Der Betriebsökonom Michael Federer ist Leiter von FHS Alumni und Mitverantwortlich für das Programm am diesjährigen Networking-Tag:
Michael, wie radikal müssen wir unser Verhalten ändern?
Dieser Frage wollen wir am Networking-Tag auf den Grund gehen. Wir haben deshalb mit Prof. Dr. Henrik Nordborg einen Wissenschaftler eingeladen, der uns die wissenschaftlich unbestrittenen Fakten präsentiert. Doch die Wissenschaft ist das eine, wie kann und will man die Gesellschaft verändern. Alexandra Gavilano, Umweltaktivistin u.a. bei Extinction Rebellion, entführt uns in ihre Welt und zeigt auf, wie aus ihrer Sicht der soziale und gesellschaftliche Wandel angegangen werden muss. Sicherlich eine spannende aber auch kontroverse Vorlage für das Politpodium mit dem Titel: Ist die Menschheit noch zu retten. Hier diskutieren vier Nationalrät*innen zusammen mit Vertretern der «Klimajugend».
Am 13. Juni gab es ein knappes Nein zum CO2-Gesetz. 52 Prozent der Bürgerinnen und Bürger lehnten höhere Kosten für Benzin, Heizöl und Kerosin ab. Bundesrätin Simonetta Sommaruga sagte in einer ersten Analyse: Das Nein zum CO2-Gesetz sei kein Nein zum Klimaschutz. Was heisst: Klimaschutz Ja – aber er darf nichts kosten. Wie löst man das Dilemma?
Ich denke das Thema Klimawandel ist in der breiten Bevölkerung sicherlich angekommen. Was vertretbare und geeignete Massnahmen sind, ist doch sehr umstritten, wie das die Abstimmung gezeigt hat. Wir wollen am Networking-Tag nicht «belehren», sondern verschiedene Perspektiven aufzeigen und den Dialog so antreiben. Deshalb auch der Untertitel: «Im Spannungsfeld zwischen Ökologie und Ökonomie». Wie dieses Spannungsfeld aufgelöst werden kann und was jeder in seinem Entscheidungsradius beitragen kann, soll ebenfalls Thema an diesem Freitag sein.
«Wie viel Erde braucht der Mensch?», fragst du im Tagungstitel. Das erinnert mich an Lew Tolstois Erzählung vom Bauern Pachom, der ein immer grösseres Grundstück will und am Schluss der Geschichte an seiner Gier stirbt. Gibt es Auswege aus dieser Krise, Ideen, wie wir unseren ökologischen Fussabdruck verkleinern können?
Die Erzählung von Tolstoi war tatsächlich Ideengeber für den Titel. Wir wollen aufrütteln und die Wichtigkeit des Themas damit unterstreichen. Dies haben wir auch mit dem diesjährigen Bild (schaue genau hin) versucht. Hhmmmm, ob es wirklich Auswege gibt, ich bin da oft nicht so optimistisch. Nichtsdestotrotz haben wir auch Referenten mit Ideen und Anregungen eingeladen, die uns zeigen, was wir selber zu einem Wandel beitragen können. Nichts tun ist aus meiner ganz persönlichen Sicht keine gute Handlungsempfehlung.
Wir haben jetzt viel über den Klimaschutz gesprochen. Werfen wir noch einen Blick auf die Biodiversität. Gemäss Bundesamt für Umwelt sind ein Drittel aller untersuchten Tier- und Pflanzenarten bedroht. Die Moore haben seit 1990 einen Flächenrückgang von 82 Prozent erlitten. Und im selben Zeitraum sind von den Trockenwiesen 90 Prozent verschwunden. Sucht der Networking-Tag auch hier nach Antworten, nach Lösungen?
Das Thema ist natürlich enorm breit und es gäbe noch viele Aspekte, die in Betracht gezogen werden könnten. Leider haben wir nur einen Nachmittag und dann an der Networking-Party einen Abend lang Zeit das Thema zu beleuchten. Wir haben das Thema in zwei Blöcke geteilt: Wissenschaft und Gesellschaft sowie konkrete Management- und Handlungsempfehlungen. Eine «Elefantenrunde» mit hochkarätigen Politiker*innen diskutieren am Schluss der Veranstaltung das Thema. Genug Zündstoff für ein gutes Networking an der anschliessenden Networking-Party. Wir freuen uns sehr und sind optimistisch, dass wir ohne allzu grossen Covid-Schutzmassnahmen im September einen tollen Anlass durchführen können.
Mehr Infos unter: www.networkingtag.ch