Nach Indien, wir sind vor zwei Tagen erst zurückgekommen. Wir wurden von einer Unternehmerfamilie eingeladen, das Land und die Kultur kennenzulernen. Es war beeindruckend. Das Land kämpft mit immensen Herausforderungen, vor allem mit der Armut und damit verbunden mit dem Menschenhandel. Dem gegenüber stehen eine unglaublich reiche Kultur und Geschichte.
Für mich hat jede Reise gewissermassen einen geschäftlichen Hintergrund; ich lasse mich von Destinationen auch inspirieren. Ausserdem lernt man auf Reisen immer dazu. Meine Eindrücke und Empfehlungen fliessen immer in unser Angebot ein. Man muss mit offenen Augen durch die Welt reisen.
Wenn ich ein Hobby nennen müsste, wäre es Reisen. Mich faszinieren Kultur, Neues, andere Orte, Menschen. Reisen ist das Tor zur Welt! Ich liebe es, deshalb ist es so ein Privileg, in dieser Branche tätig sein zu können. Auch aus kurzen Reisen, die auf den ersten Blick anstrengend klingen, hole ich immer Energie. Es ist immer eine Bereicherung. Zudem kann ich das Reisen mit meiner Frau teilen, was mir wichtig ist. Um also die Frage zu beantworten: nein.
Früher habe ich das Reisen viel stärker mit fernen Ländern assoziiert. Durch unser Geschäft habe ich in Europa tolle Orte entdeckt, die ich früher nicht auf meiner Landkarte hatte, die aber genauso spannend sind wie Australien oder Asien. Fernweh funktioniert auch für nahe Destinationen. Überhaupt erfreuen sich die Schweiz und das nahe Ausland gerade grosser Beliebtheit. Das ist auch gut und nachhaltiger.
Das ist jetzt heikel, zu politisch. Darf ich den Joker ziehen? Sagen wir es so: Das Transportmittel ist für mich weniger relevant als das Reiseerlebnis. Das hat primär mit der Destination zu tun und weniger mit dem Verkehrsmittel.
Morgen bereits geht es nach Moskau. Ein Geschäftstermin – weil wir auf der Wolga ein Schiff haben. Im Moment bin ich wöchentlich unterwegs.
Sowas kann man nicht für Marketingzwecke instrumentalisieren. Unser heutiger Stand ist das Resultat aus drei Generationen Familienbetrieb. In den ersten beiden Generationen war der Bezug zur Familie noch viel näher, da wohnten die Mitarbeiter teilweise gar im Haus der Besitzer. Und auch heute gilt: Wenn ein Mitarbeiter ein Problem hat, schauen wir, wie wir helfen können. So etwas hat nichts mit Marketing zu tun. Diese Tradition müssen wir nicht erfinden, sie ist einfach Realität. Das Wichtigste ist nicht die Familie, sondern die Mitarbeiter. Das schreiben sich viele auf die Flagge, wir leben es.
Die Frage ist hypothetisch, deshalb schwierig. Ich hatte aber von Anfang an immer die Freiheit, selber zu entscheiden, was ich will. Mein Vater hat mich nie gezwungen, im Unternehmen zu arbeiten. Aber er hat auf sehr gute Art und Weise die Freude am Produkt vorgelebt. Darum hat es mich gepackt.
Doch. Mein Bubentraum war eigentlich Pilot. Ich war auch kurz davor, nach dem Studium in diese Branche zu gehen und bei der Swiss zu unterschreiben. Doch dann ist der CEO unserer Firma auf mich zugekommen. Das war nicht der Wille meines Vaters. Er hatte mir ursprĂĽnglich geraten, mir ausserhalb der Firma einen Rucksack anzueignen, und wenn es stimmt, beim Familienbetrieb einzusteigen. Ich habe auch verschiedene Praktika in der Finanzbranche und im Ausland gemacht, das war auch spannend. Doch was mich getrieben hat, war und ist bis heute die Liebe zum Reisen.
Das Interview in voller Länge erscheint im Magazin INLINE vom Mai 2019.
Karim Twerenbold (33) hat an der FHNW in Olten den Bachelor in international Management absolviert und 2011 abgeschlossen. Im selben Jahr ist er ins Familienunternehmen eingestiegen. Dort hatte er bereits ab dem Alter von 16 Jahren jeweils in den Ferien gearbeitet: Buchhaltung, Cars putzen, Reiseprogramme schreiben, später Car fahren. Als sein Vater im Dezember 2015 bei einem tragischen Unfall ums Leben kam, erfolgte früher als erwartet der Wechsel ins Verwaltungsratspräsidium. Vor Kurzem hat er geheiratet.