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«Manche blühen bei uns richtig auf»

Im Wohn- und Pflegeheim Lindenbaum in Züberwangen ist kein Tag wie der andere. Genau das fasziniert Heimleiter Simon Gerber. Der 43-Jährige schätzt die Vielfalt der Menschen, die im «Lindenbaum» leben oder arbeiten und den Ort lebendig machen. Neben klassischen Leitungsaufgaben nimmt er sich auch immer wieder bewusst Zeit für die kleinen Dinge, die den Alltag im «Lindenbaum» ausmachen – sei es Singen, Lottozahlen verlesen oder Zöpfe flechten.

Ursula Ammann, Mitarbeiterin Kommunikation Weiterbildung OST

Es ist kurz vor Mittag. Draussen vor dem «Lindenbaum» plätschert ein Brunnen, die Vögel zwitschern. Drinnen liegt der Duft von Röstikroketten in der Luft. Im Speisesaal haben sich die Seniorinnen und Senioren zum Essen eingefunden. Doch zuvor stimmen sie ein Geburtstagsständchen für einen Bewohner an. Mittendrin steht Simon Gerber und singt kräftig mit. Seit eineinhalb Jahren leitet er das Wohn- und Pflegeheim, das von saftig grünen Wiesen umgeben ist.

Kleine Rituale wie das gemeinsame Singen haben einen hohen Stellenwert im «Lindenbaum». Der 43-jährige Heimleiter nimmt sich dafür bewusst Zeit. Der tägliche Kontakt zur Bewohnerschaft, zu Angehörigen und zu Mitarbeitenden ist für ihn ebenso selbstverständlich wie das Erstellen des Jahresbudgets.

«Aufblühen» statt Langeweile

In ein Heim zu ziehen, ist für viele ältere Menschen mit ambivalenten Gefühlen verbunden, gilt es doch als «letzte Station». Das Leben im Heim sei zudem mit einigen Vorurteilen behaftet, sagt Simon Gerber. «Zum Beispiel erzählt man sich, man sei dort eingesperrt, müsse immer den Teller leer essen und es sei langweilig.» Das stimme aber nicht. «Deshalb lösen sich diese Vorurteile meist schnell in Luft auf», sagt der Heimleiter. «Manche blühen bei uns sogar richtig auf.»

Im «Lindenbaum» erwartet die Seniorinnen und Senioren neben einer professionellen Pflege und einer ausgewogenen Küche auch ein abwechslungsreiches Programm. Wer möchte, kann an zahlreichen Aktivitäten teilnehmen – ob Yoga, Chörli, Jassgruppe, Spielnachmittage oder Gedächtnistraining.  «Für viele ältere Menschen, die vorher allein gewohnt haben und zum Teil mit Einsamkeit und Verwahrlosungstendenzen zu kämpfen hatten, bedeutet der Umzug ins Wohn- und Pflegeheim eine Verbesserung der Lebensqualität», sagt Simon Gerber.

Immer wieder beteiligt sich Simon Gerber auch selbst an den Aktivitäten. So probt er einen Abend pro Monat im Chörli mit und verliest an Spielnachmittagen regelmässig die Lottozahlen. Ein Highlight, auf das der Heimleiter zurückblickt, ist das Theater «En grosse Schritt», das im Juni 2023 im «Lindenbaum» über die Bühne ging. In einen Grossteil der Rollen schlüpften die Bewohnerinnen und Bewohner selbst. Im Stück ging es um eine ältere Frau, die in den «Lindenbaum» einzieht. Im Gepäck trägt Sie unter anderem die Sorge mit, es könnte ihr im Wohn- und Pflegeheim langweilig werden. Doch dann realisiert sie schnell, dass die Woche bei den vielen Aktivierungsangeboten wie im Flug vergeht und ist froh, am Wochenende noch etwas freie Zeit zu haben.  

Zufriedene Bewohnerinnen und Bewohner sind für Simon Gerber und sein Team das A und O. Denn sie sind die beste Werbung für den «Lindenbaum». Zwar muss das Wohn- und Pflegheim keine satten Gewinne erwirtschaften, aber rote Zahlen gilt es dennoch zu vermeiden. Ziel ist deshalb, dass möglichst alle Plätze belegt sind.

Offene Türen und offene Ohren

Das Wohn- und Pflegeheim Lindenbaum zählt knapp 70 Mitarbeitende. Simon Gerber ist es wichtig, als Heimleiter stets offene Türen und offene Ohren zu haben. Es brauche einen Austausch auf Augenhöhe – egal ob jemand in der Wäscherei, in der Pflege, im Büro oder in der Küche arbeite. «Denn letztlich kommt es auf Jede und Jeden an».

In seiner Weiterbildung an der OST – Ostschweizer Fachhochschule hat er eine Vielzahl an Kompetenzen erworben, die er im Berufsalltag anwenden kann. Zum einen hat er sich dort Wissen zur Betriebswirtschaft in Institutionen des Gesundheits- und Sozialwesens angeeignet, andererseits aber auch wertvolle Inputs zum Thema Leadership erhalten.

Er ist bestrebt, den Mitarbeitenden genügend Freiraum zu lassen, um selbst zu gestalten und zu entscheiden. «Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind die Profis auf ihrem Gebiet», sagt er. Als Führungsperson sei man nicht das allwissende Alphatier. Natürlich entscheide er auch einmal, ohne das OK aller einzuholen, und er könne auch nicht jeden Wunsch erfüllen. «Zentral ist für mich aber, dass ich meine Entscheide gegenüber den Mitarbeitenden begründen kann.»

Simon Gerber schätzt den Teamgeist und die familiäre Atmosphäre im «Lindenbaum». «Wir arbeiten hier Hand in Hand und unterstützen uns gegenseitig.» Ab und zu wird der Heimleiter in die Küche gerufen, um Zöpfe zu flechten. Denn bevor er im Sozialbereich Fuss fasste und diverse Aus- und Weiterbildungen absolvierte, machte er eine Lehre als Bäcker-Konditor.

Im Wohn- und Pflegeheim sei kein Tag wie der andere, weil es so viele Eventualitäten gebe, sagt Simon Gerber. «So kommt es vor, dass ich mir meine Termine zurechtlege, aber dann alles komplett anders läuft.» Genau das mache die Aufgabe als Heimleiter so spannend.

MAS Management of Social Services

Wer Organisationen des Sozialwesens erfolgreich managen will, muss den Umgang mit den typischen Spannungsfeldern beherrschen. Ökonomie, Politik und Profession bilden dabei das «magische» Spannungsdreieck, das unser Management-Handeln bestimmt. Im MAS Management of Social Services entwickeln die Studierenden ein vertieftes Verständnis von Führungsaufgaben und branchenspezifischem Management.

Dieser Artikel wurde als Erstpublikation auf weiterwissen.ch veröffentlicht.

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