzleistungen oder Bonus sagt der Experte: «Fachhochschulabsolvent:innen kommen als Spezialisten in den Beruf, und generell sind Spezialisten bonusberechtigt.» Da könnten grundsätzlich rund acht Prozent variable Lohnanteile erwartet werden, «gerade wenn man schon während des Studiums Erfahrungen gesammelt hat und gleich operativ tätig sein kann». Dafür stellt Gachoud klar, was den Verhandlungsspielraum betrifft: «Bei professionellen Firmen ist dieser sehr gering.» Auch hier gilt wiederum: Berufserfahrung vor Gehalt.
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Stichwort Praxiserfahrung: Einige Studien zeigen noch immer, dass Abgänger:innen von Unis leicht besser verdienen als jene von Fachhochschulen mit vergleichbaren Abschlüssen. Auch sind gemäss Gachoud FH-Absolvent:innen in den Graduiertenprogrammen grosser Unternehmen jeweils in der Minderheit. «Zu Unrecht!», wie er festhält. Zwar seien die Anforderungen für die Zulassung an eine Uni höher, allerdings werde dies durch die Praxiserfahrung der Absolvent:innen durchaus wieder wettgemacht. «Für Rekrutierer ist dieser Vorteil bedeutend.» Dies müsse sich auch im Lohn widerspiegeln, fordert Gachoud.
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Dieser Beitrag ist als Erstpublikation im INLINE November 2021 erschienen.