Am Bahnhof angekommen stiegen wir ins Tram ein, welches uns zu unserem Zuhause für die nächsten fünf Nächte brachte. Ich war etwas nervös, da ich nicht ganz wusste, was mich erwartete, doch ich wurde positiv überrascht. Der wunderschöne Blick auf das Wasser und die Erasmusbrücke war schon fast kitschig. Zu elft teilten wir uns ein altes Segelboot. Es war eng, etwas muffig und schwankte, doch es hatte Charme. Da wir nicht die einzigen waren, die in dieser Woche in Rotterdam eine Bleibe suchten, war die AirBnB-Suche nicht ganz einfach, doch wir haben ein passendes Plätzchen für unsere Gruppe gefunden. Die erste Nacht war super, wir waren alle müde von der Reise und den ganzen Eindrücken.
Gespannt machten wir uns dann zu Fuss am ersten Tag auf den Weg zum Treffpunkt. Hier sollten wir das allererste Mal auf unsere Projektpartner:innen aus den Niederlanden treffen. Für die meisten von uns war es auch das erste Mal, dass wir alle Multimedia Production Studierenden auf einem Fleck getroffen haben. Es war toll, die ganzen Menschen live zu sehen. Am Treffpunkt angekommen, ging es dann mit einer Einführung los in die Projektwoche. Wir erhielten Infos zu den verschiedenen Hochschulen, sowie zu den Projekten, die wir während dieser Woche durchführen sollten. Anschliessend erwartete uns ein tolles Mittagsbuffet mit lokalen Spezialitäten. Danach versammelten wir uns in unseren Gruppen. Damit wir uns alle etwas besser kennenlernen konnten, gab es zu Beginn einige Zeichnungsaufgaben für uns. Danach ging es auf einen «Treasure Hunt» queer durch die Stadt. So konnten wir Rotterdam etwas entdecken. Völlig erschöpft vom ersten Tag, liessen wir uns dann in unserem Boot in den Schlaf schaukeln.
Fit und munter starteten wir in den zweiten Tag unseres Rotterdam-Abenteuers. Heute trafen wir uns an einem anderen Standort. Es war spannend zu sehen, an welchen Plätzen unsere neuen Kolleginnen und Kollegen überall so Unterricht hatten. Auch am zweiten Tag gab es zuerst eine kurze Einführung in unsere Tagesaufgabe und spannende Vorträge. Danach gingen wir das erste Mal an unsere Locations. Wir hatten die Cube Houses. Von aussen sah das Ganze ziemlich interessant aus, als wir jedoch in den «Innenhof» gingen, merkten wir schnell, dass es hier vieles zu verbessern gab. Die anscheinende Touristenattraktion war doch nicht so toll, wie sie anfangs schien. Es war eher kahl und der Wind zog eiskalt durch den Hof. Da es uns dann zu kalt wurde, gingen wir in die naheliegende Bibliothek und konnten dort noch einige Sketch-Übungen durchführen, sowie an weiteren Workshops teilnehmen. Den Abend liessen wir gemütlich am Hafen ausklingen.
Am 3. Tag trafen wir uns zuerst wieder alle zusammen in den Räumlichkeiten vom ersten Tag. Dort wurden uns die Aufgaben für die Assignments erklärt. Wir sollten unsere Locations im Rahmen der Nachhaltigkeit verbessern. Wir hatten je einen eigenen Auftrag, sowie einen Gruppenauftrag. Da die letzten Tage echt stressig waren und wir bis dahin noch keine Zeit hatten, an unseren Assignments zu arbeiten, fielen die Nachmittags-Workshops aus. Wir nutzen die Zeit, um die Projekte zu besprechen und erste Ideen zu sammeln und in Skizzen festzuhalten. Da wir in den Cube Houses viel Verbesserungspotential sahen, fiel es uns nicht schwer, Ideen zu finden. Schwieriger war es, realistische Umsetzungen zu finden. Doch unsere Projektpartnerinnen und -partner konnten uns da sehr helfen. Am Abend mussten wir uns alle auf dem Boot erholen. Das Schwanken des Segelbootes hatte etwas beruhigendes an sich. An Land wurden wir jedoch alle landkrank. Wir nannten es «Landschwanken». Es ist wie seekrank sein, nur eben an Land. Ganz unangenehm.
Das Landschwanken wurde immer schlimmer. Niemand blieb verschont. Am liebsten verkrochen wir uns dementsprechend den ganzen Tag auf dem Boot, nur ging das leider nicht, da wir an unseren Assignments arbeiten mussten. Also ging es los in den Unterricht. Danach wurde wie wild gezeichnet. Wir suchten uns ein gemütliches Café und assen Bitterballen, ein must-eat, wenn man mal in den Niederlanden zu Besuch ist. Viel mehr kriegte ich dank meinem Landschwanken an diesem Tag leider nicht runter. So sketchten wir also den ganzen Tag, bis wir endlich fertig waren mit unseren Assignments und die Projekte voller Stolz abgeben konnten. Da dies unser letzter Abend war, gingen wir gemeinsam in eine Bar und genossen die letzten Stunden auf dem Boot.
Der letzte Tag brach an und mir schwante (oder schwankte) böses. Ich merkte schon am Morgen, dass ich nun nicht mehr nur landkrank, sondern auch seekrank war. Wir standen extra früh auf, um alles zu packen und unser Boot aufzuräumen. Wir alle waren, abgesehen vom Schwanken, positiv überrascht von unserem Zuhause und haben vor allem die Aussicht sehr genossen. Zur Feier des Tages bestellten wir uns ein Boot-Taxi, welches uns rasant zur Schule brachte. Dies war eine echt abenteuerliche Fahrt. Leider aber nicht gerade fördernd für die See- und Landkrankheit. In der Schule angekommen konnten wir die Assignments aller Gruppen bestaunen, es war interessant zu sehen, mit welchen Thematiken und Orten sich unsere Mitstudierenden auseinandergesetzt haben. Leider ging es mir immer schlechter, also beschloss ich, früher abzureisen und zu einer Freundin nach Den Haag zu fahren. Dort konnte ich mich noch richtig ausruhen, bevor ich mit dem Nachzug zurück in die Schweiz fuhr.
Es waren unglaublich intensive Tage. Voller Vorträge, Workshops und Programm. Spass gemacht hat es definitiv, nur hätten wir es alle sehr genossen, mehr Zeit zu haben, um die Stadt richtig geniessen zu können. Würde ich es trotzdem wieder machen? Klar, es war eine tolle Erfahrung und schön, etwas Zeit mit meinen Mitstudierenden zu verbringen, die auch sonst enge Freundinnen und Freunde von mir sind. Ich bin mir nun noch viel mehr bewusst darüber, was man auch hier in der Schweiz verbessern könnte.
Dieser Artikel ist als Erstpublikation im Blog der FH Graubünden erschienen.