Neun Texte waren gegeneinander angetreten. Die Spannung in der Redaktion zum Schluss hatte etwas vom Eurovision Song Contest, einfach umgekehrt: Erst waren es die Herzen unter den Texten, die bald einen klaren Trend aufzeigten. Doch erst als die Jurynoten mit gleichem Gewicht ins Spiel kamen und das Ranking durcheinander wirbelten, wurde die Sache klar.
Und hier zeigte sich: Die Mischung machte es aus: Je Platz drei bei Jury wie auch beim Voting brachten Anina Karrer mit «Die heutige Jugend» den Sieg, und damit den Preis von 1000 Franken. Herzliche Gratulation! Mit einer launigen Kolumne, die die Herausforderungen von heutigen Studierenden beschreibt und beklagt, hat sie den Nerv der Community getroffen. Ob da auch die Seitenhiebe gegen die «Boomer», die hier in die Verantwortung genommen werden, mitgeholfen haben? Jedenfalls überzeugt der Text der Studentin in Betriebsökonomie an der FHNW mit Tempo, Wortwitz und einem guten Schuss Ironie. Denn wir alle wissen ja: Früher war alles besser!
Origineller Ansatz und eine starke persönliche Note – dies war die häufigste Herangehensweise der jungen Autorinnen und Autoren. Die grössten Unterschiede in den Texten offenbarten sich naturgemäss in der Sprache, dem Storytelling und den Themen. Angefangen bei einer düsteren Darstellung der Selbsterkenntnis über eine Ode an die Pfadfinder bis hin zu einer Abrechnung mit der Ignoranz gewisser Touristen.
Zwei Perlen, die in der Jury-Bewertung besonders überzeugten, sollen hier ebenfalls hervorgehoben werden: In «Von Müttern und Bäumen» brilliert Läura Maurer, Studentin in Illustration Fiction an der Hochschule Luzern, mit stilsicherer Erzählkunst, präziser Sprache und Wortwitz. Ausserdem mit einer Geschichte, die zum Nachdenken anregt und fast beiläufig eine Person auf liebevolle Weise porträtiert. Als Bonus (ohne Bewertung) liefert die Autorin eine Illustration aus eigener Hand mit.
Auf aussergewöhnliche Weise thematisiert Mikko Kahi mit «Memento Mori» ein Thema, worüber man aufgrund seiner Schwere oftmals lieber schweigt. Der Student in Datascience an der FHNW fesselt und verwirrt zugleich mit einer Erzählung, in der nicht sofort klar ist, worum es geht. Mit originell eigensinnigem wie auch makabrem Ansatz steigert sich die Neugier beim Lesen. Die Auflösung hinterlässt zumindest Denkfalten auf der Stirn, wenn nicht sogar eine Träne im Auge. Der Tod kommt manchmal eben sehr viel zu früh.
Wir danken allen Autorinnen und Autoren herzlich, die das Interesse hatten und sich die Zeit genommen haben, am Wettbewerb teilzunehmen. Die Texte bleiben selbstverständlich auf fhnews.ch weiterhin zugänglich.
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